Liebe kennt keine Pause!

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Foto: Philipp Gärtner

Der amtierende Mr Gay Germany Benjamin Näßler setzt sich weiterhin für queere Rechte und queere Gleichberechtigung im Sport ein. Zur Fußball-WM 2022 in Katar hat er Im Frühjahr 2021 zusammen mit der Bernd Reisig Stiftung die Aktion „Liebe kennt keine Pause“ inklusive einer Unterschriften-Petition ins Leben gerufen.

Hintergrund: WM-Chef-Organisator Hassan Al Thawadi hatte die Besucher dazu aufgefordert, die Gepflogenheiten des islamischen Landes zu respektieren und insbesondere die Sichtbarkeit von Homosexualität für die Zeit der WM de facto pausieren zu lassen: „Es gehört nicht zu unserer Kultur, Zuneigung zu zeigen, unabhängig von der sexuellen Orientierung“.

Der Unterschied zu heterosexuellen Paaren: Homosexualität ist in Katar strafbar; für LSBTIQ*-Fußballfans vor Ort könnte das im schlimmsten Fall ein Gefängnisaufenthalt bedeuten.

Benjamin Näßler meint: „Wer ein weltoffenes und weltumfassendes Sportevent organisiert, der muss auch weltoffen und tolerant sein. Da gehört es sich einfach nicht, dass man sagt, die Homosexuellen dürfen kommen, aber sie sollen doch bitte ihre Homosexualität nicht ausleben. Aber Liebe kennt keine Pause“.

Außerdem verdeutlichte die FIFA bereits 2017 in ihrer Menschenrechtserklärung, dass im Rahmen ihrer Veranstaltungen ein diskriminierungsfreies Umfeld anzustreben sei und jegliche Diskriminierung (ausdrücklich auch aufgrund der sexuellen Orientierung) verboten ist.

Die arabischen Organisatoren scheinen aufgrund des internationalen Drucks vorsichtig einzulenken: Die von der FIFA geforderten Regeln zur Förderung von Toleranz und Inklusion sollen eingehalten werden und trotz der queer*feindlichen Gesetzgebung werde man nicht gegen queere Symbole wie Regenbogenflaggen vorgehen (männer* berichtete) . Zumindest queere Fußballfans scheinen damit vor Gefängnisstrafen gefeit; für die queere Community Katars gibt das allerdings nicht. Im Interview erklärt Benjamin Näßler die Situation und den Stand der Aktion „Liebe kennt keine Pause“.

Foto: Philipp Gärtner

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Benjamin, eure Unterschriften-Petition „Liebe kennt keine Pause“ läuft bereits seit gut einem halben Jahr; wieviel Unterschriften konntet ihr sammeln und seid ihr damit zufrieden? Was soll mit der Petition weiter geschehen?

Derzeit haben wir über 5.750 Unterschriften bereits sammeln können. Die Tatsache, dass die Fußball Weltmeisterschaft noch über 12 Monate in der Zukunft liegt, ist es aus meiner Sicht eine sehr gute Zwischenbilanz. Selbstverständlich wollen wir weitere Unterschriften einsammeln und die Zahl noch viel viel weiter steigern!

Am Ende werden die Unterschriften an den DFB übergeben mit dem ausdrücklichen Wunsch, dass wir jetzt auch Taten vom DFB erwarten. Denn dafür haben die ganzen Menschen bisher unterschrieben und werden in Zukunft unterschreiben, dass ein Zeichen gesetzt wird.

Es gibt auch eine Reihe prominenter Botschafter*innen, die die Aktion unterstützen. Unter ihnen gibt es allerdings nur wenige Fußballer*innen – bezeichnend für das Thema Homosexualität im Fußball?

Der Fußball tut sich derzeit noch sehr schwer damit. Ich glaube nicht, dass sich die Verantwortlichen dem Thema nicht stellen wollen. Ich glaube eher, dass Sponsoring und die Verflechtungen innerhalb des Sports eine große Rolle spielen.

Wir sind aber derzeit dran, den ein oder anderen Spieler und/oder Verein für unsere Kampagne und für dieses wichtige Thema zu begeistern.

Das Organisatoren-Team in Katar hat verlauten lassen, dass es die Regeln der FIFA mit diskriminierungsfreien Spielen einhalten wird; Regenbogenflaggen seien erlaubt. Reicht euch das?

Am Ende bringen uns Regenbogenflaggen nichts, die lediglich aufgrund der Weltmeisterschaft geschwenkt werden dürfen. Viel wichtiger ist, dass diese auch davor und danach gezeigt werden dürfen, als auch auf dem Platz ein klares Zeichen für Diversität und für Menschenrechte gesetzt wird. Denn es muss für die ganzen Menschen die darunter leiden ein Zeichen gesetzt werden, dass sie nicht alleine sind und der Fußball hier an ihrer Seite steht. So können wir am Ende auch eine Veränderung herbeiführen, die zum Wohle der LGBT* Community ist.

Gab es bereits Reaktionen auf die Petition? Was erwartet ihr von offizieller Seite als Unterstützung?

Wir haben schon viele positive Reaktionen erhalten. Sowohl von den ganzen Botschaftern, die unsere Aktion unterstützen, als auch von vielen Menschen aus der ganzen Republik.

Die Erwartung an den DFB ist ganz klar. Wir wollen, dass in Katar neben dem Fußball auch ganz klar die Menschenrechte und im Speziellen die Rechte der LGBT* Community angesprochen werden und ein Zeichen dafür gesetzt wird. So wie der DFB es in seinem Ethik Kodex festgehalten hat und es mit der Unterschrift der „Charta der Vielfalt“ zum Ausdruck gebracht hat.

Foto: Philipp Gärtner

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Mehr Infos über www.liebekenntkeinepause.de – dort kann man auch die Petition mit einer Unterschrift unterstützen.

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