Nach Moskauer Behördenpanne: Schwule Ehemänner berichten erstmals über Flucht aus Russland

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Sieben Monate nachdem Pavel Stotsko und sein Mann Eugene als erstes schwules Paar Russlands berühmt wurden, dessen Ehe von russischen Behörden anerkannt wurde (blu berichtete), erzählen sie erstmals in einem TV-Bericht, was danach passierte: Verfolgung, Angst, Flucht

Foto: Jan van Maasakkers / facebook.com/stotsko

Vom Freudentaumel, in den Untergrund, ins Exil. So könnte man die Geschichte von Pavel Stotsko und seinem Mann Eugene Voitsekhovskii sehr verknappt zusammenfassen. Anfang des Jahres sorgte das Paar für Aufsehen, weil eine Moskauer Behörde ihre in Dänemark geschlossene Ehe anerkannte. Eine Sensation in Putins Reich der Anti-Homopropaganda-Gesetze. Erst berichtete das russische Fernsehen, dann griffen Medien in aller Welt die Story auf. Doch wo viele zunächst ein juristisches Schlupfloch im Kampf für LGBTIQ*-Rechte in Russland wähnten, brach wenig später die Hölle los. Es folgten eine Hausdurchsuchung in der Moskauer Wohnung der beiden Männer, die Einziehung ihrer Pässe und natürlich die Annullierung des Ehe-Eintrags. Wegen massiver Bedrohungen sah sich das Paar gezwungen abzutauchen. Die russischen Präsidentschaftswahlen im März kommentierte Pavel aus dem Untergrund (blu berichtete).

Fünf Monate später hat es das Paar mit der Hilfe des Russian LGBT Networks und zahlreicher Freunde in die Niederlande geschafft. Die Einwanderungsbehörde in ’s-Hertogenbosch stellte ihnen niederländische Pässe aus, vom Amsterdam Pride posteten Pavel und Eugene erstmals Fotos aus ihrer neuen Freiheit. Nun sprechen sie auch wieder in den Medien über ihre Erfahrungen. Letzte Woche erschien ein ausführliches Interview im russischen News-Portal currenttime.tv, jetzt produzierte ein HBO-Team einen bewegenden Bericht für Vice-News. In dem Fünf-Minuten-Video sprechen Pavel und Eugene nicht nur über ihre bittere Erkenntnis, dass es naiv war, in Putins Russland auf das Gesetz zu vertrauen, sie äußern auch die Hoffnung in den Niederlanden ein „normales“ Leben ohne Versteckspiele führen zu können. Doch die Flucht hat Spuren hinterlassen. Ganz sicher fühlen sich die Männer auch jetzt nicht. Bei Facebook postet Pavel immer wieder Screenshots von russischsprachigen Droh-Mails, die bis heute auf seinem Handy eingehen. Die Geschichte ist ein erschütterndes Beispiel für die Gefahr und Unfreiheit, in der schwule Männer in Russland leben.  

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