Medienmafia statt Kommunisten? Gerücht um Grindr-Verkauf

by

Foto: paz.ca / CC BY 2.0 / wikimedia.org

Im letzten Jahr hatte die amerikanische Regierung in ihrem Handelskrieg gegen China nicht nur gegen Techgiganten Huawei interveniert, sondern auch den chinesischen Besitzer von Grindr zum Verkauf verdonnert (wir berichteten). Ein Bieter sorgt nun für Spekulationen.

Ausgerechnet ein Mailänder Startup, das zum Clan der Berlusconis gehört, soll laut mehreren übereinstimmenden Berichten einer der aussichtsreichsten Kandidaten im Bieterrennen um die Dating-App mit rund 27 Millionen Nutzern sein. Die bietenden Firma Bending Spoons gehört über Investmentfonds auch Barbara, Eleonora und Luigi Berlusconi, drei der fünf Kinder des ehemaligen italienischen Regierungschefs Silvio Berlusconi. Dieser war bisher nicht gerade durch queerfreundliche Aktionen in Erscheinung getreten, allerdings ist er auch nicht dafür bekannt, für den Erfolg seines undurchsichtigen Medienimperiums überhaupt moralische Überlegungen anzustellen, was ihm schon mehrere aufsehenerregende Justizverfahren einbrachte. 

Chinesen lachende Gewinner?

Für die derzeitigen chinesischen Inhaber, die Beijing Kunlun Tech Co, könnte sich der auch unter Datenschutzvorwänden initierte Verkaufszwang durch die Trump-Administration als doppelter Glücksfall erweisen: Kunlun hatte Grindr in zwei Tranchen 2016 und 2018 für rund 156 Millionen US-Dollar erworben, die Italiener sind laut Medien bereit 260 Millionen US-Dollar für die weltweit bekanntest schwule Sex-App hinzublättern. Mit sattem Gewinn würden die Chinesen neben der App auch gleichzeitig die mit ihr verbundenen Probleme los werden: Nach internationalen Sicherheitsbedenken wegen der lachsen chinesischen Datenschutzbestimmungen gleich zu Beginn ihres Investments (wir berichteten), waren erst Anfang dieses Jahres Ermittlungen norwegischer Datenschützer bekannt geworden (wir berichteten), die in europäische Gerichtsverfahren münden werden und ein nicht zu unterschätzendes Geschäftsrisiko für die Besitzer der App darstellen. 

Profitieren die Nutzer?

Für die Nutzer der App könnte ein Verkauf an das italienische Unternehmen und seine Investoren positive Auswirkungen haben, denn sowohl amerikanische, als auch chinesische Firmen verstanden es bisher immer ausgezeichnet, sich den in der Europäischen Union gültigen Datenschutzbestimmungen mal legal und mal illegal zu entziehen. Einem Unternehmen auf EU-Boden dürfte dies wesentlich schwerer fallen, beziehungsweise dürfte das Sanktionsrisiko durch Behörden um ein vielfaches höher eingeschätzt werden. 

Spätestens im Juni 2020 wissen wir mehr.  Dann endet die Frist, die die US-Behörden Kunlun für den Verkauf der gelben Sexvermittlungsapp mit dem inzwischen mehr als angekratztem Image gesetzt haben.  

Back to topbutton