Bisexuell, sichtbar und stolz!

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Foto: Tolga AKMEN / AFP


Bisexuelle sind, obwohl sie statistisch den größten Teil der Community ausmachen, kaum sichtbar. Mit dem ersten Bi+Pride Deutschlands soll sich das ändern!

Statistisch machen Bisexuelle den größten Teil der Community aus. Laut einer Studie von YouGov Deutschland aus dem Jahr 2015 haben 21 Prozent der Deutschen bereits sexuelle Erfahrungen mit mehr als nur einem Geschlecht gemacht (bei 18- bis 24-Jährigen sind es sogar 39 Prozent). Die Erfahrungen reichen dabei von einmaligen gleichgeschlechtlichen Erfahrungen bei überwiegend heterosexuell liebenden Menschen bis hin zu Menschen, die offen bi sind.

„Bisexualität kennt viele Facetten“, sagt Dominik Weiss vom anyway-Aufklärungsprojekt „WiR* – Wissen ist Respekt“ in Köln. „Bi zu sein, bedeutet nicht, dass man auf mehrere Geschlechter gleichermaßen steht. Einige Bisexuelle mögen das eine Geschlecht mehr als das andere und bei einigen hält es sich mehr oder weniger die Balance.“

Nichtsdestotrotz sind Bisexuelle kaum sichtbar. Bi-Erasure, also die Unsichtbarmachung von Bisexualität, nennt sich dieses Phänomen. Der größte Teil unserer Kultur steht und agiert die meiste Zeit unter der Annahme, dass es Bisexualität nicht gibt und nicht geben kann. Mit der Leugnung von Bisexualität gehen mangelnde Repräsentation, mangelnde Gemeinschaft, mangelndes Bewusstsein fürs Thema, mangelnde Sprache und mangelnde Anerkennung einher. Das kann für diejenigen, die mehr als ein Geschlecht lieben und/oder begehren, gravierende Folgen haben. 

Bi-Pride-Flagge

Symptomatisch hierfür ist, dass die Bi-Pride-Flagge in den Farben Pink, Lila und Blau – das Pink steht für Homosexualität, das Blau für Heterosexualität und das Lila für Bisexualität – selbst in der queeren Community weitestgehend unbekannt ist.

Das anyway in Köln, der Raum für junge Lesben, Schwule, Bi, Trans*, Inter* und Queers, hat die Bi-Pride-Flagge als klares Zeichen der Inklusion gehisst. Denn es sei wichtig, sagt eine anyway-Besucherin, Flagge zu zeigen und sichtbar zu sein: „[N]icht nur am 23.09., sondern auch an allen anderen 364 Tagen im Jahr!“

Foto: anyway e.V.

Erster Bi+Pride Deutschlands

Der Bi Visibility Day wurde am 23. September 1999 erstmals unter dem Label „Celebrate Bisexuality Day“ bei einer ILGA-Konferenz im südafrikanischen Johannesburg ausgerufen. Seitdem ist er ein festes Datum im internationalen Community-Kalender. 2014 erweiterte das Community-Bündnis BiNet USA das Ganze um die Bisexuality Awareness Week. Die Woche steht im Zeichen der Geschichte und Widerstandsfähigkeit der bi+sexuellen Community. Außerdem ist die Gesellschaft ist dazu aufgerufen, sich zu Akzeptanz gegenüber Menschen, die gleichermaßen auf Frauen und auf Männer stehen, zu bekennen. Einen weiteren Meilenstein der bisexuellen und pansexuellen Sichtbarkeit feiern wir in diesem Jahr mit Deutschlands erstem Bi+Pride.

Foto: Bi+Pride

Den Organisator*innen der ersten Bi+Pride-Veranstaltung vom 23. bis zum 25. September 2021 geht es nicht darum, sich von der Community abzugrenzen. Vielmehr möchten sie über Bi-Belange aufklären und ein Zeichen gegen Bi-Feindlichkeit setzen. Denn selbst innerhalb der LGBTIQ*-Community gibt es noch Menschen, die Bisexualität ignorieren, unsichtbar machen und nicht ernst nehmen.

Bisexuelle werden immer noch oft für nicht existent erklärt oder ihre sexuelle Identität als eine Phase abgetan. Dabei erfahren sie Ausschlüsse sowohl in der heterosexuellen ‚Mehrheitsgesellschaft‘ als auch den eigenen LSBTI Communities. Mit der Flagge wollen wir einen Beitrag zur Sichtbarkeit der Bisexuellen beitragen.“ Dirk Behrendt (Grüne), 

Senator für Justiz, Verbraucherschutz und Antidiskriminierung

Weitere Infos: bipride.de

Quelle: Bi+Pride

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