Video: Thüringen stimmt für LGBTIQ*-Vertretung im ZDF-Fernsehrat

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Der Landtag Thüringens entscheidet über Nachfolgebesetzung des ersten LGBTIQ* zugesprochenen Sitzes im ZDF Fernsehrat. Da die Linksfraktion die Bewerbung des LSVD einbrachte, ist eine Mehrheit auch von SPD, FDP, Grünen und CDU abhängig. 

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Eigentlich wäre die Besetzung kein großer Akt, denn zumindest auf Bundesebene sind FDP, SPD, Linke und Grüne selbstverständlich dafür, das wichtigste Gremium der öffentlich-rechtlichen Sendeanstalt divers zu besetzen und neben vielen religiösen Vertreter*innen auch die LGBTIQ*-Community mit einer gewichtigen Stimme an den Programmentscheidungen teilhaben zu lassen. Selbst die CDU würde im Normalfall mutmaßlich zustimmen, hatte sie doch 2016 sogar den diesbezüglichen Antrag gemeinsam mit der Linken eingereicht. Nun ist aber in Thüringen im Zuge des Gerangels um die Neubesetzung des Postens des Ministerpräsidenten nichts wirklich verlässlich, und schon die ein oder andere Entscheidung aus parteitaktischen Gründen auch mal gegen eine bürgerliche Mehrheit gefällt worden. 

FDP Fraktion kündigt Zustimmung an

Foto: jens-brandenburg.de

Auf männer* Nachfrage ließ der queerpolitische Sprecher der FDP im Bundestag, Jens Brandenburg mitteilen, dass die FDP-Fraktion im Thüringer Landtag für die Bewerbung des LSVD stimmen wolle: 

Das öffentlich-rechtliche Fernsehen kultiviert immer noch häufig veraltete Rollenbilder. Lesben, Schwule, bisexuelle, trans- und intergeschlechtliche Menschen sind im ZDF kaum sichtbar. Daher freue ich mich sehr, dass die FDP-Fraktion im Thüringer Landtag dem Antrag, eine Vertretung des LSVD in den ZDF-Fernsehrat zu entsenden, zustimmt.“ 

Jens Brandenburg

Vor vier Jahren hatte ebenfalls der LSVD eine Bewerbung um den Sitz eingereicht, außerdem noch der Verein Lambda. Letztlich entschied damals die Mehrheit zugunsten der von CDU und DIE LINKE unterstützten LSVD-Bewerbung. Dieser entsendete mit Jenny Luca Renner die erste Fernsehrätin für LGBTIQ* in der Geschichte der Bundesrepublik in den ZDF-Fernsehrat. 

Renner machte sich in der Folge durch beharrliche Arbeit einen äußerst guten Namen über Partei- und Verbandsgrenzen hinweg. Ob sie bei einer positiven Entscheidung des Landtages für eine zweite Amtszeit entsendet wird, entscheidet der LSVD Thüringen im Nachgang der heutigen Abstimmung. 

Sollte es keine Mehrheit für die Bewerbung des LSVD geben, bliebe der LGBTIQ*-Sitz im aus 60 Köpfen bestehenden Fernsehrat unbesetzt.


UPDATE 15:30 Uhr – Landtag stimmt für Antrag 

„Die erneute Benennung des LSVD Thüringen für das Mandat von LSBTTIQ* im ZDF-Fernsehrat macht deutlich, dass der Thüringer Landtag die Arbeit der letzten vier Jahre wertschätzend zur Kenntnis genommen hat und eine Kontinuität in der Arbeit fordert. Wir bedanken uns für das Vertrauen und werden weiter im Interesse aller Thüringer*innen, aber auch besonders für die LSBTTIQ*-Community im ZDF-Fernsehrat wirken.“

Lesben- und Schwulenverband (LSVD) Thüringen


Update 19. Juni, 18 Uhr: LSVD bestätigt Jenny Luca Renner im Amt

Auf Facebook gab die bisherige und zukünftige ZDF-Fernsehrätin Renner mit passendem Foto ihre Wiederwahl offiziell bekannt:

Ich bin stolz, als geoutete #Lesbe im #Fernsehrat des #ZDF zu sein und die Interessen von LSBTTIQ* vertreten zu können. Nicht, weil es was Besonderes ist, sondern Teil der Normalität werden sollte, sichtbar zu sein und teilzuhaben! #lesbianvisibilityday

Jenny Luca Renner

Etwas förmlicher formulierte sie es für den LSVD Thüringen, zu dessen Vorstand sie gehört. 


Hintergrund

Das Bundesverfassungsgericht hat im Jahr 2014 mit seinem Urteil zum ZDF-Fernsehrat die Weichen dafür gestellt, dass sich die Beteiligung von LGBTIQ* in den Mediengremien erfreulicherweise nach und nach zum Standard in einer pluralistischen Gesellschaft entwickelt. Seit dem wegweisenden Urteil wurde LGBTIQ* beim ZDF, beim Saarländischen Rundfunk, bei Radio-Bremen und zuletzt auch im Hörfunkrat vom Deutschlandradio die Teilhabe in den Aufsichtsgremien eröffnet.

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