Katar – wie sicher wird die Fußball-WM?

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Die Fußball-Weltmeisterschaft beginnt am 20. November und lockt zahlreiche Fans an. Die diesjährigen Meisterschaften finden im arabischen Golfstaat Katar statt. Ein Land, dass sich nach außen hin als sehr prunkvoll und reich darstellt, allerdings machen die Gesetze und vorherrschenden Moralen innerhalb des Staates das Leben von LGBTIQ*-Personen nur wenig sicher.

Rechtssituation

In Katar steht die Homosexualität laut Paragraf 296 des Strafgesetzbuches unter Freiheitsstrafe bis zu sieben Jahren. Im Strafgesetzbuch des Landes steht:

Leading, instigating or seducing a male by in any way to commit sodomy or dissipation.

Human Rights Watch (HRW) wirft Katar die Festnahme und darauffolgende Misshandlung von queeren Menschen vor, doch der Golfstaat weist diese zurück. Angesichts der anstehenden WM, für welche auch viele LGBTIQ*-Personen nach Katar reisen werden, hat die Organisation auf dieses Thema ein genaueres Auge geworfen. 

Zeugnisse der Taten

Die Human Rights Watch dokumentiert sechs Fälle mit starker Körperverletzung und fünf Fälle von sexueller Belästigung in Polizeigewahrsam in der Zeit zwischen 2019 bis 2022. Die festgenommenen Personen äußerten gegenüber HRW, dass sie für teils mehrere Wochen in einem Untergrundgefängnis festgehalten wurden, ohne, dass ihnen ein Rechtsbeistand oder Kontakt zur eigenen Familie gewährt wurde. 

Einige wurden per unerlaubter Smartphone Überwachung festgenommen, andere aus Gründen des Aussehens. Eine trans Frau wurde beispielsweise mit der puren Begründung festgenommen, auf öffentlicher Straße eine Frau imitiert zu haben. Das habe als Grund der Festnahme bereits ausgereicht. Die Methodiken, um den Festgenommenen Geständnisse, wie die Offiziere sie gerne hören möchten, zu entlocken, waren und sind sehr vielfältig. Die Frau wurden unter Zwang zu einem Psychologen geschickt, damit dieser aus ihr wieder einen „richtigen Mann" macht. Von mentaler, physischer und psychologischer Misshandlung wurde also in breiter Ausführung gebraucht gemacht, auch brutale Schläge bis hin zur Bewusstlosigkeit, sowie gezwungene Aussagen nach sexueller Belästigung waren leider kein Seltenes. 

(Die spannenden Berichte sind hier einzusehen: Human Rights Watch)

Die Fußball-WM

Foto: Mohammed Dabbous / Anadolu Agency /AFP

Bei einer Pressekonferenz mit Bundeskanzler Scholz und Emir Tamim Bin Hamad Al Thani machte dieser deutlich, dass in Katar jede*r willkommen sei.

„Wir hindern niemanden daran, nach Doha zu kommen. Aber wir erwarten und wollen, dass die Menschen unsere Kultur respektieren."

Auch Nasser Al Khater, der Vorsitzende des WM-Organisationskomitees in Doha betonte 2021 niemand müsse sich bei einem Besuch bedroht fühlen, verteidigte aber ebenfalls zeitgleich die LGBTIQ*-feindliche Politik des Landes (männer* berichtete). Widersprüche, wie der Folgende, tragen wenig zu Klarheit bei. Auch wenn FIFA Vorsitzender Giovanni Infantino behauptet, dass im Stadion das Schwingen von Regenbogenfahnen erlaubt sei, meldet ein hochrangiger Offizier Katars, dass die Flaggen den Fans weggenommen werden sollen. 

Die Reaktion der Außenwelt

Die Organisation Human Rights Watch rät vorab queeren Fußball-Enthusiasten, nicht in das Emirat zu reisen. Zudem wird die FIFA aufgefordert, Druck auf das Land auszuüben, um Rechte und Schutzmaßnahmen für LGBTIQ*-Personen einzurichten. Die LGBTIQ*-Expertin der HRW Rasha Younes richtet sich mit einem Appell an das Land, um die vorherrschende Gewalt zu stoppen:

„Die katarischen Behörden müssen die Straflosigkeit für Gewalt gegen LGBT-Personen beenden. Die Welt schaut zu."

Foto: Ruslan Kaniuka / NurPhoto / AFP

Bei einem Fußball Spiel in Dortmund am 22. Oktober wurden bereits Banner gezeigt, die sich klar gegen eine WM in Katar aussprechen. Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) hatte bereits in der Vergangenheit angemerkt, dass bei künftigen internationalen Sportevents die Vergabe „an menschenrechtliche Standards" geknüpft werden sollte. Um sich der Sicherheit der queeren Menschen während der WM zu widmen, wird die für Sport zuständige Bundes­innenministerin Nancy Faeser (SPD) mit einigen LGBTIQ*-Personen, unter anderem Mr. Gay Germany 2020 Benjamin Näßler, nach Katar reisen. Ziel dieser Reise ist es, dass sich alle queeren Fußball-Fans, zumindest im Stadion, sicher ausleben können, ohne sich vor einer Festnahme fürchten zu müssen.

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