Mutter vermisst: „Modern Family“-Star plötzlich Väter

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Die Freude über das eigene Kind ist die wohl größte, die Menschen erleben können. Auch schwulen Paaren wird sie dank liberaler Gesetze in immer mehr Ländern möglich. Etwas seltsam mutet es an, wenn dabei die Mutter komplett unsichtbar wird.

Am 7. Juli kam der langersehnte Sohn von Jesse Tyler Ferguson laut einem Bericht des Magazins People auf die Welt. Der 44-jährige Ferguson, der seit 2013 mit dem Anwalt Justin Mikita (34) verheiratet ist, hatte Anfang dieses Jahres verkündet, dass die beiden Eltern werden.

„Die frischgebackenen Eltern sind überglücklich und aufgeregt über diese neue Reise als dreiköpfige Familie“, sagte ein Sprecher des Paares gegenüber dem Magazin vorgestern.

Kommentar • Mütter und damit Frauen werden unsichtbar gemacht

Keinerlei Angaben macht der Bericht und machten auch die beiden glücklichen Väter allerdings darüber, dass zur Geburt eines Kindes bis auf weiteres eine Gebärmutter erforderlich ist. Ob diese geliehen wurde, oder ob es sich beim Nachwuchs um eine Adoption handelt, bleibt unklar. 

Die Unsichtbarmachung von Frauen, die ihre Gebärmutter gegen Geld verleihen, ist eines der besten Argumente gegen das Modell Leihmutterschaft als Dienstleistung. Sie spielt ihren Gegnern deshalb in die Hände, weil Dinge die im Verborgenen geschehen, leichter einem Missbrauch anheim fallen können. Würden (männliche) Eltern selbstbewusst und offen auch die Mutter ihres Nachwuchses zumindest mitbenennen, würden Leihmütter angemessene Repräsentation und Anerkennung erfahren, würde das Modell aus der halbseidenen, an Menschenhandel erinnernde, Unsichtbarkeit heraustreten können.

Schade, dass schwule Männer von Ricky Martin über Elton John bis aktuell  Jesse Tyler Ferguson diesen Schneid nicht oder nur teilweise haben. Schade, dass das auch von deutschen Medien immer noch mitgetragen wird.

Ausgerechnet Bild ist übrigens so ziemlich das einzige deutsche Medium, das bei der freudigen Nachricht über den Familiennachwuchs im Hause Ferguson-Mikita bereits in der Überschrift die in Deutschland verbotene Leihmutterschaft erwähnt.

Dank an Collette auf Instagram

UPDATE 13. Juli 2020

Um einer Fehlinterpretation in den Sozialen Netzwerken entgegenzuwirken, haben wir die Zwischenüberschrift mit dem Terminus Kommentar versehen. Dem Autoren des Beitrages geht es explizit nicht darum, eine Leihmutter oder Adoptiveltern in die Öffentlichkeit zu zerren – deswegen wurde der Absatz zur Nennung einer Person Namens Collette diesbezüglich präzisiert.

Frauen und Mütter und der gesamte damit zusammenhängende Prozess der Kinderwunscherfüllung werden unsichtbar gemacht – Kalifornien bietet die Möglichkeit, die hierzulande immer noch verbotene Dienstleistung Leihmutter zu erbringen bzw. in Anspruch zu nehmen. Als einer von nur wenigen Staaten auf der Welt.  Und wohl einer der einzigen, in dem man* von einigermaßen geregelten Bedingungen ausgehen kann.

Es ist nach unserem Selbstverständnis als queeres Magazin unsere Aufgabe, auf diesen Komplex aufmerksam zu machen und die öffentliche Debatte darüber zu begleiten und selbstverständlich auch zu führen. 

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