KOMMENTAR ZUM WELT-AIDS-TAG – SEX, GESELLSCHAFT UND PRÄVENTION

Sex ist die schönste Nebensache der Welt, heißt es salopp. Sexualität ist aber eben weder nur schön noch nur Nebensache. Im Gegenteil. Wir sind durch sie entstanden und wir definieren uns durch sie. Wie bezeichnest du dich? Schwul? Homosexuell? Bisexuell? Asexuell? Bist du ein Beziehungsmensch? Ein Einzelgänger?

Die Gesellschaft ist nach Prüderie und sexueller Revolution im letzten Jahrhundert dabei, unvorbelastete Wahrheiten zu akzeptieren und eine allgemeingültige Aussage zu formulieren: Du bist ein sexuelles Wesen. Sei es in der extremen Form der Promiskuität, der extremen Form der Enthaltsamkeit oder in der häufigsten Form des Versuchens und Ausprobierens. Hier muss in Zukunft auch der Startpunkt sein, wenn es darum geht, Prävention zu planen. Sexualität muss gesellschaftspolitisch den Status erhalten, den sie faktisch gelebt ja ohnehin einnimmt. Wir müssen unser gesellschaftliches Verhältnis im Umgang mit ihr regeln, um offen und ohne Angst auch ihre Probleme ansprechen zu können. Die jüngst veröffentlichten Zahlen des Robert Koch-Instituts (RKI) über die Verbreitung von HIV zeigen es deutlich: Wir sind (in Deutschland) an einem Wendepunkt angekommen, der eine neue Bewertung von Prävention und Aufklärung notwendig macht. Ja, das Bisherige war richtig und muss weitergeführt werden. Aber, und auch das kann man aus den Zahlen lesen, wir müssen uns überlegen, wie wir die sexuelle Gesundheit insgesamt verbessern, sie mehr in das Bewusstsein der Menschen bringen, noch vorhandene Schranken im Denken und Handeln mit dem Thema Sexualität überwinden. Hier sind Krankenkassen, Staat, Ärzte, Schulen und Verbände gefragt, gemeinsam Antworten zu liefern, damit wir einerseits das Erreichte halten und andererseits weitere Fortschritte erzielen können. Die Deutsche AIDS-Hilfe formuliert dies in ihrer Stellungnahme zu den Zahlen des RKI so: „Es ist fatal, HIV-Prävention auf biologische Zusammenhänge zu reduzieren. Diskriminierung von Menschen mit HIV und von schwulen Männern führt zu Angst und Tabus. Um Infektionszahlen zu senken, benötigen wir ein Klima der Offenheit, in dem es möglich ist, frei über Sexualität, HIV und andere sexuell übertragbare Krankheiten zu sprechen. Dafür trägt auch die Politik Verantwortung, die einer vollständigen rechtlichen Gleichstellung von Lesben und Schwulen noch immer im Wege steht.“

Auf den folgenden Seiten stellen wir dir teils wissenschaftlich nüchtern, teils mit emotionalen persönlichen Erfahrungen den aktuellen Wissensstand vor, der Betroffenen Mut machen kann, ihr Leben vereinfacht. Was aber ebenfalls deutlich wird, ist die Tatsache, dass HIV und andere sexuell übertragbare Krankheiten wahrscheinlich niemals endgültig besiegt werden und darum nicht aus deinem Bewusstsein verschwinden dürfen. Sex soll dir Spaß machen und entspannt stattfinden. Dazu gehört eine einfache Wahrheit: Informiere dich, rede offen mit Freunden, Familie und Bekannten, lass dich regelmäßig untersuchen und schütze dich und deine(n) Partner. •ck

INFOKASTEN

Wissen ist der beste Ausgangspunkt für erfolgreiche Prävention. Du willst mehr wissen über sexuelle übertragbare Krankheiten und Safer Sex? Folgende Internetseiten bieten umfassende und leicht verständliche Informationen:

WWW.MACHSMIT.DE / WWW.IWWIT.DE

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