Neben Homohasser Mike Pence: Dr. Anthony Fauci lobt Queercommunity

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Der Held der Corona-Krise war auch der Held der Aids-Krise: In einer Rede zog Fauci nun Verbindungen zwischen den beiden Pandemien bezüglich der Stigmata, die sich für Minderheiten ergeben. In den USA ist besonders die PoC-Community von COVID-19 betroffen. Dabei lobte der Immunologe die Queercommunity und sagte, allein ihr starkes Auftreten und ihr Aktivismus habe etwas an den Stigmata geändert. Dabei stand er – ausgerechnet – neben Mike Pence. 

Dr. Anthony Fauci ist seit 1984 der Direktor des National Institute of Allergy and Infectious Diseases in den USA – und damit auch der Hauptansprechpartner während der Aids-Krise. Nicht nur das: Der Immunologe hat als Mitglied des National Institutes of Health bereits jedem US-Präsidenten seit Ronald Reagan als Berater gedient. 

Am Dienstag äußerte er sich bei einem Briefing im weißen Haus in Washington zu Beweisen, dass COVID-19 einen unverhältnismäßig starken Einfluss auf die afroamerikanische Community des Landes habe. Er zog dabei einen direkten Vergleich zu den Auswirkungen der Aids-Krise auf die queere Community.

Eine Analyse der Washington Post zeigte, dass in den USA Landkreise mit mehrheitlich afroamerikanischen Einwohnern bis zu dreimal so viele Infektionen und bis zu sechsmal so viele Todesfälle zu beklagen haben wie Landkreise mit mehrheitlich kaukasischen Einwohnern. 

Fauci ging in seiner Rede darauf ein – ihm zufolge sei es nicht so, dass sich Afroamerikaner häufiger infizieren. Eher würden medizinische Grunderkrankungen wie Diabetes, Bluthochdruck, Fettleibigkeit und Asthma, die in der Community häufiger vertreten sind, die Betroffenen auf die Intensivstation bringen und letztlich zu einer höheren Sterblichkeitsrate führen. Er sagte:

Manchmal, wenn man sich mitten in einer Krise befindet, wirft dies ein sehr helles Licht auf einige der Schwächen unserer Gesellschaft.

In den USA ist laut der Zeitung Die Welt die statistische Wahrscheinlichkeit für Afroamerikaner, nicht krankenversichert zu sein, doppelt so hoch wie für weiße Amerikaner. Zudem lebt mehr als ein Fünftel der afroamerikanischen Bevölkerung in den USA in Armut – wieder doppelt so viele wie in der weißen Bevölkerung. Und die Community lebt in dichter besiedelten Gebieten und arbeitet oft in Berufen, in denen Maßnahmen wie Home Office nicht möglich sind. 

Fauci machte deutlich, es habe für die afroamerikanische Gemeinschaft schon immer gesundheitliche Ungleichheiten gegeben. COVID-19 werfe nun wie HIV in den 1990ern ein Licht darauf, wie akzeptabel diese Ungleichheiten seien – denn Minderheiten würden unverhältnismäßig stark unter einer solchen Krise leiden. 

Dann findet Fauci schöne Worte, die Mut machen: 

Wenn Sie zurückblicken, dann herrschte in dieser Zeit ein außerordentliches Stigma vor allem gegen die Homosexuellen-Gemeinschaft  und als die Welt erkannte, wie die Homosexuellen-Gemeinschaft auf diesen Ausbruch mit unglaublichem Mut und Würde und Stärke und Aktivismus reagierte... Ich glaube, das war der Moment, der wirklich etwas an dem Stigma gegen die Homosexuellen-Gemeinschaft geändert hat.


Machte Trump den Bock zum Gärtner?

Dr. Faucis Rede wird noch positiver angesichts der Tatsache, dass er sie hielt, während er neben Vizepräsident Mike Pence stand. Der Republikaner leitete am Höhepunkt der Aids-Krise in den 1990er Jahren ein ThinkTank-Institut der rechtsgerichteten Indiana Policy Review Foundation und machte sich einen Namen mit der Förderung eben dieser Stigmata, die Fauci in seiner Rede anprangerte. 

So argumentierte Pence beispielsweise, dass Homosexuelle keinen rechtlichen Schutz verdienten, weil Homosexualität im allerwenigsten Fall eine Entscheidung des Einzelnen sei und im allerhöchsten Fall ein erlerntes Verhalten. Im Jahr 2000 veröffentlichte er ein Wahlmanifest, in dem er aufrief, bestimmten Organisationen Finanzmittel für die HIV/Aids-Prävention zu streichen – und zwar solchen, die „Verhaltensweisen, die die Verbreitung des HI-Virus begünstigen, feiern und fördern“. 

Sein Kampf gegen HIV/Aids sieht anders aus: Das Verbot des Nadelaustauschprogramms und Kürzungen bei den HIV-Tests führten in seiner Zeit als Gouverneur von Indiana zu einem hohen Anstieg von HIV-Infektionen. Allein in der Kleinstadt Austin infizierten sich 200 Menschen mit dem Virus, bis Pence die Reißleine zog – und sich anschließend für die Lösung des Problems feiern ließ. 

Trump machte Pence Ende Februar zum Vorsitzenden der Coronavirus-Taskforce im Weißen Haus. Er lobte ihn mit den Worten:

„Ich denke, er hat im Gesundheitswesen eine phänomenale Arbeit geleistet. Eine der besten, wenn nicht sogar die beste Arbeit des Landes.“

Beruhigend, dass Dr. Anthony Fauci auch noch da ist. 

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