#Kommentar • Ausgesorgt: Veritable Menschenfeindin Vera hört auf

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Vera Int-Veen tingelte in den 1990er-Jahren durchs boomende TV-Business, bis sie 1996 ihre Managerin und heutige Ehefrau Christiane „Obi“ Obermann kennenlernte. Der Rest ist Trash-TV-Geschichte, die nun zu Ende geht. Wir erinnern an #verafake und andere „Höhepunkte“ einer durch und durch anrüchigen Karriere. 

Kein Vorbild. Von Anfang an.

Fast möchte sich der hier schreibende LGBTIQ*-Redakteur schämen, dass Vera Int-Veen tatsächlich selbst einer vulnerablen Minderheit der Gesellschaft angehört, denn sie und ihre Frau bauten ein lukratives Fernsehimperium darauf auf, die Schwächsten der Gesellschaft einer nach Skandal- und Fremdscham-Sucht geifernden Zuschauerschar vorzuwerfen. Das begann nach einigen Moderationsversuchen bei verschiedenen Sendeanstalten 1996 mit der von ihr moderierten und produzierten täglichen Talkshow Vera am Mittag bei Sat 1. Insgesamt 2.064 Folgen liefen bis 2006 und eigentlich hätte schon nach diesem Panoptikum-Marathon Schluss sein können. 2007 verkaufte sie ihre time 2 talk show GmbH an die MME Moviement AG und hätte sicherlich finanziell das tun können, was sie laut übereinstimmenden Medienberichten nun ankündigte, mehr tun zu wollen, statt minderbemittelte Menschen der Lächerlichkeit Preis zu geben: mehr Reisen mit „Obi“.

Die Lust, von oben zu treten?

Vielleicht war es aber gar nicht das Geld, das Int-Veen eine Trash-Serie nach der anderen präsentieren ließ? War es vielleicht doch die pure Lust daran, Menschen vorzuführen? Sowohl zahlreiche Leaks aus der 2016er Böhmermann-Enthüllung #verafake zum Erfolgsfremdschamformat Schwiegermutter gesucht als auch aus der „Doku“-Soap Mietprellern auf der Spur lassen dies zumindest denkbar erscheinen.

Zuletzt spricht auch der jetzt gewählte Zeitpunkt für das selbstgewählte Karriereende sowie der flapsige Ton der Bekanntmachung dafür. Schwiegermutter gesucht läuft seit einer Staffel in einer neuen, weniger bloßstellenden Version, denn RTL hat sich selbst Zügel angelegt und will weniger Trash auf Kosten anderer produzieren. So habe Vera Int-Veen die jetzt bekannt gegebene Entscheidung denn auch bereits vor einem Jahr gefällt, wird in zahlreichen Medien berichtet.

War ihr das neue Format einfach zu langweilig? Wir wissen es nicht. Jedenfalls wirft die wuchtige Vera1 mit folgenden Worten hin: „Ich denke, RTL macht ein Jahr Pause, dann kann die Sendung nächstes Jahr vielleicht jemand anderes moderieren", so Int-Veen laut unter anderem dem Stern.

Gerne! Denn eigentlich könnte die Sendung sympathisch schräge Figuren ohne Dissen und Abwerten verkuppeln. Nur offenbar nicht mit Vera Int-Veen. Der sei nur eines gewünscht: Gute Reise und komm so schnell nicht wieder! Die TV-Landschaft wird ohne dich eine bessere sein. Menschlich gesehen. *Christian Knuth


1Die Habenseite 

Es war nicht alles schlecht. Ganz ehrlich und ohne Häme wiederhole ich hier noch einmal den Terminus „wuchtige Vera“. Mit ihren Büchern und dem Vorleben, sich auch jenseits von Mager-Modelmaßen wohlfühlen zu können, hat Vera Int-Veen im Bereich Body Positivity Gutes geleistet. Danke dafür! 

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