Nur alle zwei Monate: Neue PrEP in den USA zugelassen

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In den USA ist mit Apretude basierend auf dem Wirkstoff Cabotegravir erstmals eine Depotspritzentherapie als PrEP (Prä-Expositions-Prophylaxe) zugelassen worden. Das Medikament ist mutmaßlich wegen der sichereren Einnahmetreue statistisch wirksamer als die bisher übliche tägliche Tabeltten-PrEP auf Basis von Tenofovir und Emtricitabin, allerdings auch nahezu unbezahlbar. Die Zulassung für die Europäische Union ist bereits beantragt.

Tägliche PrEP: Erfolgsmodell mit Haken

Foto: viiv healthcare

Laut Statistiken in den USA wurde 2020 insgesamt 25 Prozent der etwa 1,2 Millionen in Frage kommenden Menschen, denen die PrEP empfohlen wird, diese verschrieben. 2015 waren es gerade einmal 3 Prozent. Relativ überraschend aus europäischer Sicht scheint die Therapietreue (Adhärenz) bei der PrEP allerdings ein gravierendes Problem darzustellen. Die FDA schreibt:  

PrEP erfordert ein hohes Maß an Adhärenz, um wirksam zu sein, und bestimmte Personen und Gruppen mit hohem Risiko, wie junge Männer, die Sex mit Männern haben, halten sich mit geringerer Wahrscheinlichkeit an die tägliche Medikation. Auch andere zwischenmenschliche Faktoren wie Substanzkonsum, Depressionen, Armut und das Bemühen, Medikamente zu verbergen, können sich auf die Adhärenz auswirken. (Quelle)

Dies erklärt auch die signifikant bessere Wirkung der Depotspritzen-PrEP in den Studien, die vor der Zulassung durchgeführt wurden. Die Sicherheit und Wirksamkeit von Apretude zur Verringerung des HIV-Risikos wurden in zwei randomisierten, doppelblinden Studien untersucht, in denen Apretude mit Truvada verglichen wurden. 

In Studie 1 erhielten 4.566 Cis-Männer und Transgender-Frauen, die Sex mit Männern haben, entweder Apretude oder Truvada. In der Studie wurde die HIV-Infektionsrate bei Studienteilnehmern gemessen, die täglich Cabotegravir gefolgt von Apretude-Injektionen alle zwei Monate im Vergleich zu täglich oralem Truvada einnahmen. Die Studie zeigte, dass Teilnehmer, die Apretude einnahmen, ein um 69 % geringeres Risiko hatten, sich mit HIV zu infizieren als Teilnehmer, die Truvada einnahmen.

In Studie 2 erhielten 3.224 Cis-Frauen entweder Apretude oder Truvada. Die Studie maß die HIV-Infektionsrate bei Teilnehmern, die Cabotegravir oral und Apretude-Injektionen einnahmen, im Vergleich zu denen, die Truvada oral einnahmen. Die Studie zeigte, dass Teilnehmer, die Apretude einnahmen, im Vergleich zu Teilnehmern, die Truvada einnahmen, ein um 90% geringeres Risiko hatten, sich mit HIV zu infizieren. 

(Quelle)

Ob sich diese Daten auf PrEPer in Deutschland übertragen lassen, ist mehr als fraglich. Außerdem gibt es bei der Depotspritze zwei limitierende Faktoren zu beachten.

Foto: CC0

Depot-PrEP: Schweineteuer und Entscheidung für ein ganzes Jahr

Wer nun mit dem Gedanken spielt, lieber alle zwei Monate einen Spitze zu bekommen, anstatt täglich eine Pille einzuwerfen, dem seien zwei riesige Haken mit auf den Denkweg gegeben: Während die täglich einzunehmende Pille inzwischen für rund zwei Euro pro Stück erhältlich ist, kostet eine Apretude-Spritze in den USA 3.700 US-Dollar oder 22.200 US-Dollar für eine Jahresration von sechs Dosen. Das wird in Deutschland nicht viel günstiger sein. Außerdem kann die PrEP mit Cabotegravir-Depotspritzen nicht kurzfristig beendet werden. Der Grund laut Deutscher Aidshilfe: Der Wirkstoff bleibt nach Beendigung der Spritzenvergabe noch bis zu einem Jahr im Blut nachweisbar:

Kommt es dann zu einer HIV-Infektion, reicht die geringe Dosis nicht aus, um das Virus zu unterdrücken, sodass sich leicht Mutanten durchsetzen – eine ideale Situation also für die Bildung von Resistenzen und eine denkbar schlechte für eine spätere Behandlung der HIV-Infektion. Um dies zu vermeiden, sollte nach der Beendigung der Cabotegravir-PrEP möglicherweise ein Jahr lang eine orale PrEP mit Tenofovir und Emtricitabin genommen werden, um sich vor einer HIV-Infektion möglichst sicher zu schützen. (Quelle)

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