Männerrechte und Familienwerte: Rechtspopulistische Partei mit Pornokandidat

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Neues aus Absurdistan: Philipp Tanzer alias „Logan McCree“, ein ex-schwuler,

Foto: Kent Flickr, CC BY-SA 2.0, wikimedia.org

deutscher Ex-Pornostar, der inzwischen als Hetero in Schottland lebt und sich für „Männerrechte“ stark macht, kandidiert nun für eine rechtsnationale, homo- und transphobe Partei – und behauptet, das Bildungssystem würde Kindern „LGBT-Lebensstile aufzuzwingen“.

Die Lebensgeschichte von Philipp Tanzer ist sicher außergewöhnlich: Der Wahl-Dresdner wurde 2004 im Alter von 26 Jahren der deutsche Mr. Leather, versuchte sich erfolgreich als DJ und schließlich als Pornostar, unterzeichnete bei dem hochdekorierten Label Raging Stallion und gewann auch mehrere Preise für seine Performances unter seinem Künstlernamen Logan McCree. Nachdem er seine Pornokarriere an den Nagel hängte, zog der Tausendsassa 2013 in die schottischen Highlands, ließ sich im 400-Seelen-Ort Durness nieder und wurde Dorf-Feuerwehrmann mit eigenem Haar- und Massagesalon, in dem er auch seine Kunst ausstellt. 

Vom Pornostar zum Männerrechtsaktivisten ... 

Doch nicht nur das: Inzwischen agierte Tanzer als „Männerrechtsaktivist“. 2020 strahlte die BBC eine Dokumentation über ihn aus. In der Doku klagte er, ständig „zum Schweigen“ gebracht zu werden. Menschen würden sich mit seinen Ansichten nicht auseinandersetzen wollen. Die BBC gab ihm die Plattform, seine Meinung zu teilen – und er nutzte sie. Als der Reporter ihn fragte, ob Frauen seiner Meinung nach unterdrückt wurden und werden, antwortete Tanzer noch ausweichend:

„Ich denke, dass Frauen in bestimmten Situationen unterdrückt wurden und ich denke, dass Männer in bestimmten Situationen unterdrückt wurden.“

Der Reporter bohrte jedoch nach, bis Tanzer schließlich im Bezug aufs Frauenwahlrecht seine wahre Einstellung durchblitzen ließ:

„Das Recht zu wählen kam mit der Pflicht, dem Land zu dienen, dem Militär beizutreten. Man könnte also in Frage stellen, ob dann alle Menschen dieselben Zuständigkeiten haben sollten.“ 

Nun gab Tanzer bekannt, dass er für die rechtsextreme Partei Scottish Family Party in Schottland kandidieren wird und hofft, bei den schottischen Wahlen im Mai einen Sitz im Parlament zu gewinnen. Gegenüber der Daily Mail sagte er, die Partei würde am besten seine Ansichten über das Leben und die Gesellschaft repräsentieren. Einer der Hauptgründe für seine Kandidatur sei seine Erfahrung in Bezug auf Homosexualität und Pornografie und die Tatsache, dass er Menschen helfe, aus seiner Geschichte zu lernen. 

Die schottische Familienpartei ist eine antifeministische, queerfeindliche Partei, die möchte, dass Kinder von einem Mann und einer Frau aufgezogen werden, damit sie männliche und weibliche Vorbilder haben können. Die Partei ist gegen ein Gesetz, das Hassverbrechen unter schwerere Strafen stellt und auch gegen das geplante Verbot der Konversionstherapie – denn sie ist der Meinung, dass Queers die Wahl haben sollten, sich der menschenfeindlichen Praxis unterziehen zu dürfen.


„Schule zwingt Kindern LGBT*-Lebensstile auf“

2011 sagte Tanzer in einem Interview, er habe 13 Jahre lang nur Sex mit Männern gehabt – bis er 2010 mit einer Frau geschlafen und es sich „richtig angefühlt“ habe. 2016 gab er bekannt, er suche eine Frau, mit der er eine Familie gründen wolle. Damals bezeichneten ihn Medien noch als „bisexuell“. Inzwischen lebt Tanzer offen und stolz den „heterosexuellen Lifestyle“, ist in einer Beziehung mit einer Frau und denkt über Hochzeit nach.

In einem Livestream für die Scottish Family Party im März sagte Tanzer, es sei keinesfalls richtig, die Identität von queeren Menschen zu „bejahen“. Er selbst habe sich dazu gebracht, Frauen zu daten, da er das Gefühl hatte, in seinem Leben würde etwas fehlen. In dem Livestream warf Tanzer dem britischen Bildungssystem vor, es würde Kindern LGBT* Lebensstile und Pornografie aufdrängen. Er verdeutlichte, dass er absolut die Haltung seiner Partei unterstütze, die „schwule und trans-affirmierende Indoktrination“ aus Schulen entfernen wolle. 

„Ich war früher ein schwuler Pornodarsteller und ich weiß um die Kämpfe und die Verwirrung des Erwachsenwerdens, unsicher zu sein über meine eigene Sexualität und Identität.“

Gegenüber der Daily Mail wird der Ex-Pornodarsteller noch deutlicher und betont, er sei dazu gedrängt worden, sich als schwul zu identifizieren:

„Als ich jünger war, war ich mir nicht sicher, welchen Weg ich einschlagen würde. Ich wurde dazu gedrängt, mich im Alter von 32 Jahren als etwas zu identifizieren, das ich nicht war.“

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