Großbritanniens Parlament bleibt das queerste der Welt

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Es mag überraschen, doch es ist Fakt: Die britische Regierung unter den konservativen Tories hat noch immer die weltweit meisten queeren Abgeordneten. Eine weitere Sensation: Die erste Wahl eines offen schwulen Muslims in das Parlament des Landes.

Boris Johnsons historischer Sieg

Bei den Wahlen am vergangenen Donnerstag fuhr Boris Johnsons Partei einen historischen Sieg ein: Seine Tory-Partei bekam die absolute Mehrheit. Die Labour-Partei von Jeremy Corbyn musste herbe Verluste einstecken, verlor sogar Wahlkreise, die seit Generationen ausnahmslos an die Partei gegangen waren.

Boris Johnson sprach am Morgen nach dem Wahlsieg von einem „Erdbeben“. Einige seiner Versprechen fürs britische Volk: ein fristgerechter Brexit zum 31. Januar, eine Aufstockung des Gesundheitssystems, 20.000 zusätzliche Polizeikräfte. 

Doch der Tory-Vorsitzende steht einem großen Gegner gegenüber: Die Schottische Nationalpartei gewann fast alle Wahlkreise in Schottland. Deren Vorsitzende Nicola Sturgeon möchte ein erneutes Unabhängigkeitsreferendum, damit Schottland in der EU verbleiben kann. Johnson stellt sich gegen das Referendum, Sturgeon pocht auf die Autonomiewünsche der Schotten – und sprach von einer „Perversion der Demokratie“, sollten diese Wünsche weiterhin ignoriert werden.

Foto: Garry Knight / gemeinfrei

45 offen queere Abgeordnete

Bereits seit 2017 gab es so viele offen queere Abgeordnete im britischen Unterhaus – doch im Vorfeld der Wahl am Donnerstag legten sieben geoutete Parlamentsmitglieder ihr Mandat nieder, drei queere Poltiker der Labour-Partei verloren ihren Sitz nach der Wahl. Überraschend ist, dass sich dadurch an der absoluten Zahl nichts ändert – denn andere queere Abgeordnete rückten nach. Nun gibt es erstmals mehr von ihnen auf den Tory- als auf den Labour-Sitzen.

So viel queere Sichtbarkeit wie im britischen Parlament gibt es in keinem anderen auf der Welt. Prozentual bedeutet das: Von den insgesamt 650 Sitzen im britischen Unterhaus werden rund 6,9 Prozent von queeren Parlamentsmitgliedern besetzt.

Für die Schottische Nationalpartei sitzen 10 offen queere Abgeordnete im Parlament – bei insgesamt 48 sind das ganze 21 Prozent. Für die Labour Partei sind es 15 queere von insgesamt 203 Abgeordneten, für die regierenden Tories 20 von 365.

Drei Oppositionsparteien können hingegen keine Queerness vorweisen: Die Liberal Democrats, die Green Party und die nordirische DUP.

Foto: imranforwakefield.org.uk

Wie bunt ist das Parlament?

2017 mokierte sich das britische Nachrichtenportal PinkNews darüber, dass die 45 weißen und binären Parlamentsmitglieder nicht die Vielfalt der queeren Community repräsentieren würden. Leider konnte auch dieses Jahr keiner der zur Wahl aufgestellten Politiker, die sich als trans* und nicht-binär identifizieren, in ihren Wahlkreisen einen Sieg einfahren.

Dennoch gibt es Errungenschaften für die Vielfalt:

Mehr als die Hälfte der Labour-Abgeordeneten sind nun Frauen! Und mit Imran Ahmad-Khan wurde der weltweit erste offen schwule Muslim in ein Landesparlament gewählt. Der 47-Jährige ist das gewählte Parlamentsmitglied für Wakefield in Yorkshire. Er ist Mitglied der Tories – und der erste Tory, der seit 1931 in diesem Wahlkreis gewann.

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