#ESC • AND THE WIENER IS

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© Foto: Josh Brandon

Im Jahr 1 nach Conchita (die inzwischen wie Lena meist nur noch unter diesem Mononym auftritt, es sind inzwischen ja auch alle Wurst-Scherze gemacht) gibt es beim 60. Eurovision Song Contest keinen Act, der von derartig großem Interesse für die Community wäre.

Und das ist auch ganz ok so, denn bei aller sozio-politischen Wichtigkeit des Events an sich ist es auch mal wieder schön, wenn man sich auf das eigentlich Wesentliche, also die Musik und ihre Darbietung, konzentrieren kann. Und da gibt es in diesem Jahr auch für den schwulen Mann so einiges zu entdecken. Eye-Candy vom Feinsten kommt zum Beispiel aus Moldau, wo sich der blonde Eduard Romanyuta beim Vorentscheid durchsetzen konnte. Musikalisch leider eher ziemlich unscheinbar (und deshalb wohl auch im ersten Halbfinale ausgeschieden). Hier überzeugt schon eher der belgische Beitrag; der 18-jährige Loïc Nottet singt mit bezaubernd federleichtem Akzent sein selbst mitkomponiertes Werk Rhythm Inside – ein Lied das erfrischend wenig ESC-typisch klingt und mit dem daher durchaus zu rechnen sein wird.

Wer an die Spitze der Wertungstabelle und sich damit die Trophäe sichern möchte, der muss aber zumindest laut Vorabumfragen und den Wettquoten bei Buchmachern vor allem an dem Schweden Måns Zelmerlöw vorbei, der mit seinem Lied Heroes ein Stück abliefert das klingt, als hätten sich Avicii und David Guetta eine Weile (na gut vielleicht ne Stunde) zusammen im Studio verschanzt und das Ergebnis beim ESC eingereicht. Viel Chart-aktueller und gleichzeitig massentauglicher geht es kaum und daher könnte es gut sein, dass der ESC 2016 mal wieder in Schweden ausgetragen wird. Ehrlich gesagt können wir uns Schlimmeres vorstellen.

Die Big Five werden leider in diesem Jahr auch wieder nicht bei den vorderen Plätzen mitreden können. Die deutsche Zweitbesetzung Ann Sophie wird ebenso unter ferner liefen landen wie die Beiträge aus Großbritannien (Electro-Swing der irgendwie künstlichen und gewollten Art ein bisschen peinlich, ähnlich wie 2009 Alex Swings, Oscar Sings aus Deutschland wer erinnert sich?), Frankreich und Spanien. Die Tenöre von Il Volo aus Italien sind pure 1990er, aber wenigstens außergewöhnlich genug fürs obere Mittelfeld. Lediglich Jubiläumsgast Australien könnte mit dem stimmgewaltigen malaysisch-stämmigen Sänger Guy Sebastian und durch den Reiz des Neuen durchaus für eine Überraschung sorgen, aber ob das zum Sieg (und damit einer zweiten Teilnahme Australiens) reichen wird darf getrost bezweifelt werden.

Mein persönlicher Favorit ist übrigens die sehr aktuell klingende Ohrwurm-Nummer „Here for You“ von Maraaya aus Slowenien, nur bei der Choreo mit der Luftgeige wird man da kurz weggucken müssen. Aber auch hier gilt, wie eigentlich immer und überall beim ESC: Es gibt Schlimmeres.

Internet: Alle Infos hier!

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