Kommentar: Die Propagandashow der Sahra W.

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Sie habe die Gleichberechtigung von Menschen mit „Neigungen“ immer unterstützt. Mehr braucht es nicht, um zu verstehen, warum die Fraktionschefin der Partei DIE LINKE einfach nicht versteht, worum es bei Kritik an ihrem Gastbeitrag in DIE WELT geht. Und das ist noch die gutmeinende Interpretation.

Foto: Trialon Berlin

Sahra Wagenknecht sind die Rechte von Minderheiten sehr wohl ein Anliegen. Nämlich  dann, wenn sie gegen soziale Benachteiligung, und zur Unterfütterung von Kapitalismuskritik herangezogen werden können. Ansonsten schweigt sich die doch so eloquente Rednerin konsequent aus zu Themen wie Ehe für alle, Diskriminierung, oder Menschenrechtsverletzungen in Russland. Letzteres wäre gar nicht schlimm – sie selbst antwortete 2017 in einem Brief, dass es in der Partei Arbeitsteilung gebe und sie deshalb andere Themenfelder bearbeite. Und tatsächlich kann man der Linken wohl kaum vorwerfen, nicht äußerst eifrig und konsequent für queere Themen einzustehen. Warum dann aber plötzlich und erstmalig der Gastbeitrag, in dem behauptet wird, Minderheitenrechte wären von Grünen und SPD nur als „Wohlfühl-Label“ vertreten worden, um

rüde Umverteilung von unten nach oben zu kaschieren und ihren Nutznießern ein gutes Gewissen zu bereiten.

Gehts noch? Die politische Lebensleistung eines Volker Beck ist „Pinkwashing“ im Namen des Turbokapitalismus? Das ist eine üble Herabwertung, Frau Wagenknecht! Und nur das ist Ihnen in einem Artikel vorgeworfen worden. Nicht, dass Sie homophob seien, nicht, dass Sie nicht für Minderheitenrechte seien.  

Wagenknecht gibt populistisch Vollgas

Statt sich mit der Kritik an dem WELT-Beitrag auseinanderzusetzen, wiederholt Sahra Wagenknecht ihre Verquickung in einem „Interview“ mit Heiner Bäther, Mitglied des Landessprecher*innenrat LAG Queer NRW und greift ihre Kritiker frontal an. Sie sei „entsetzt“ über die Vorwürfe (die keiner gemacht hat). Sie beschwert sich über „den Umgang“ miteinander, dabei öffnet sie mit ihrem Beitrag eben diesem Tür und Tor. Wer Minderheitenrechte in Abhängigkeit zu anderen Politikfeldern setzt, missachtet und untergräbt, dass sie universell und unteilbar gelten. Es gibt nichts Böses im Guten. 

Der Nollendorfblog analysiert ganz richtig: „Wer das versteht, müsste auch verstehen, dass man Gleichstellung, dass man Gerechtigkeit und Menschenrechte nicht „kapern“ kann. Wer das nicht verstehen kann, oder denen nach dem Mund reden will, die es nicht können, oder wollen, der, ach, zitieren wir sie am Ende doch noch einmal selbst: „Und wir sehen in den USA, wo das hinführt. Das Ergebnis ist dann Donald Trump.“

Ach und noch etwas, Frau Wagenknecht: Meine Neigung, für die sie so vehement nicht gekämpft haben, ist gar keine. Im Gegensatz zur bewussten Entscheidung Populismus immer weiter salonfähig machen zu wollen, sind die sexuelle Orientierung und die Geschlechtsidentität keine Willensentscheidungen oder Hobbys. ICH bin entsetzt. Ihrer Partei, die sich wie kaum eine andere für queere Rechte einsetzt, haben sie einen Bärendienst erwiesen. 

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