Schweiz: „Diversity-Böögg“ abgefackelt

by

Sechseläuten-Eklat in der Schweiz: Zum traditionellen Winterausklang wurde in der Gemeinde Bassersdorf im Kanton Zürich ein „Diversity-Böögg“ mit Brüsten, Penis und Regenbogenrock angezündet und als Symbol für Vielfalt niedergebrannt.

Das Sechseläuten ist eine jahrhundertealte Tradition zum Frühlingsbeginn in Zürich. Im Mittelpunkt des Brauchs steht der Böögg, ein mit Holzwolle und Knallkörpern gefüllter künstlicher Schneemann, der den Winter symbolisiert. Er wird pünktlich zum Sechs-Uhr-Geläut der Kirche Grossmünster verbrannt. Je schneller sein mit Feuerwerkt gefüllter Kopf explodiert, desto schöner wird der Sommer, heißt es.

Foto: Cyclone / CC BY-SA 3.0 / wikimedia.org

Diversity-Figur statt Schneemann

In der Schweizer Gemeinde Bassersdorf, in der der Brauch seit 2004 gefeiert wird, entschied man sich in diesem Jahr für die öffentliche Verbrennung einer Figur, die Vielfalt darstellen soll.

Weil es sich beim Sechseläuten um einen fröhlichen und lustigen Anlass handle, habe man die Corona-Krise oder den Ukraine-Krieg nicht aufgreifen wollen, sagte Zeremonienmeister Christian Weiss gegenüber Züri Today. Und weil Gender und Diversity aktuell wichtige Themen seien, habe man sich dafür entschieden. Anfangs habe das Publikum nicht gewusst, was es erwarten sollte. „Als es den Rock des Bööggs hochwehte, ging vielen Zuschauern dann aber ein Grinsen übers Gesicht“, sagte Weiss. Denn die rund drei Meter große Gestalt die einen Rock in Regenbogenfarben trug, hatte sowohl Brüste als auch einen Penis, auf einer Gesichtshälfte einen Lippenstift, auf der anderen eine Glatze.

„Was genau da verbrannt wurde, sollen die Leute selber bestimmen dürfen. Bei Facebook kann man mittlerweile aus einer Auswahl von vielen Möglichkeiten das Geschlecht auswählen. Beim Böögg dieses Jahr war es auch so. Es hat verschiedene Merkmale und es ist für alle etwas dabei“, so Weiss gegenüber Züri Today. „So ist ‚der‘ Böögg in diesem Zusammenhang wohl auch der falsche Artikel. Wir haben es Diversity Böögg genannt.“ 

Wie der Tagesanzeiger zuerst berichtete, stellte ein 82-Jähriger nach dem Vorfall Strafanzeige gegen den Gemeinderat. Der Mann sah laut queer.de in der Veranstaltung eine „völlige Entgleisung“. Die Zeremonie sei „menschenverachtend“ gewesen, die Figur ein diskriminierendes „Trans-Zerrbild“, das eine Personengruppe betreffe, die besonders stigmatisiert werde. Die Behörden müssten Diskriminierung bekämpfen, anstatt diese Veranstaltung zu bewilligen und auch noch mitzufeiern. 

Die Zürcher Staatsanwaltschaft sah in der öffentlichen Verbrennung der Puppe jedoch kein Problem. Keiner der genannten Straftatbestände sei erfüllt, um ein Strafuntersuchung zu eröffnen.

Back to topbutton