Chris Wylie: Vom „schwulen Veganer, der Steve Bannon's Mindfuck-Tool ersann“, zum Whistleblower

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Christopher Wylie ist der Whistleblower-Posterboy der Stunde. In allen Medien berichtet er über seine Schlüsselrolle beim Facebook-Datenklauskandal im Trump-Wahlkampf. Dabei macht er keinen Hehl daraus, dass er schwul ist. Wie passt das zusammen?

Foto: twitter.com/chrisinsilico

Der Facebook-Aufschrei um Steve Bannons Millionen-Datenklau im Rahmen des Trump-Wahlkampfs wächst sich vom politischen Skandal immer mehr zur Diskussion über die Rolle von LGBTIQ* in derartigen Zusammenhängen aus. Der Grund dafür ist Christopher Wylie. Der 28-Jährige, der die aktuelle Debatte durch Enthüllungen über seine Schlüsselrolle in der Affäre angestoßen hat, macht keinen Hehl aus seinem Schwulsein. Im Guardian-Interview mit Carole Cadwalladr formulierte er klar und deutlich: „Ich war der schwule, vegane Kanadier, der Steve Bannon dabei half, seinen Mindfuck-Feldzug zu entwickeln.“ Bannon hatte in seiner Rolle als Wahlkampfberater von Donald Trump das britische Unternehmen Cambridge Analytica beauftragt, soziale Netzwerke für die Popularisierung seines Klienten zu instrumentalisieren. Hier kam IT-Experte Christopher Wylie ins Spiel, der das Knowhow hatte, um Facebook-Profile nicht nur zu analysieren, sondern sie auch in Richtung einer politischen Einflussnahme zu manipulieren. Wylie berichtet, dass seine Auftraggeber – allen voran Bannon und Hauptinvestorin Rebecca Mercer  – Schwule in Sachen Meinungsbildung als Indikatoren sahen: „Sie sahen uns (Schwule, Anm. d. Red.) als Wegweiser. Sie wussten, wenn man die Schwulen an Bord bekommt, folgt auch der Rest.“ 

Dass Wylie sich damit vor den Karren eines Teams mit einer offenkundig homophoben Agenda spannen ließ, erklärt er vor allem mit seiner Naivität. Aber auch mit dem Reiz, einen Freibrief für alle Hacker-Methoden bekommen zu haben, die ihm in den Sinn kamen. Auch dass er an einer Doktorarbeit zum Thema Trendsetting gearbeitet habe, sei von Relevanz gewesen. Auf diese Weise habe er dazu beigetragen, die Daten von 50 Millionen Usern zu bunkern, um sie für Bannons  „Mindfuck“ zu verwenden. Karriereambitionen schlagen ethisches Bewusstsein. Ob dabei auch das Kompensieren von Komplexen vor einer Welt, die Schwule eigentlich ablehnt, eine Rolle spielt, kann nur gemutmaßt werden. Fakt ist, dass Wylie wegen seiner damaligen Aktivitäten ein schlechtes Gewissen hat. Das war der Grund für seine Whistleblower-Offensive. Er will etwas wiedergutmachen. 

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