Polnische Aktivistin wegen Bild von Regenbogen-Madonna festgenommen

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In Polen wurde am Montagmorgen die Aktivistin Elżbieta Podlesna festgenommen, weil sie für eine Protestaktion gegen homophobe Bigotterie in der katholischen Kirche der Schwarzen Madonna von Tschenstochau einen Regenbogenheiligenschein verpasst hat. Aktivisten verurteilen die Verhaftung. Polens Innenminister Joachim Brudziński kündigt trotzdem juristische Folgen an. 

Foto: twitter.com/AmnestySlovakia

Polens Innenminister Joachim Brudziński stellte am Montag in einem Tweet klar: „Kein Bedürfnis nach Freiheit und ‚Toleranz‘ (...) rechtfertigt die Verletzung der Gefühle von Gläubigen.“ Diese Aussage folgte auf ein Lob an die polnische Polizei für die „Identifizierung und Inhaftierung einer Person, die verdächtigt wird, das Bild der Muttergottes geschändet zu haben“. Mit dieser Person war Aktivistin Elżbieta Podlesna gemeint. Sie hatte die Madonna mit dem Regenbogen-Heiligenschein als Protest gegen homophobe Bigotterie in der katholischen Kirche entworfen und damit schon Ende April eine Kontroverse in ihrer Heimat ausgelöst, auch weil sie als Vorlage die Madonna von Tschenstochau gewählt hatte, die in Polen als nationales Symbol gilt.

Nachdem Podlesna am Wochenende von einer Reise zu einem Vernetzungstreffen mit Amnesty-Aktivisten in Belgien und den Niederlanden zurück nach Polen gekommen war, wurde sie am Montag um 6 Uhr morgens in ihrer Wohnung verhaftet. Es wurden Laptops und Handys konfisziert, Podlesna wurde auf eine Polizeiwache in Płock mitgenommen und mehrere Stunden festgehalten. Nach einem Geständnis soll sie wieder freigelassen worden sein, doch Brudziński kündigte ein juristisches Nachspiel an. 

Aktivisten in Europa und den USA verurteilen die Maßnahmen und solidarisieren sich mit Elżbieta Podlesna. So schreibt Amnesty-Menschenrechtsforscherin für Europa Barbora Cernusakova in einer Stellungnahme: „In Ermangelung eines Verbrechens, können wir nur feststellen, dass Elżbieta für ihren friedlichen Aktivismus verhaftet wurde. Amnesty International ruft die polnischen Behörden auf, die Verfolgung friedlicher Protestler und Aktivisten in Polen einzustellen, inklusive der willkürlichen Verhaftung von Menschen, die für ihre Rechte kämpfen. Aktivisten daran zu hindern, ihre Sichtweisen auf ihr Land frei zu äußern, ist rechtswidrig und muss auf der Stelle aufhören.“ 

Der Aufruf kommt zur rechten Zeit. Polens regierende PiS-Partei (der auch der Innenminister angehört) macht derzeit massiv Stimmung gegen LGBTIQ* (blu berichtete).

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