Polen: Kaczyński nennt LGBTIQ*-Bewegung „Bedrohung der Nation“

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Bei einem Patriotismus-Vortrag in Włocławek hat der Chef der polnischen Regierungspartei PiS Jarosław Kaczyński die Bevölkerung zur Akzeptanz des Christentums aufgerufen und vor der LGBTIQ*-Bewegung gewarnt. Letztere bedrohe die polnische Identität und die Nation.

Foto: Wikimedia Commons / User:Boston9 / CC-BY-SA-3.0-PL

Die Stimmungmache gegen LGBTIQ* durch die polnische Regierungspartei PiS hat Tradition und ist ein zentrales Thema im Europawahlkampf (blu berichtete). In einer Rede, die Parteichef Jarosław Kaczyński am Mittwoch auf der Konferenz „Polnisches Leben – Stolz und Pflicht“ in Włocławek hielt, bekam sie eine neue Qualität. In der Ansprache appellierte Kaczyński an den Patriotismus und die Religiosität seiner Landsleute. Unter anderem fiel die Äußerung: „Jeder muss das Christentum akzeptieren.“ 

In diesem Zusammenhang übte Kaczyński herbe Kritik an dem polnischen Blockbuster-Film „Kler“ („Klerus“, siehe Trailer unten), der von Intrigen und Missbrauch in der katholischen Kirche handelt und durch die Figur des schwulen Geistlichen Lisowski auch die Positionen und Seilschaften schwuler Priester im katholischen Klerus thematisiert. Der Film von Wojciech Smarzowski war in Polen ein Kassenerfolg und gewann beim Filmfestival in Gydnia unter anderem den Publikumspreis und die Auszeichnung als bester Film des Jahres.

In seiner Breslauer Rede bezeichnete Kaczyński „Kler“ als „Angriff auf die Kirche“, um dann fortzufahren: „Wir haben es mit einer direkten Attacke auf die Familien und Kinder zu tun – die Sexualisierung von Kindern, die ganze LGBT-Bewegung, die Geschlechterdebatte. All das ist importiert, aber heute bedroht es unsere Identität, unsere Nation, ihr Fortbestehen und den polnischen Staat.“ 

Dass Kaczyński sich durch das „importiert“ offensiv von westlichen Nachbarstaaten abgrenzt und zudem eine ähnliche LGBTIQ*-Leugnung betreibt wie Russlands Putin und der tschetschenische Präsident Kadyrow ist nicht neu, verleiht der Aussage aber internationale Strahlkraft. So sorgt die Äußerung nicht nur in Polen für Aufsehen, sondern wurde sogar beim amerikanischen TIME-Magazin zur Top-Schlagzeile. 

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