#Interview: Schlau zu HIV mit Dr. Römer

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Foto: Gemeinfrei CC0

Wir fragten bei Dr. med. Katja Römer aus der Gemeinschaftspraxis Gotenring in Köln (www.gpg-koeln.de) nach, welche Parameter für die Auswahl der individuellen HIV-Therapie für Behandler und Patienten wichtig sind.

Foto: J. Römer

Wie entscheiden Sie, welche Therapie ein Patient erhalten soll? Sind alle gleich gut?

Grundsätzlich sind alle modernen HIV-Therapien in ihrer Wirksamkeit fast gleich. Es gibt Unterschiede in der Schnelligkeit, die Viruslast unter die Nachweisgrenze zu bringen. Die Gruppe der Integrasehemmer wirkt diesbezüglich sehr schnell. Wichtiger ist der Lifestyle des Patienten: Schafft er es, sich an feste Zeiten zu halten, arbeitet er im Schichtdienst, nimmt er wegen anderer – eventuell altersbedingter – Erkrankungen Medikamente, mit denen Wechselwirkungen bekannt sind? Frauen mit Kinderwunsch sind ebenfalls ein Spezialfall. Ebenso muss man auf Resistenzen vor Therapiebeginn achten.

Welche Informationen können Patienten Ihnen auch nach Therapiebeginn geben, um zu prüfen, ob die Therapie auch wirklich gut vertragen wird?

In der Regel kommt der Patient nach vier Wochen zur ersten Nachuntersuchung. Die erste Frage ist die, ob er es schafft, die Therapie wie gewünscht einzunehmen. Die zweite Frage ist die, ob sie verträglich ist: Gibt es Nebenwirkungen wie Übelkeit, Kopfschmerzen, Schlafstörungen oder Ausschläge? Ist das nicht der Fall, achte ich im weiteren Verlauf der Therapie darauf, dass der Patient mitteilt, ob Dinge wie Gewichtszunahme oder -abnahme oder psychische Beschwerden wie Depressionen auftreten.

Gibt es Faktoren, die den Patienten im Hinblick auf ihre Behandlung wichtig sind?

Sehr vielen Patienten ist es wichtig, dass es nur eine Tablette am Tag ist. Und, dass die Einnahme nicht an die Nahrungsaufnahme gekoppelt ist. Bei jüngeren Männern gibt es auch sehr oft die Frage, ob die Therapie mit dem Substanzgebrauch im Partyumfeld kompatibel ist, also dem Alkohol- oder Drogenkonsum. Bei Fitness-Junkies darf eine Therapie die wegen der hohen Eiweißaufnahme schon beanspruchte Niere nicht noch weiter belasten, sodass ich auf einmal sagen müsste: „Hört auf zu trainieren.“

*Interview: Christian Knuth

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