Vietnam verbietet Homosexualität – in Gefängnissen

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Die ohnehin schon berüchtigten Gefängnisse in Vietnam verschärfen ihre Vorschriften.

Foto: Cristian Newman / unsplash / CC0

Tattoos, Bärte & Homo-Sex – die Knastsittenoffensive der kommunistischen Partei Vietnams

Häftlinge dürfen sich künftig nicht die Köpfe scheren, keine Bärte wachsen und keine Tattoos machen lassen, wie staatliche Medien am Mittwoch berichteten. Auch der Tausch oder Handel mit anderen Häftlingen, homosexuelle Handlungen und Suizid-Versuche werden verboten. Das Sicherheitsministerium untersagt zudem Bücher und Dokumente mit „ungesundem Inhalt“, womit staatskritische Inhalte gemeint sein könnten. Begründet wurden die neuen Vorschriften laut DPA als Maßnahmen für Sicherheit und Gesundheit.

Der Menschenrechtsaktivist Phil Robertson von Human Rights Watch kritisierte die Regeln scharf.

„Das Sicherheitsministerium versagt darin, zu verstehen, dass man, wenn man Menschen ins Gefängnis schickt, diese nicht komplett ihrer Rechte berauben und sie nicht weniger als menschlich behandeln darf», sagte Robertson der Deutschen Presse-Agentur.

Vietnam und Homosexualität – eine gespaltene Bilanz

Sexualität wird in dem südostasiatischen Land mit 96 Millionen Einwohnern, wie in vielen asiatischen Ländern, noch sehr stark als Privatsache angesehen und unterliegt den damit verbundenen Stigmata und Ausgrenzungen. Zusammen mit der rigide regelnden und der dem Kommunismus Chinas angelehnten Staats- und Gesellschaftsform, ist das Klima für Queers in Vietnam zwar seitens des Gesetzgebers verhältnismäßig liberal, aber auch ohne Unterstützung durch schulische Aufklärung oder gar Diskriminierungsverbote. Mann-männliche Prostitution ist in Vietnam ebenso verboten, wie jegliche andere Sexarbeit. Das Schutzalter für alle Geschlechter und Orientierungen liegt gleichberechtigt bei 18 Jahren. 

Schon 1992 – und damit als erstes Land der Welt, strich Vietnam dagegen das Verbot gleichgeschlechtlicher Ehen aus seiner Verfassung. Eine zivilrechtliche Ehe für Homosexuelle gibt es dennoch bis heute nicht. Als Folge einer vom Justizministerium 2012 dazu angestoßenen Debatte gibt es aber seit 2013 eine Anerkennung geschlossener gleichgeschlechtlicher Ehen ohne Registrierung und damit verbundene Rechte oder Pflichten gegenüber dem Staat.

Der Vorstoß des damaligen Justizministers Ha Hung Cuong hatte zum ersten CSD Vietnams geführt, der am 5. August 2012 mit einem Rikscha- und Fahrradkorso durch die Straßen der Hauptstadt Hanoi veranstaltet wurde und von den Behörden zwar nicht genehmigt, aber auch nicht untersagt wurde. Auch in den folgenden Jahren gab es CSDs, die sich einer immer größeren Beliebtheit und Teilnehmerzahl erfreuen. *ck/dpa

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