Minoritätenstress erhöht Krebsrisiko

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Die American Cancer Society (ACS) hat ihren jährlichen Bericht über Krebsdaten in den USA veröffentlicht, und die Ergebnisse zeigen einen Zusammenhang zwischen der Krebsprävalenz und der Diskriminierung von LGBTIQ*s. Neben statistischen Informationen über neue Krebsfälle und Sterblichkeitsraten enthält der Bericht auch einen eigenen Abschnitt über Krebsdaten in der LGBTIQ*-Community, der gesundheitliche Ungleichheiten in der Krebsvorsorge und -behandlung bei Personen der queeren Community enthüllt und darauf abzielt, „Informationen über Krebsprävention und darüber, was das ACS unternimmt, um Hindernisse bei der Versorgung und Ungleichheiten bei Krebserkrankungen abzubauen“, bereitzustellen.

Der im Januar veröffentlichte Bericht „Cancer Facts and Figures 2024“ ergab, dass „Minoritätenstress“ bei queeren Menschen zu einer Verbreitung gefährlicher Verhaltensweisen führen kann, die das Krebsrisiko erhöhen.

Insbesondere würden queere Menschen eher dazu neigen, übermäßig viel Alkohol zu trinken, außerdem ist die Wahrscheinlichkeit, dass lesbische und schwule Menschen Zigaretten rauchen, um 27 Prozent höher als bei heterosexuellen Menschen, was in der Studie als „maladaptiver Bewältigungsmechanismus“ beschrieben wird. Bisexuelle Personen rauchen mit einer um 66 Prozent höheren Wahrscheinlichkeit, Transgender-Personen – vor allem trans* Frauen – rauchen wesentlich häufiger als Cisgender-Personen.

Die Untersuchung zeigte auch, dass lesbische, schwule und bisexuelle Jugendliche in den Klassenstufen sechs bis zwölf häufiger Zigaretten rauchen als heterosexuelle Jugendliche (4 Prozent im Vergleich zu 1 Prozent).

Minoritätenstress

Minderheitenstress oder die durch Faktoren wie Diskriminierung und Vorurteile ausgelösten körperlichen Stressreaktionen können sich auch auf „zellulärer Ebene“ auf Menschen auswirken, so der Bericht. 

„Mehr als die Hälfte der LGBTIQ*-Erwachsenen haben Diskriminierung erlebt, darunter Verunglimpfungen, Mikroaggressionen, sexuelle Belästigung und Gewalt, und jeder Dritte wurde schon diskriminiert, wenn er nur die Toilette benutzen wollte“, heißt es im Bericht. „Diese Diskriminierung ist bei farbigen Menschen am weitesten verbreitet und erstreckt sich auch auf das Gesundheitswesen“. Aufgrund von Diskriminierungserfahrungen in der Vergangenheit vermeide einer von sechs LGBTIQ*-Erwachsenen und einer von fünf Transgender-Erwachsenen, Einrichtungen des Gesundheitswesens aufzusuchen, was zu Barrieren in der Versorgung führt.

„LGBTIQ*-Personen mit Krebs erleben Ungleichheit auf gesamter Ebene, einschließlich Prävention, Screening und Früherkennung, Diagnose, Behandlung und Palliativversorgung“, erklärt der Bericht. Die Diskriminierung führe wiederum dazu, dass Diskriminierung erwartet wird. „Die vielleicht größte gesundheitliche Ungleichheit, mit der LGBTIQ*-Communities konfrontiert sind, ist die vermutete Versorgungslücke, d. h. die Befürchtung, dass ein Leistungserbringer die Versorgung aufgrund der Geschlechtsidentität oder der sexuellen Ausrichtung verweigert“, heißt es in dem Bericht.

Psychische Gesundheit

Darüber hinaus wirken sich Diskriminierungserfahrungen auf die psychische Gesundheit aus – und eine schlechte psychische Gesundheit kann das Krebsrisiko erhöhen. „Psychischer Stress beeinflusst biochemische Veränderungen wie einen erhöhten Cortisolspiegel, der zu chronischen Entzündungen führen kann, die das Risiko für Krebs und andere Krankheiten erhöhen“, so der Bericht. Dabei würden diejenigen, die stärkerem Minderheitenstress ausgesetzt sind, wie farbige oder behinderte queere Menschen, „mit größerer Wahrscheinlichkeit Genmutationen aufweisen, die in funktionellem Zusammenhang mit Krebs stehen“. Außerdem leiden diese Menschen stärker unter den Nebenwirkungen der Krebstherapie.

Empfehlungen

Der Bericht schließt mit einer Zusammenfassung aller Herausforderungen, mit denen Anbieter bei der Behandlung von LGBTIQ*-Patient*innen konfrontiert sind.

„Unzureichender Zugang zu einer qualitativ hochwertigen Versorgung, begrenzte Kenntnisse der Anbieter über die Bedürfnisse von LGBTIQ*-Patienten, Diskriminierung im Gesundheitswesen und ein Mangel an bevölkerungsbezogenen Daten über das Auftreten von Krebs sind allesamt Hindernisse für die gesundheitliche Chancengleichheit, die angegangen werden müssen.“

Die ACS empfiehlt, in den medizinischen Fakultäten Aufklärungsarbeit über die LGBTIQ*-Community zu leisten, Programme zu initiieren, die darauf abzielen, risikoreiche Verhaltensweisen einzuschränken, und mehr Forschung über gesundheitliche Ungleichheiten in der LGBTIQ*-Community zu finanzieren.

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