Zwischen Pride, Phobien und Plätzchen: Neues aus Texas

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Regenbogenflaggen wehen vor Supermärkten, Botschaften, Einrichtungen, große Firmen veröffentlichen Werbung im Zeichen von Toleranz und Queerness: Es ist wieder Juni, der Pride Monat folglich in vollem Gange. Eine kleine Bäckerei aus Texas, wollte mit Regenbogen-Pride-Keksen ebenfalls die Botschaft der Liebe verbreiten. Die Aktion ging nach hinten los – zumindest vorerst.

Die Bäckerei Confections in der Kleinstadt Lufkin im US-Bundesstaat Texas wollte vergangene Woche Liebe und Toleranz verbreiten – und natürlich gebackene Köstlichkeiten. Die Schwestern Dawn und Miranda, die das kleine Familienunternehmen gemeinsam mit Bäckerin Felicia betreiben, posteten in sozialen Medien ein Foto von Keksherzen, dekoriert mit Regenbogenfarben. Dazu schrieben sie:

„Mehr LIEBE. Weniger Hass. Happy Pride an alle unsere LGBTQ-Freunde! Alle Liebhaber von Keksen und Glück sind hier willkommen.“


Hass und Hetze statt Liebe und Toleranz

Der Zuckerguss schmolz rasch in der Sonne. Bereits am nächsten Tag postete die Bäckerei einen weiteren Post. Darin sprach Inhaberin Dawn von den unschönen Dingen, die sie erleben mussten, seit sie die Regenbogenkekse in die Welt hinausgeschickt hatten:

„Heute war es hart. Wirklich hart. Wir haben eine beträchtliche Anzahl von Followern verloren, weil wir Regenbogenherz-Kekse gepostet haben.“

Zudem hätten sie eine sehr hasserfüllte Nachricht auf der Geschäftsseite erhalten, in der eine große Bestellung über fünf Dutzend Sommerkekse für den nächsten Tag storniert wurde – direkt nachdem die Frauen sie fertig dekoriert hatten. Sie erzählten ihren Followern, dass sie deshalb am kommenden Tag ein Übermaß der Kekse im Angebot hätten – und drückten ihre Hoffnung aus, dass der nächste Tag besser würde als der letzte.

„Mein Herz ist schwer. Ehrlich gesagt hätte ich nie gedacht, dass ein Beitrag, in dem es wortwörtlich heißt: „Mehr Liebe, weniger Hass“, zu dieser Art von Gegenreaktion auf ein sehr kleines Unternehmen führen würde, das darum kämpft, sich über Wasser zu halten und ein wenig Freude durch Backwaren zu verbreiten.“


Zum Glück: Eine tolerante Naschkatze kommt selten allein

Wie sich herausstellte, mussten die Damen und ihre Kekse sich keine Sorgen machen. Neben vielen Kommentaren der Liebe und Unterstützung gab es für die Bäckerei am nächsten Tag auch eine große Überraschung: Die Menschen kam in Scharen, um sie zu unterstützen – und leckere Kekse abzugreifen. Geduldig standen sie Schlange, um ein Zeichen gegen Intoleranz zu setzen und ihre Unterstützung mit dem Familienbetrieb auszudrücken.

Abends musste die Bäckerei eine Stunde früher schließen – weil sie restlos ausverkauft war. Den ganzen Tag über sei die Schlange „um die Straßenecke gewickelt“ gewesen, so die Frauen. Sie berichteten auch von tausenden Nachrichten der Liebe und Unterstützung und dass Queers und ihre Verbündeten aus der ganzen Welt gefragt hätten, ob sie Geld spenden dürften – da sie nicht in der Lage seien, zum Naschen vorbeizukommen. Die Spendenwilligen reichten die Frauen an ihre lokalen Tierheime weiter. Übrigens: Auch am Tag darauf war die Bäckerei abends restlos leer.

„Wir werden diese Woche um 3 Uhr schließen, damit wir aufholen und etwas Teig machen und Kekse backen können. Vielen Dank für all die positive Einstellung!“


Neue Zeiten in Texas?

Erst am Samstag schrieb Jalen McKee-Rodriguez bei der Wahl des Stadtrates in San Antonio Geschichte: Er ist nun der erste offen schwule Schwarze, der in Texas in ein öffentliches Amt gewählt wurde. McKee-Rodriguez schlug Amtsinhaberin Jada Andrews-Sullivan in einem Erdrutschsieg. Der Herausforderer bekam satte 63 Prozent der Stimmen – die ebenfalls schwarze Andrews-Sullivan nur 37 Prozent.

Bis zu seiner Kündigung 2019 arbeitete McKee sogar für die ehemalige Stadträtin – er klagte damals über schwulenfeindliche Belästigung und Diskriminierung in ihrem Arbeitsumfeld. 

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