Fußball: Strafe nach homophober Beleidigung

by ,

Zum Update vom 8. Oktober bitte nach unten scrollen


Nachdem Collin Martin von San Diego Loyal im Spiel gegen Phoenix Rising homophob beleidigt wurde, brach Trainer Landon Donovan das Spiel ab. Geschlossen verließen seine Spieler den Platz – bei einem Zwischenstand von 3:1.

Collin Martin, der sich 2018 geoutet hatte, ist weltweit einer der wenigen aktiven Fußballer, die ihre Homosexualität nicht verstecken. Er ist bei San Diego Loyal unter Vertrag – der Verein spielt in der USL Championship, der zweiten Liga im US-amerikanischen Fußball.

Strukturelle Homophobie im Fußball

Beim Spiel gegen Phoenix Rising am 1. Oktober wurde Martin nach seiner Roten Karte von Gegenspieler Junior Flemmings homophob beleidigt. Donovan und seine Spieler forderten den Schiedsrichter und Phoenix-Trainer Rick Schantz auf, Flemming vom Feld zu nehmen. Schantz verweigerte dies mit der Begründung, es handele sich hierbei ja nicht um Rassismus:

„Sie spielen nur Fußball, er hat es nicht so gemeint.“

Rick Schantz

Der Schiedsrichter wiederum gab an, die Beleidigung zwar gehört, den Sinn dahinter aber nicht verstanden zu haben.

Donovan, völlig fassungslos über dieses ignorante Verhalten, forderte seine Spieler in letzter Konsequenz auf, vom Platz zu gehen. Das Spiel wurde abgebrochen. 

Zuviel des Schlechten: Erst Rassismus, dann Homophobie

„Wir hatten eine harte Woche hinter uns“, begründete Donovan seine Entscheidung. „Und wir haben beschlossen, bei weiteren Vorfällen zu agieren und nicht mehr zuzuschauen.“ In der vergangenen Woche wurde Elijah Martin, Verteidiger bei San Diego Loyal, im Spiel gegen die Reservemannschaft von LA Galaxy von Gegenspieler Omar Ontiveros rassistisch beleidigt. Ontiveros erhielt eine Geldstrafe und wurde für sechs Spiele gesperrt. Auch Klub hat er keinen mehr – LA Galaxy trennte sich nach dem Vorfall von Ontiveros.

Mit der Solidaritätsbekundung vergab San Diego seine letzte Chance auf das Erreichen der Play-offs, denn das Spiel wurde vorerst als Niederlage für San Diego gewertet. Die USL kündigte an, den Fall zu untersuchen. Seitens des Vereins hieß es:

„Vergangene Woche haben wir laut und deutlich gemacht, dass wir nicht für Rassismus oder Homophobie stehen. Diese Woche hat sich nichts geändert.“

Hintergrund San Diego Loyal

Landon Donovan, ehemaliger Bundesliga-Profi bei Bayer Leverkusen und dem FC Bayern München, beendete seine aktive Karriere 2019 und gründete in den USA den Verein San Diego Loyal. „Loyal“ steht für Loyalität und für den Willen, noch stärker für die Werte des Clubs einzustehen.

„Wir haben uns, unserer Gemeinde, den Spielern, dem Club und der USL geschworen, dass wir nicht für Intoleranz, homophobe Beleidigungen und andere Dinge stehen wollen, die nicht zu unserem Spiel gehören.“

Landon Donovan


Update 8. Oktober:

Konsequenzen des Vorfalls

Nach einer umfassenden Untersuchung des Geschehens sperrte die USL Championship, die zweite amerikanische Fußballliga, den Fußballprofi Junior Flemmings für die nächsten sechs Spiele – somit wird er an allen Play-offs seines Klubs nicht teilnehmen. Zudem erlegte ihm die Liga eine Geldstrafe in nicht bekannter Höhe auf.

Foto: Elopez76 / CC BY-SA 4.0 / wikimedia.org

Der Klub des 24-Jährigen schloss sich der Strafe an und erklärte, er würde die Ergebnisse der Untersuchung akzeptieren. Mehr noch: Phoenix Rising FC beurlaubte Flemings bis zum Ende seiner aktuellen Vertragslaufzeit am 30. November. Die Verantwortlichen distanzierten sich von dem Vorfall – die Handlungen könnten den Grundwerten des Vereins nicht stärker widersprechen. Sie erklärten:

„Wir werden dies als Gelegenheit nutzen, um zu lernen, zu wachsen und eine Kraft für Veränderungen zu sein, während wir darauf hinarbeiten, die Voreingenommenheit in unserem Sport und in unserer Gemeinschaft auszumerzen.“

In der Folge positionierte sich sogar der Jamaikanische Fußballverband (JFF) – in einer Stellungnahme wurden diskriminierende Sprache und unprofessionelles Verhalten angemahnt. Konsequenzen für Flemmings gibt es von dieser Seite jedoch nicht. Flemmings spielte für seine Heimat bereits in der jamaikanischen U21 und der U17 Mannschaft und wurde im November 2015 in die Nationalmannschaft berufen – im Qualifikationsspiel für die WM 2018 gegen Panama wurde er jedoch nicht eingesetzt.

Rick Schantz, Trainer vom Phoenix Rising FC, entschuldigte sich inzwischen bei Collin Martin für sein Verhalten. Martin nahm die Entschuldigung an. Schantz erklärte in einem Statement:

„Ich arbeite mit LGBTQ-Communityführern zusammen, um einen persönlichen Wachstumsplan zu entwickeln, der Beratungssitzungen mit LGBTQ-Sport- und Communityexperten beinhaltet.“

Back to topbutton