Und täglich grüßt das ... Grindr verkaufte Daten

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Trotz Datenschutz-Grundverordnung werden wichtige App-Benutzerdaten immer noch unkontrolliert verarbeitet, an Dritte weitergegeben bzw. verkauft oder für fragwürdige Zielgruppen-Findung bereitgestellt. Vor allem Betreiber beliebter Dating-Apps verstoßen mit dieser Praxis tagtäglich gegen europäisches Recht.

Zu diesem vernichtenden Urteil kommt ein am 14. Januar 2020 veröffentlichter Bericht des norwegischen Verbraucherrats Forbrukerrådet. Insgesamt zehn Apps standen im Fokus der Untersuchung.

In der Zusammenfassung des Berichts heißt es:

„Zwanzig Monate nach Inkrafttreten der Datenschutz-Grundverordnung werden Verbraucher immer noch umfassend ausgespäht und haben keine Möglichkeit, in Erfahrung zu bringen, welche Unternehmen ihre Daten verarbeiten und wie sie das verhindern können. Die Adtech-Branche** arbeitet mit einer unkontrollierten Weitergabe und Verarbeitung von Daten, obwohl sie die meisten, wenn nicht sogar alle der in diesem Bericht identifizierten Praktiken einschränken sollte.“


Der norwegische Verbraucherrat fand beispielsweise heraus, dass die Dating-App OkCupid höchst persönliche Daten über Sexualität, Drogenkonsum, politische Ansichten usw. mit der Mobile-Marketing-Automatisierungssoftware Braze teilt. Die bei homosexuellen Männern beliebte Dating-App Grindr wiederum gibt pikante Informationen über die sexuelle Orientierung ihrer Nutzer weiter. 

Da die Betreiber von Online-Dating-Apps wie Grindr mit ihrer Praxis gegen europäisches Recht verstoßen, hat der norwegische Verbraucherrat inzwischen eine allgemeine Datenschutzbeschwerde eingereicht.

Suche nach homophoben Zielgruppen leicht gemacht

Auf Twitter wiederum war es einem BBC-Bericht zufolge möglich, dass Werbetreibende mit ihren Beiträgen gezielt Hassgruppen, etwa Neonazis oder LGBTIQ*-feindliche Gruppierungen, ansprechen konnten. Getestet hatte die BBC unter anderem Schlagwörter wie „transphobic“, „anti-gay“ und „white supremacists“. Eine Kampagne mit den Schlagwörtern „islamophobes“, „islamaphobia“, „islamophobic“ und „#islamophobic“ hätte in Großbritannien beispielsweise 92.900 bis 114.000 Nutzer*innen erreicht.

Twitter räumte ein, das Unternehmen habe „Richtlinien zur Vermeidung des Missbrauchs von Keyword-Targeting“ eingeführt, diese aber nicht korrekt angewendet. So seien sensible und diskriminierende Schlagwörter nicht ausgeschlossen worden.

„In diesem Fall waren einige dieser Begriffe für Targeting-Zwecke zulässig. Das war ein Fehler.“

Auch wenn Twitter angibt, den Fehler mittlerweile korrigiert zu haben, befürchten Anti-Extremismus-Organisationen wie Hope Not Hate, dass die Werbung von Twitter ein Propaganda-Tool für rechtsextreme und homophobe Gruppierungen werden könnte.


**Ad Tech steht für Advertising Technology und bezieht sich auf verschiedene Arten von Analytics und digitale Tools, die im Zusammenhang mit Werbung eingesetzt werden.

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