ZWANGS-OUTING MEHRERER OLYMPIONIKEN

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Screenshot Daily Beast

Die internationale LGBT*I-Community reagiert mit Entsetzen über einen Artikel, den der Journalist Nico Hines gestern auf der Website The Daily Beast veröffentlichte. Der Artikel trug den Titel „I Got Three Grindr Dates in an Hour in the Olympic Village" und enthielt genügend Informationen über die Athleten mit denen er chattete, um sie zweifelsfrei zu identifizieren. 

Hines, der mit einer Frau verheiratet und Vater ist, schrieb in seinem Artikel u. a. diesen Absatz (einige Details wurden hier von uns unkenntlich gemacht um die Identitäten der Athleten zu schützen):

Armed with a range of dating and hookup apps—Bumble, Grindr, Jack’d, and Tinder—your distinctly non-Olympian correspondent had scored three dates in the first hour.

Athlete profiles on the various apps during my short exploration included a track star, a volleyball player, a record-holder in the pool, a sailor, a diver, and a ******** player from a notoriously homophobic country.

One athlete left a drop pin in the heart of the village for me to follow, another said they would be waiting, dressed in black, near the coffee machine in the athletes’ restaurant. A friendly gentleman even volunteered the address of his building straightaway.

Er beschreibt hierin, mit welchen Apps er im Olympischen Dorf auf die „Jagd" nach Dates ging und was für Athleten auf welche Weise antworteten. Er schreibt in seinem Artikel weiter, dass er vom Eingang des Olympischen Dorfes aus mehrere Dutzend Grindr-Profile innerhalb eines Umkreises weniger hundert Meter ausmachen konnte, die in ihren Profilen teils mehr oder weniger deutlich ihren Status als Top-Athleten offenlegten. Hines weiter:

One Olympian wanted to commiserate over his *****-place finish. Another had very different things on his mind: “In village ready for action! Let’s make an athletes orgy!” he wrote in his profile.

Some athletes on Grindr made it clear that they were only interested in other sports stars. “Muscular Athlete for meets in Athlete Village ONLY. Be prepared to prove you’re here for a face to face meet,” he wrote.

Die Queer Community reagierte mit Entsetzen und Wut auf den Artikel, der für einige der so geouteten Athleten durchaus ernsthafte Konsequenzen haben könnte, da sie aus Ländern stammen, in denen Homosexualität unter Strafe steht oder zumindest stark geächtet wird.

Dating-Apps wie GRINDR oder PlanetRomeo sind für viele queere Menschen auf der Welt die einzige Möglichkeit, in relativer Anonymität Kontakt zu Gleichgesinnten zu finden und daher ein wichtiger Teil der Privatsphäre. Die perfide Handlungsweise von Nico Hines, den wir nur ungern als Journalisten-Kollegen bezeichnen, ist daher besonders stark zu verurteilen. 

Inzwischen gab es auf den starken Gegenwind aus der Community auch eine Reaktion des Chefredakteurs des Daily Beast, John Avlon. Der Artikel wurde inzwischen editiert und die Nationalitäten der Athleten entfernt. Man veröffentlichte außerdem eine etwas halbherzig klingende Entschuldigung:

Some readers have read Nico as mocking or sex-shaming those on Grindr. We do not feel he did this in any way. However, The Daily Beast understands that others may have interpreted the piece differently. Accordingly, we have made some editorial changes to the article, responding to readers’ concerns, and are again sorry for any upset the original version of this piece inspired.

Der Vorfall zeigt einmal mehr, dass die Gesellschaft und ihre Medien noch viel zu lernen haben, was den Umgang mit LGBT*I-Menschen angeht. Den Artikel von Nico Hines nicht als offen homophob anzusehen, fällt nicht nur uns schwer. Auch auf Twitter hagelte es Protest:

Besonder der offen schwule Olympiaschwimmer Amini Fonua aus Tonga war außer sich und beendete einen wahren Wutausbruch mit diesem Post:

UPDATE 12.8.: Inzwischen wurde der Artikel übrigens vollständig von The Daily Beast entfernt. Den entstandenen Schaden für die betroffenen Athleten kann man dadurch jedoch natürlich nicht ungeschehen machen. 

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