Ehe-für-alle-Fehlstart in Tschechien: „Ärgerlich, aber wir bleiben dran!“

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Das Thema Ehe für alle war fest eingeplant für den Debatten-Mittwoch im Unterhaus des tschechischen Parlaments (blu berichtete). Diverse LGBTIQ* waren erschienen, um den Verlauf zu verfolgen. Am Ende wurde das Thema vertagt. Doch die Aktivisten bleiben kämpferisch

Foto: instagram.com/jsmefer/

Ein Gesetzentwurf über die Förderung des Sports war schuld. Mit diesem Thema hielten sich die Parlamentarier der tschechischen Abgeordnetenkammer am Mittwoch so lange auf, dass darüber die für 14.30 Uhr anberaumte erste Lesung eines Gesetzentwurfs zur Ehe für alle das Nachsehen hatte. LGBTIQ*-Aktivist Czeslaw Walek, der den Verlauf des Tages als Leiter der Ehe-für-alle-Kampagne Jsme Fér verfolgte, äußerte sich danach gleichzeitig verärgert und kämpferisch: „Seit zwölf Jahren, seit 2006, hat sich am Status von LGBT-Menschen und ihren Familien in unserem Land nichts verbessert (damals wurde die Registrierung gleichgeschlechtlicher Lebenspartnerschaften eingeführt, Anm. d. Red.). Nicht nur Schwule und Lesben selbst, sondern auch ihre Angehörigen, Freunde und Bekannten wollen Veränderungen. Wir glauben fest daran, dass die Verhandlung in den kommenden Wochen nachgeholt wird und der Gesetzentwurf für die Ehe für alle erfolgreich sein wird."

Auch Jsme Fér-Anwältin Adele Horakova erteilte konservativen Kräften, die nun auf eine dauerhafte Vertagung der Ehe-Debatte hoffen, eine Absage: „Wir bleiben dran und bemühen uns, die erste Lesung des Gesetzentwurfs noch im November zu erörtern und damit den nächsten Schritt voranzutreiben.“ Bei Instagram ergänzte Walek: „Das Thema wurde für heute angesetzt, aber dass es nicht verhandelt wurde, bedeutet nur, dass ein neuer Termin gefunden werden muss. Ja, es ist ärgerlich, aber wir sorgen dafür, dass es sehr bald weitergeht.“

Gleichzeitig wiesen die Aktivisten darauf hin, dass sich im Juni die Regierung von Tschechiens Ministerpräsident  Andrej Babiš zugunsten einer Eheöffnung positioniert hatte, und dass bei einer Petition für die Ehe für alle 70.000 Unterschriften von Unterstützern zusammenkamen. Trotz der Enttäuschung sind die Vorzeichen also positiv. Gegenwind gibt es trotzdem. So setzten LGBTIQ*-Gegner die Debatte eines Gesetzentwurfs durch, der die Ehe als Bund zwischen Mann und Frau definieren und damit gleichgeschlechtlichen Ehen einen Riegel vorschieben würde (blu berichtete).

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