Kinderwunsch ausgeschlagen: Schwules Paar verklagt New York

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Ein schwules Paar reichte gegen die Stadt New York City eine Sammelklage wegen Diskriminierung ein, weil die städtische Krankenversicherungsanstalt schwulen männlichen Paaren keine künstliche Befruchtung bezahlt.

Als Corey Briskin und Nicholas Maggipinto sich vor über einem Jahrzehnt lieben lernten, war sofort klar, dass sie auch Kinder haben wollen. 2014 verlobte sich das Paar, im März 2016 wurde geheiratet. Gleich nach der Hochzeit begannen Corey und Nicholas zu sparen, um ihren Wunsch nach Familie alsbald Wirklichkeit werden zu lassen. Weil aber die Kosten für In-Vitro-Fertilisation (IVF) und Leihmutterschaft extrem hoch sind, verzögerten sich ihre Pläne, eine Familie zu gründen. 

Dann die Idee: Weil Corey Briskin als Bezirksanwalt über die Stadt New York krankenversichert war und die New Yorker Krankenversicherungsanstalt allen unfruchtbaren Paaren eine künstliche Befruchtung bezahlt, wollten auch Corey und Nicholas eine IVF in Anspruch nehmen. Eine Leihmutter, für deren Honorar sie selbst aufkommen wollten, sollte das Baby dann austragen.

IVF nicht für schwule Paare

Dann die große Enttäuschung. „Wir wollten [...] eine IVF-Behandlung in Angriff nehmen und erfuhren, dass unsere Versicherung die Leistungen für uns nicht übernehmen würde, weil wir die Definition von Unfruchtbarkeit nicht erfüllten“, so Briskin gegenüber Gay City News.

Um gemäß den Richtlinien der Stadt New York für eine IVF-Behandlung oder eine andere assistierte Reproduktionstechnologie infrage zu kommen, muss Unfruchtbarkeit diagnostiziert werden – entweder als „Unfähigkeit, nach 12 Monaten ungeschütztem Geschlechtsverkehr schwanger zu werden“ oder als erfolglose Intrauterine Insemination (IUI) über 12 Zyklen. Somit können nur heterosexuelle Paare und alleinstehende Frauen, nicht aber schwule Männer davon Gebrauch machen.

Obwohl Corey und Nicholas keines dieser Kriterien erfüllten, ließ sich Corey nicht entmutigen und versuchte es trotzdem. Im Juni 2021 wandte er sich an das Büro für Arbeitsbeziehungen der Stadt, um eine Deckung für die künstliche Befruchtung zu beantragen, aber das Büro teilte ihm mit, er und sein Partner seien nicht berechtigt. Der Antrag wurde abgelehnt, worauf sich Corey mit einer Beschwerde an das New York City Law Department – das ist jene Abteilung der Regierung von New York City, die für die meisten Rechtsangelegenheiten der Stadt zuständig ist – wandte und eine Anpassung der Richtlinie gemäß der geltenden Antidiskriminierungsgesetze beantragte. Erneut erhielten die beiden eine Ablehnung. Von da an war auch für Nicholas, der ebenfalls Anwalt ist, glasklar: „[A]uch wenn ich voreingenommen bin – aber das ist Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung“.

Sammelklage gegen Stadt New York

„Wir sind ehrlich gesagt überrascht, dass niemand dieses Thema vor uns in den Fokus gerückt hat“, erklärte Nicholas Maggipinto Gay City News. „Der einzige Grund, der uns einfällt, ist, dass niemand in der Lage war, sich im System zurechtzufinden, nicht die Mittel oder Ressourcen hatte, Vergeltungsmaßnahmen befürchtete oder keine Öffentlichkeit wollte.“

Weil sie möchten, dass im Falle einer erfolgreichen Klage auch andere schwule Paare in ähnlichen Situationen davon profitieren können, haben die beiden eine Sammelklage wegen Diskriminierung bei der Equal Employment Opportunity Commission (EEOC) eingereicht.

Für den Anwalt des Paares ist „dies ein sehr einfacher Fall“. „Wenn New York City entscheiden würde, dass sie keine Herzmedikamente oder andere Arten von bestimmten Gesundheitsdiensten für schwule Männer anbieten würden, wäre es meiner Meinung nach sehr offensichtlich, dass dies diskriminierend wäre. Hier ist es nicht anders“, ist sich der Anwalt sicher.

„Corey und Nicholas brauchen die IVF so wie alle anderen unfruchtbaren Paare, die biologisch kein Baby zusammen bekommen können. Sie gehören jedoch zu der Gruppe – schwule Männer –, die kategorisch von der Inanspruchnahme von IVF-Leistungen ausgeschlossen sind. Das ist nicht nur falsch, es ist eine eklatante Diskriminierung.“

Stadt New York erklärt sich

Ein Sprecher des Rathauses sagte in einer schriftlichen Erklärung, dass die Verwaltung des New Yorker Bürgermeisters Eric Adams „die Rechte von LGBTQ+-New Yorkern unterstützt, Zugang zu der Gesundheitsversorgung zu erhalten, die sie benötigen“. 

„New York City ist führend beim Angebot von IVF-Behandlungen für alle städtischen Angestellten oder Angehörigen, die vom Gesundheitsplan der Stadt abgedeckt sind und einen Nachweis für Unfruchtbarkeit erbracht haben, und unsere Richtlinien behandeln alle unter das Programm fallenden Personen gleich, unabhängig von Geschlechtsidentität oder sexueller Orientierung “, sagte der Sprecher. Die Stadt New York werde „die Einzelheiten der Beschwerde prüfen“.

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