Corona zum Trotz: Mauritius marschiert für die Liebe

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Es ist ein seltener Anblick in diesem Jahr: Die Queercommunity in Mauritius trotzte der Corona-Pandemie und der queerfeindlichen Stimmung im Land, indem sie eines der weltweit sehr seltenen Pride Events organisierte. Aus gutem Grund: Die Queers haben eine wichtige Forderung.

Die Organisation Collectif Arc-en-Cieland (CAEC), die sich in dem Land seit rund 15 Jahren für die Gleichberechtigung von queeren Menschen einsetzt, veranstaltete die Parade, an der mehr als 500 Menschen teilnahmen – teilweise auch mit Gesichtsmasken, obwohl Mauritius dank strenger Maßnahmen im Frühjahr inzwischen als praktisch coronafrei gilt.


Verbotene Liebe in Mauritius 

Das Motto des Marsches war in der Landessprache Morisyen, einer auf Französisch basierenden Kreolsprache: „Eski to tann mwa?“, was übersetzt soviel bedeutet wie: „Hört ihr mich?“. Damit wollten die Organisatoren und Besucher des Events auf ihre wichtige Forderung aufmerksam machen. Das Event war ein Protest gegen den berüchtigten Abschnitt 250 des Strafgesetzbuches, der Sex zwischen Männern unter Strafe stellt. Für Sex unter Frauen gibt es keine entsprechende Regelung.

Foto: Facebook / Collectif Arcenciel

Bis zu fünf Jahre Gefängnis drohen demnach Männern, denen nachgewiesen wird, dass sie mit anderen Männern Sex hatten – für die Community vor Ort ein unerträglicher Zustand. Die Leiterin von CAEC, Anjeelee Kaur Beegun, sagte, die Kriminalisierung gleichgeschlechtlicher Aktivitäten würde von Gegnern der Community zur Stigmatisierung und Bedrohung genutzt.

„Wir hoffen, dass wir durch diesen Marsch in der Lage sind, Entscheidungsträger und die Bevölkerung für die harte Realität von LGBT+ Menschen zu sensibilisieren und sie zu mehr Einfühlungsvermögen zu zwingen.“


Mauritius: Leider kein Traum für alle

Mauritius ist ein kleiner Inselstaat im Indischen Ozean, rund 1000 Kilometer östlich der Küste von Madagaskar. Optisch ist das Land ein Paradies – für die Queercommunity ist es das leider noch nicht. Transgeschlechtliche Menschen können ihr Geschlecht nicht angleichen lassen, für homosexuelle Paare gibt es keinerlei rechtliche Anerkennung.

Foto: Kardinalove / Pixabay / CC0

2008 wurde auf der Basis von sexueller Orientierung, nicht jedoch geschlechtlicher Identität, ein Antidiskriminierungsgesetz erlassen – ein bedeutender Erfolg, so Beegun. Sie verspricht jedoch, dass sie für wahre Gleichberechtigung weiterhin kämpfen würden. Homo- und Transphobie seien immer noch weit verbreitet, so die Aktivistin.

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