Skandal um Gebete für einen schwulen Thronfolger in England

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„Britischer Geistlicher sorgt für Aufschrei, nachdem er Christen empfohlen hat, dafür zu beten, dass Prinz George, 4 Jahre alt, schwul wird“  –  Mit Schlagzeilen wie dieser werfen derzeit nicht nur die britische Klatschblätter um sich, sondern auch ehrenwerte Magazine wie Time und Stern. Die Rede ist dabei von dem schottischen Probst Kelvin Holdsworth. Das Oberhaupt der St. Mary's Church in Glasgow ist für seine Unterstützung der LGBTIQ*-Szene bekannt. Weil Holdsworth keine Kontroversen scheut, ist er in britischen Medien ein gern zitierter Stichwortgeber beim Thema Homos und Kirche. Viele würden ihm Gebete für die Homosexualisierung eines vierjährigen Prinzen also durchaus zutrauen. Doch der „Aufschrei“ ist eine Medienente –beziehungsweise basiert auf einem aus dem Zusammenhang gerissenen Zitat von vor zwei Jahren. Das stellt Holdsworth jetzt in einem öffentlichen Statement klar. 

In den sozialen Medien hatte die Schlagzeile über die Gebete für einen schwulen Prinzen einen regelrechten Shitstorm ausgelöst. User ereiferten sich darüber, wie verantwortungslos es sei, einem vierjährigen Kind, eine sexuelle Orientierung aufoktroyieren zu wollen (zumal mit göttlicher Hilfe), und schimpften, dass das Drängen eines Individuums in eine bestimmte sexuelle Richtung genauso diskriminierend sei wie die Verurteilung derselben. Da zog Holdsworth die Notbremse und stellte klar, dass es sich bei den Schlagzeilen um ein Missverständnis handelte.

„Vor fast zwei Jahren habe ich einen Text darüber geschrieben, wie Aktivisten die Kirche von England inklusiver für LGBT machen könnten“, schreibt Holdsworth in einem öffentlichen Statement, dass er über Facebook und Twitter verbreitete. „Der Text wurde damals häufig kopiert, zitiert und kommentiert, und ich habe nie negative Reaktionen auf ihn bekommen. Er beinhaltete die Mutmaßung, dass sich die Kirche ändern würde, wenn ein Mitglied der königlichen Familie in 25 Jahren einen gleichgeschlechtlichen Partner heiraten wollen würde, und spekulierte darüber, dass es gut möglich sei, dass ein 27 Jahre alter Prinz George eine Kirche von England vorfindet, die ihm die Möglichkeit gibt, eine solche Ehe einzugehen.“

Dann erklärt Holdsworth, dass die Schlagzeilen der letzten Woche nichts mehr mit dem zu tun hatten, was er vor zwei Jahren hatte ausdrücken wollen. Vielmehr hätten sie den Fokus von der Kirchenkritik auf Prinz George gelenkt. „Ich könnte jetzt die nächsten Wochen damit verbringen, meinen Text zu verteidigen und Leute daran zu erinnern, wovon er ursprünglich handelte, aber ich denke nicht, dass das ergiebig wäre“, so Holdsworth weiter. Dann entschuldigt er sich. Nicht für seine Aussagen von damals, sondern für das Missverständnis, das sie ausgelöst haben: „Es tut mir leid, dass etwas, das sich geschrieben habe, auf diese Weise interpretiert wurde. Es war nicht meine Absicht irgendjemanden zu verletzen und ich bedauere, dass es zu dem aktuellen Fokus auf Prinz George gekommen ist.“

Holdsworth betont, dass er alle Medienanfragen zu dem Prinzenthema ablehnt. Aber auch, dass er die Debatte um Kirche und Sexualität weiterführen werde. Vermutlich wird er sich Seitenhiebe auf die königliche Familie in Zukunft verkneifen.

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