Trotz Corona: Jubiläums-„Olympic Pride House“ in Tokio eröffnet

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Während die Olympischen Spiele in Tokio um ein Jahr verschoben werden mussten, ließ Tokio es sich nicht nehmen, zumindest das Olympic Pride House schon jetzt für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Statt also zeitgleich mit Olympia eröffnete das Pride House am 11. Oktober, dem Internationalen Coming-out-Tag.

Pride-Häuser sind ein vorübergehender Ort, an dem queere Athlet*innen, Freiwillige und Besucher*innen, die an den Olympischen Spielen, den Paralympics oder anderen internationalen Sportveranstaltungen in der Gastgeberstadt teilnehmen, sich treffen können. 2010 wurde in Kanada das erste Pride House als Teil eines Projekts der Olympischen Spiele realisiert, um in der geschlossenen, oft konservativen Welt des Sports auf die Rechte von Lesben, Schwulen, Trans*, Bisexuellen und anderen Queers aufmerksam zu machen, Stigmatisierung zu bekämpfen und das Bewusstsein für Diskriminierung zu schärfen.

Pride House Tokyo wird Japans erstes LGBTIQ*-Zentrum

Das Pride House in Tokio basiert auf ähnlichen Pop-up-Einrichtungen, die schon in der Vergangenheit während der Olympischen Spiele eingerichtet wurden. Doch dieses Zentrum im Bezirk Shinjuku in Tokio wird nach Olympia nicht abgebaut, sondern bleibt bestehen. Als Japans erstes dauerhaftes LGBTIQ*-Informationszentrum wird das „Pride House Tokyo“ die Öffentlichkeit über sexuelle Vielfalt aufklären und denjenigen, die unter Belästigung oder Diskriminierung leiden, Zuflucht zu bieten. Der Wortlaut der offiziellen Erklärung des Konsortiums zur Eröffnung:

„Das Pride House Tokyo möchte das Bewusstsein für LGBTQ-Themen durch die Schaffung von Räumen für die Bewirtung von Gästen, die Ausrichtung von Veranstaltungen und die Produktion vielfältiger Inhalte schärfen und gleichzeitig die Möglichkeiten nutzen, die sich während der Olympischen Sommerspiele und Paralympics 2020 in Tokio bieten.“


Die Geschichte der Pride-Häuser 

Vancouver 2010

Während der Olympischen Winterspiele 2010 dienten die Pride Houses in Vancouver und Whistler als Austragungsorte von Events für queere Sportler*innen, deren Trainer*innen, Familien und Unterstützer. Die ersten Pride Houses bei Olympischen Spielen waren geboren. Ihr Ziel war, die große Anzahl an Menschen, die den Olympischen Spielen Aufmerksamkeit schenken, zu erreichen, um auf queere Rechte aufmerksam zu machen.

London 2012

Geplant war, für die gesamte Dauer der Olympischen Spielen 2012 ein Pride House in Clapham Common einzurichten. Dieses Projekt musste allerdings wegen fehlender Sponsoren abgesagt werden. Stattdessen fanden Pride-House-Veranstaltungen im CA House im Limehouse Basin statt. Bis zur Abschlussfeier wurden vereinzelt auch an anderen Orten Events durchgeführt.

Sotschi 2014

Foto: Adam Groffman / Flickr

Der Versuch, während der Olympischen und Paralympischen Winterspiele 2014 in Sotschi ein Pride House einzurichten, wurde schon im Vorfeld niedergeschlagen. Das Justizministerium weigerte sich, die Registrierung der NGO zu genehmigen, die das Pride House planen sollte. Ein Gericht bestätigte das Verbot später mit der Begründung, die Ziele des Pride Houses würden „den Grundlagen der öffentlichen Moral und der Politik des Staates im Bereich der Familienmutterschaft und des Kinderschutzes“ widersprechen. 

Rio de Janeiro 2016

Lateinamerikas erstes Pride House richtete den Fokus neben einem Kulturprogramm mit Ausstellungen, Vorträgen, Workshops und Diskussionsgruppen zu Homophobie im Sport insbesondere auf die auch heute noch weltweit höchste LGBTIQ*-Mordrate. Um diesem Problem zu begegnen, startete die Regierung von Rio de Janeiro während der FIFA Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien mit „Discriminação é gol contra“ eine groß angelegte Antidiskriminierungskampagne. Sie sollte auf alle Formen der Diskriminierung aufmerksam machen und eine Kultur des Respekts fördern.

PyeongChang 2018 

Nachdem lokale Organisatoren weder finanzielle Mittel von der südkoreanischen Regierung noch ausreichende private Spendengelder erhalten hatten, schloss das kanadische Olympische Komitee mit der Organisation Pride House International eine Vereinbarung über die Ausrichtung eines Pride-Hauses während der Olympischen Spiele in PyeongChang. Eine Ecke des Canada Olympic House wurde für die Dauer der Spiele zu einem Open-Access-Pride House umgebaut.

Weitere Pride-Häuser wurden während der Fußball-Weltmeisterschaft der Männer/Fußball-Weltmeisterschaft der Frauen (2014 in Sao Paulo, 2015 in Vancouver), der Parapanamerikanischen Spiele (2015 in Toronto), der Commonwealth Games (2014 in Glasgow, 2018 in Gold Coast), der Fußball-Europameisterschaft der Männer/Fußball-Europameisterschaft der Frauen (2012 in Polen, 2016 in Frankreich, 2017 in den Niederlanden) sowie der Fußballweltmeisterschaft der Obdachlosen (2016 in Glasgow) eingerichtet. 

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