Corona und Homophobie: Massenverhaftung in Uganda

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Die ugandische Polizei verhaftete 23 Ugander unter dem Vorwand, durch das Zusammenleben in einer Notunterkunft zur Verbreitung von COVID-19 beigetragen zu haben.

Die Razzia am 29. März richtete sich gegen eine Unterkunft für queere Menschen der Children of The Sun Foundation Uganda (Cosf Uganda), einer lokalen LGBTIQ*-Organisation am Rande der ugandischen Hauptstadt Kampala. Wie der Fernsehsender BBS TV berichtete, wurden die 23 Ugander beschuldigt, gegen eine Direktive des Präsidenten verstoßen zu haben, die große Ansammlungen von Menschen verbietet, um die Ausbreitung des Virus COVID-19 einzudämmen.

Angeführt vom Bürgermeister des Bezirks Kyengera, Haji Abdu Kiyimba (der Herr mit dem blau-weiß gestreiften T-Shirt), schlug die Polizei mit Schlagstöcken auf die Bewohner der Notunterkunft ein. Anschließend wurde die Gruppe zusammengetrieben und zu einem „Spaziergang der Schande“ gezwungen – wie bei einem Spießrutenlauf mussten die 23 Männer durch das Dorf bis zur nächstgelegenen Polizeistation Nkokonjeru im Bezirk Kyengera gehen.

Zahlreiche Dorfbewohner wohnten dem ‚Spektakelʻ bei und ließen ihre Frustrationen an den Männern aus. „Sie gehen wie Mädchen“, „Sie tragen Schminke auf“, „Sie sind jung. Warum können sie nicht heiraten?“, waren einige der Kommentare der Dorfbewohner.

Weiterer Höhepunkt einer Verfolgungswelle

Queere Menschen in Uganda werden von der Gesellschaft stark diskriminiert; homophobe Polizeiaktionen, Hetzjagden und Hassverbrechen stehen an der Tagesordnung (das männer* Dossier zum Thema). Der Grund: Politische Führer und die meisten Kirchen in diesem überwiegend christlichen Land predigen, dass Homosexualität eine Sünde ist.

Hinzu kommt, dass der Bevölkerung die Angst vor SARS-CoV-2 im Nacken sitzt. In Uganda gibt es derzeit 33 bestätigte Fälle mit COVID-19. Vermutlich gelangte das Virus über einen Ugander, der Anfang dieses Jahres aus Dubai zurückgekehrt war, in das Land. Weil evangelikale Fundamentalisten aber behaupten, homosexuelle Praktiken seien die Ursache für die Pandemie in Afrika, wurden die Bewohner der Notunterkunft beschuldigt, den Fluch des Virus in ihr Dorf gebracht zu haben.

Die Uganda Police Force gab in einer Erklärung bekannt, dass die Männer weiterhin in Haft bleiben und vor Gericht gestellt werden sollen. Die Anklagepunkte: Ungehorsam gegenüber der gesetzlichen Ordnung, Vernachlässigung, die zu einer Krankheitsinfektion führen kann, „und alle anderen Anklagepunkte, die sich aus den Untersuchungen bis zum Abschluss der heutigen Geschäfte ergeben könnten“.

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