#IDAHOBIT 🇩🇪 Die schönsten Aktionen 2020

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Zum Internationalen Tag gegen Homo-, Bi- und Transphobie (IDAHOBIT) gab es von DIE LINKE.queer, QueerGrün, BZgA und der Antidiskriminierungsstelle des Bundes (ADS) tolle Kampagnen, die wir hier für euch dokumentieren.


QueerGrün mit einem mit Fraktion und Partei abgestimmten Forderungskatalog

Für einen Aufbruch in eine vielfältige, soldarische & gerechte Zukunft!

Am nächsten Wochenende findet erneut der internationale Tag gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transphobie, IDAHOBIT, statt. Durch die aktuelle Situation wird in diesem Jahr vieles anders. Manche Aktionen, welche wir als LSBTIQ* Community in den letzten Jahren entwickelt und in die Öffentlichkeit getragen haben, sind nicht denkbar. Obwohl wir uns bewusst sind, dass der digitale Raum kein gleichwertiger Ersatz ist, rufen wir dazu auf sich an den verschiedenen geplanten virtuellen IDAHOBIT Aktionen zu beteiligen. Passt auf euch auf, seid solidarisch mit anderen & lasst uns gemeinsam Flagge zeigen gegen Menschenfeindlichkeit!

In diesem Jahr wird der IDAHOBIT aber auch anders, da wir uns mehr als noch vor ein paar Monaten in einer Zeit des gesellschaftlichen Unsicherheit befinden. Für viele Menschen hat die Planbarkeit in ihrem Leben abgenommen. Gleichzeitig sind wir mehr als gewohnt auf uns selbst zurückgeworfen und Strukturen des gesellschaftlichen Zusammenhalts nur begrenzt verfügbar. Eine starke Zivilgesellschaft ist für eine Demokratie aber systemrelevant. Dennoch wird zurzeit fast ausschließlich von dem wirtschaftlichen Weg durch die Krise gesprochen. Daher unterstützen wir den Vorstoß der grünen Bundestagsfraktion einen Rettungsschirm Zivilgesellschaft zu spannen. Ulle und Sven, unsere grünen queerpolitischen Sprecher*innen, haben mit dem Regenbogen-Rettungsschirm zusammengeführt, wie auch die LSBTIQ* Community abgesichert werden kann. Unsere Gesellschaft kann es sich nicht leisten in der Krise diese Säule unseres demokratischen Zusammenlebens zu vergessen.

Anders ist in diesem jahr auch, dass mehr als sonst unsicher ist, welchen Weg wir als Gesellschaft zukünftig einschreiten werden. Werden wir endlich das Versprechen einlösen, dass kein Mensch aufgrund des Geschlechts, einer rassistischen Zuschreibung, der Religion und Weltanschauung, einer Behinderung, einer chronischen Erkrankung, des Lebensalters, der Sprache, der sexuellen Orientierung und geschlechtlichen Identität sowie des sozialen Status diskriminiert werden darf und wir alle gleiche Rechte haben? Oder gelingt es rechten und konservativen Kräfte den Ruf zurück zur Normalität dafür zu nutzen alle hart erkämpften gesellschaftlichen Errungenschaften der letzten Jahre zurück abzuwickeln?

Beide Szenarien sind in unserer aktuellen Realität bereits angelegt. Wir erleben, wie Menschen solidarisch Rücksicht aufeinander nehmen, kreative Lösungen für akute Probleme finden und ein stärkeres Bewusstsein dafür entwickeln, was unsere Gesellschaft zusammenhält. Gleichzeitig polemisieren rechte Kräfte noch lauter gegen alles, was nicht in ihr enges Weltbild passt und auch konservative Politiker versuchen politische Maßnahmen, wie ein Immunitätsausweis, durchzusetzen, welche Diskriminierung und Ungleichbehandlung fördern. Für uns als QueerGrün ist die Lage mehr als deutlich. Der alte gesellschaftliche Status-Quo hat für zu viele Menschen noch nie funktioniert. Ein bloßes zurück darf es nicht geben - lasst uns den Auswege aus dieser gesundheitlichen Krise auch für einen Aufbruch für eine queerfeministische, gerechte und solidarische Zukunft nutzen und das für tatsächlich alle Menschen.

*QueerGrün


#BewegDeinDenken von der ADS

Was Neda, Lian, Florian und Caro zu sagen haben, ist hier zu sehen: https://www.instagram.com/ads_bund/ #IDAHOT


Der offene Brief von DIE  LINKE.queer

Seid solidarisch. Seid sichtbar. Seid fabelhaft! 

Viele von uns sind müde und können es fast nicht mehr hören: Die Corona-Pandemie hält das öffentliche Leben weltweit in Schach und diese Pandemie wird uns noch eine lange Weile begleiten. Viele von uns sorgen sich um ihre Lieben oder fürchten um ihre finanzielle Existenz. Dabei kam schon vor Corona jede dritte Queer-Person in Europa finanziell nur mit Mühe über die Runden. Bei intersexuellen und Transgender-Personen, für die die Situation noch prekärer ist, sogar jede zweite. So eines der erschreckenden Ergebnisse einer Umfrage bei über 140.000 europäischen Queers, die gerade von der EU-Grundrechteagentur veröffentlicht wurde.

Foto: Ben Gross Photography

Die queere Community und ihre aktuellen Nöte gehen an der Bundesregierung geräuschlos vorbei. Kein Wort der Bundeskanzlerin oder des schwulen Bundesgesundheitsministers in unsere Richtung, die oberste Kulturpolitikerin der Republik, Monika Grütters, arbeitet an den Problemen vorbei und begnügt sich damit Brotkrumen zu verteilen, während die Verteidigungsministerin Unsummen in Kriegsgerät versenkt. Wenn die Bundesregierung Begriffe wie „Solidarität“ oder „Systemrelevanz“ im Munde führt, dann wird klar: Queere Strukturen sind damit offensichtlich nicht gemeint.  

Foto: Ben Gross Photography

Als DIE LINKE.queer haben wir in den letzten beiden Monaten sehr konkrete Vorschläge unterbreitet: zur Rettung queerer Infrastruktur, zu Hilfen für Sexarbeiter*innen oder zur Verantwortung von Konzernen und Parteien, die sich sonst gerne mit ihrer CSD-Teilnahme oder ihrem „Diversity-Management“ brüsten. Wir haben kritisiert, wie die Regelungen bei Hartz IV junge Queers diskriminieren und unter Druck setzen und wie dieser Umstand durch die Corona-Pandemie verschärft wird. Wir freuen uns, dass Teile der Grünen und die SPD queer sich in dieser Woche zumindest einen Teil unserer Forderungen zu Eigen gemacht haben. 

„Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Gesellschaft in der er lebt“, meinte Rosa von Praunheim und das bestätigt sich gerade erneut und erschreckend: allein die beiden BMW-Großaktionäre Stefan Quandt und Susanne Klatten erhalten gerade 769 Millionen Euro Dividende für ein Jahr ausgezahlt, während viele queere Projekte laufende Rechnungen nicht mehr bezahlen oder Eigenmittel nicht mehr aufbringen können. Ohne eine grundlegende Umverteilung des vorhandenen Vermögens wird am Ende der Corona-Krise die soziale Ungleichheit noch größer sein als bisher.  

Foto: Ben Gross Photography

Viele unserer BAG-Mitglieder organisieren während der Krise praktische Solidarität. Sie sammeln und spenden Geld, um queere Infrastruktur zu erhalten, die für uns alle so wichtig ist. Rund 10.000 Euro aus unterschiedlichen Gliederungen der LINKEN und aus ihren Fraktionen haben wir zudem bislang organisieren können, um die queere Medienlandschaft zu unterstützen.  Und da geht noch mehr. Zudem haben wir sichergestellt, dass Referent*innen, Künstler*innen und Veranstaltungsorte, für nun ausfallende queere Veranstaltungen der LINKEN Ausfallhonorare erhalten, auch, wenn dies vertraglich nicht vorgesehen war. Dort, wo DIE LINKE. regiert, wie im Land Berlin, wird schnelle Hilfe für Kulturschaffende und die Club-Szene organisiert. DIE LINKE übt Druck auf die Bundesregierung aus, sich endlich der Situation der Community anzunehmen. Das betrifft nicht nur die Forderung nach finanziellen Hilfen für die queere Community in der Corona-Krise. Das Festhalten am diskriminierenden und entwürdigendem Transsexuellengesetz, die Untätigkeit gegen zunehmende homo- und transfeindliche Gewalt und die Ignoranz gegenüber der strukturellen Diskriminierung sind unerträgliche Beispiele für die Ignoranz der Regierung aus CDU/CSU und SPD. 

Angst, Gewalt und Diskriminierung sind nach wie vor weit verbreitet. Dieses Ergebnis der jüngt veröffentlichten, 2019 durchgeführten Befragung der Agentur der Europäischen Union für Grundrechte (FRA) von queeren Menschen in Europa zeigt die Lebensrealität gut auf.Jede fünfte befragte Person fühlt sich am Arbeitsplatz und mehr als jede dritte bei Freizeitaktivitäten in der Öffentlichkeit diskriminiert. Eine von fünf Transgender- bzw. intersexuellen Personen hat körperliche oder sexuelle Übergriffe erfahren – das sind doppelt so viele wie in anderen LGBTI-Gruppen. Die Ergebnisse entscheiden sich dabei nach den einzelnen Ländern – und sind doch für keins zufriedenstellend.

Einen besonderen Blick müssen wir in Europa auf Orbans Donaudiktatur und auf Polens PIS-Partei werfen. Die in Polen propagierten „LGBT“-freien Zonen und die Aberkennung der geschlechtlichen Identität von Transpersonen in Ungarn sind schwerste Menschenrechtsverletzungen.  Mit konkreten Partnerschaften zwischen Community-Strukturen und -Personen müssen wir diejenigen, die in ihren Ländern für Emanzipation kämpfen, unterstützen. Die gilt auch über Europa hinaus. Autokraten wie Erdogan in der Türkei und Faschisten wie Bolsonaro in Brasilien missbrauchen die Pandemie, um Hass auf alles zu schüren, was nicht dem sexuellen und geschlechtlichen Mainstream entspricht.  Die aktuelle Verfolgungswelle in Marokko und Südkorea muss ebenso zu lauten Protesten führen, die diese Machenschaften beenden. Doch scheint sich die Bundesregierung nicht dafür zu interessieren. Von Außenminister Heiko Maas ist während der Krise bisher jedenfalls nicht einmal ein diplomatischer Fingerzeig in dieser Angelegenheit zu vernehmen gewesen. Die internationale Solidarität ist für uns ein zentrales Anliegen des IDAHOBIT.  Aufmerksamkeit erzeugen, solidarisch sein – und sichtbar. Das dient nicht nur jedem von uns selbst für sich selbst, es ist auch eine bittere politische Notwendigkeit. 

*Daniel Bache, Katharina Jahn und Frank Laubenburg, Bundessprecher*innen von DIE LINKE.queer


Der LSVD in Sachsen-Anhalt 

Foto: LSVD Sachsen-Anhalt

Auch wenn 2020 Kontaktbeschränkungen zum Schutz vor Corona, Demonstrationen und Kundgebungen fast unmöglich machen, starten Landesverbände des LSVD und der Bundesverband zahlreiche virtuelle Flashmobs, Konferenzen und online-Demonstrationen zum IDAHOBIT am 17. Mai 2020.

Noch immer müssen wir alle Kraft in Aufklärung und Hilfsmaßnahmen investieren, um zu erreichen, dass Mitmenschen unabhängig von ihrer sexuellen Identität ein würdevolles Leben ohne Repressalien, Diskriminierung & Gewalt führen können.

In Sachsen-Anhalt hat der Landtag im Februar 2020 die Landesverfassung geändert und den Gleichbehandlungsartikel um das Merkmal der sexuellen Identität ergänzt. Damit geht das Land endlich einen großen Schritt voran. Im Rahmen der diesjährigen IDAHOBIT-Aktion zeigen Sachsen-Anhalts Bürgermeister*innen und Landräte und Gleichstellungsbeauftragte solidarisch miteinander, dass auch die Kommunen im Land für Vielfalt stehen. Sie setzen mit uns ein Zeichen für Solidarität und mehr Akzeptanz von LSBTI*-Menschen in Ihrer Kommune und anderswo.


Vorurteile zu LGBTIQ* – der Faktencheck

Die Bundeszentrale für gesundheitlichen Aufklärung (BZgA), die ab sofort auch mit einer Million Euro zusätzlichem Budget für die staatliche Aufklärung über die Risiken sogenannter und inzwischen gesetzlich verbotener Konversionsverfahren beauftragt ist, veröffentlichte ein Video über Vorurteile gegenüber LGBTIQ*.

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