Irlands Premier bringt Boyfriend mit zum Staatsbesuch bei Mike Pence

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Irlands schwuler Regierungschef (Taoiseach) Leo Varadkar hat auf seiner Amerikareise für Schlagzeilen gesorgt, weil er den Besuch bei US-Vize Mike Pence zusammen mit seinem Freund Matt bestritten hat – eine Geste, die angesichts der homophoben Standpunkte der Pences hohen Symbolcharakter hat, aber nicht wirklich als Versöhnungsgeste des Trump-Vizes an die LGBTIQ*-Community zu verstehen ist

Foto: twitter.com/campaignforleo

Seinen letzten Besuch bei Mike Pence absolvierte der irische Taoiseach Leo Varadkar noch allein und maß ihm in seiner Öffentlichkeitsarbeit eher wenig Bedeutung bei (blu berichtete). Diesmal ist es anders. Varadkar kam beim traditionellen St.-Patrick's-Day-Frühstück bei Pence am Donnerstag auf eine Einladung zurück, in der Pence und seine Frau Karen ihm im letzten Jahr angeboten hatten, beim nächsten Mal seinen Freund Matthew Barrett mitzubringen.

Normalerweise geht Varadkar mit seinem Privatleben eher diskret um. Bilder von ihm und seinem Partner sind selten. Seine USA-Reise aber nutzte er, um beim Treffen mit dem US-Vizepräsidenten Flagge zu bekennen. Nach dem Treffen postete er ein Foto, das die Gastgeber (Pence und seine Schwester Ann) mit ihm und Barrett zeigt, und kommentierte das Bild mit: „Vizepräsident Mike Pence hat mich und Matt in sein Haus am Naval Observatory eingeladen. Es ist schön, wieder hier zu sein und ein so warmherziges Willkommen zu erleben.“ In einer Rede, die Varadkar im Rahmen des Besuchs hielt, pries er zudem den gesellschaftlichen Wandel der letzten Jahre, der ihm als schwulem Mann den Zugang zum Amt des Regierungschefs geebnet habe (blu berichtete). 

Bevor man den Besuch allerdings als Pencesche Versöhnungsgeste für die von ihm normalerweise so geschmähte LGBTIQ*-Community feiert, sollte man die Feinheiten betrachten. Nicht nur vermied Pence auf seinen eigenen Social-Media-Kanälen die Erwähnung von Varadkars Partner, er brachte diesmal (im Gegensatz zum letzten Jahr) auch nicht seine Frau Karen mit zu dem Treffen, sondern seine Schwester Ann. In Anbetracht der Tatsache, dass Karen Pence Anfang des Jahres Schlagzeilen machte, weil sie an einer evangelikalen Schule als Lehrerin anheuerte, die programmatisch LGBTIQ*-Schüler zurückweist (blu berichtete), ist ihre Abwesenheit beim Treffen mit Varadkar und seinem Freund ein demonstratives Signal der Ablehnung, das dem Empfang des schwulen Paars im Wohnsitz des US-Vizes einen schalen Beigeschmack verleiht. Dass Karen Pence zur gleichen Zeit der US-Botschaft in Abu Dhabi (wo gleichgeschlechtlicher Sex unter Strafe steht) einen Besuch abstattete, birgt eine zusätzliche Ironie. 

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