Maricoin – erste queere Kryptowährung geht an den Start

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Mit einer Kryptowährung namens Maricoin wollen sich queere Unternehmer aus Spanien den wirtschaftlichen Einfluss der Community zunutze machen und die Gewinne in der Community halten. Der Handel mit dem Maricoin startet am 22. Februar.

Ende 2021 ging Maricoin als Pilotprojekt mit ein paar Unternehmen im queeren Madrider Stadtteil Chueca an den Start. Am 22. Februar soll die virtuelle Währung in den Handel kommen und dann auf der ganzen Welt als Zahlungsmittel in LGBTIQ*-freundlichen Geschäften und bei queeren Veranstaltungen eingesetzt werden können. Mehr als 10.000 Menschen stünden bereits auf der Warteliste, um noch vor dem offiziellen Start vergünstigte Maricoins zu ergattern, berichtet der gelernte Friseur und Mitbegründer Juan Belmonte.

„Die Firmen und Händler, die unsere digitale Münze akzeptieren, werden auf einem Stadtplan eingetragen sein, der Besucher*innen einer beliebigen Stadt als LGBTIQ*-Guide dienen wird“,

erläutert Francisco Alcarez, Chef von Borderless Capital, einer in Miami ansässigen Risikokapitalgesellschaft, die Belmonte als Partner geholt hat. Unternehmen, die den Maricoin als Zahlungsmittel akzeptieren wollen, müssen ein „Manifest zur Gleichstellung“ unterzeichnen, mit dem sie sich einverstanden erklären, die Rechte von LGBTIQ*-Personen und „allen, die unter Ausgrenzung leiden“ zu achten und für eine „soziale, ethische, transversale und transparente Wirtschaft“ einzutreten. „Wenn sie aber gegen einen Punkt unseres Antidiskriminierungsmanifests verstoßen, indem zum Beispiel eine schwangere Frau wegen ihrer Schwangerschaft entlassen wird, fliegen sie aus dem Maricoin-Netzwerk raus“, erklärt Alcarez weiter.

Aus „maricon“ wird „Maricoin“

In der Namenswahl der virtuellen Währung zeigte sich Mitbegründer Belmonte kreativ, wenngleich er auch viel Kritik in den sozialen Netzwerken einstecken musste. Die Bezeichnung „Maricoin“ ist eine Ableitung vom spanischen Wort „maricon“, was so viel bedeutet wie „Schwuchtel“. Hunderte Nutzer*innen bezeichneten das Wortspiel mit einem homophoben spanischen Schimpfwort als respektlos gegenüber der queeren Community, auch Parallelen zu anderen homophoben Schimpfwörtern wurden gezogen.

Der 23-jährige Student David Gonzalez kann die Kritik nicht verstehen. „‚Maricon‘ funktioniert nicht wie ‚Schwuchtel‘. Es lässt sich besser mit ‚queer‘ übersetzen“, sagte Gonzalez gegenüber der Thomson Reuters Foundation. „Indem wir uns einen Schimpfwort wieder aneignen, stärken wir uns selbst. [...] Es wäre natürlich nicht dasselbe, wenn mich eine heterosexuelle Person so bezeichnen würde, aber dies ist eine LGBTI-Initiative“, fügte er hinzu. 

Auch Juan Belmonte und Francisco Alvarez sind der Meinung, die Leute hätten die Namenswahl missverstanden. Marcoin sei keine Beleidigung, sondern vielmehr „eng mit dem verbunden, was Pride bedeutet. Und wir sind nicht die ersten, die das tun“, sagte Alvarez.

Mit Maricoin die Welt verändern

Der gelernte Friseur und Unternehmer Belmonte sagte, die Idee für die LGBTIQ*-Kryptowährung sei ihm 2021 während des CSD in Madrid gekommen. Die Ursprünge des Projekts gehen jedoch auf das Jahr 2017 zurück, als Belmonte Zeuge einer Anti-Trans*-Kampagne der konservativen christlichen Gruppe HazteOir in Spanien wurde. Da sei ihm klar geworden, so Belmonte, dass er „etwas tun musste“, um die wirtschaftliche Macht der LGBTIQ*-Community im Kampf gegen Homophobie zu nutzen.

„Wenn wir diese Wirtschaft vorantreiben, warum sollte nicht auch unsere Community davon profitieren, statt Banken, Versicherungen oder große Unternehmen, die LGBTIQ*-Personen oft nicht helfen.“

Selbsterklärtes Ziel ist demnach, mit den Gewinnen LGBTIQ*-Projekte auf der ganzen Welt zu finanzieren. „1 von 5 Coins wird in die Hände von LGBTIQ*-Verbänden auf der ganzen Welt gegeben, was insgesamt 50,5 Millionen Dollar zum Startpreis an den ‚Börsen‘ darstellt (1 MCOIN = 0,025 Dollar)“, heißt es hierzu auf der Webseite. „Zu diesem Betrag kommen 2 Prozent hinzu, die in Papiergeld (Euro oder Dollar) umgewandelt werden können“, um queere Projekte zu unterstützen, die sofortige Liquidität erfordern.

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