Der schwule Klappensex ist zurück

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Natürlich war er nie weg. Nur wird er alle Jahre wieder, gerne im hormonstrotzenden Frühling, von einem Boulevardblatt klickzahlentreibend ins Bewusstsein armer, sexuell vernachlässigter Heteros gebracht. In diesem Jahr eröffneten die tz und heute.at den Reigen der offenbar schwer verstörten Aufreger und erklärten gleich die ganze Uni in München zum „Schwulentreff für anonymen Sex“.

Foto: Tür mit „GLORY Hole“ aus einer Berliner „KLAPPE“ , O. J., Sammlung Schwules Museum*

Skandal im Sperrbezirk!

Aus „einschlägigen Foren“ wird berichtet, wie man in der sogenannten Adalberthalle an der Ecke Amalienstraße/Adalbertstraße der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) „anonymen Sex - meistens unter Männern“ sucht, der dann auch noch „in öffentlichen Toiletten stattfindet.“ Alleine drei (!) aktuelle Forenbeiträge aus dem letzten Monat soll es geben.

Uni ist alarmiert – und will aktiv werden“

So überschreibt die tz die Reaktion der Uni. Auf Anfrage reagierte die LMU vorbildlich und verkürzte die Öffnungszeiten der Toiletten. Man habe ein Auge darauf und auch das Sicherheitspersonal „gesondert aufgeklärt.“ Na, wenn die kühnen Recken jetzt bescheid wissen, steht dem aktiven Spaß verschärft durch Uniformfetische ja nichts mehr im Wege. Außer vielleicht die Polizei, denn die ist laut Unisprecherin Gröschel angehalten, Hinweisen auf „Verdächtiges“ nachzugehen.

Homosex ist pfui – Heterosex ist hui (was lustig)

Als sexuell aktiver schwuler Mann ist es nicht einfach. Natürlich gibt es Probleme mit öffentlichem Sex (Stichwort zugemüllte Parks). Aber gibt es ähnlich skandalisierte Berichterstattung auch über Heterosexuelle? Selbst das besoffene Rudelbumsen auf der Wiesn mit teilweise fraglicher Freiwilligkeit der Akteure wird eher süffisant grinsend zur Kenntnis genommen und für erheiternde Bild- und Wortreportagen genutzt. Genau wie die immer wieder auftauchenden U-Bahn-Filmchen, Büromitschnitte oder sonstige verwackelten „in Flagranti“-Berichte. Bei öffentlichem Homosex kocht die brave Volksseele dagegen gerne ein prüde triefendes Skandalsüppchen. Diese unterschiedliche Wahrnehmung ist übrigens Folge von Homophobie. 

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