Polen: Mit Regenbogenmasken gegen Corona und Homophobie

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Zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen die beiden polnischen Queeraktivisten Jakub und Dawid. Sie bekämpfen gleich zwei Epidemien: Corona und Homophobie. Die beiden YouTube-Stars aus Polen verteilten auf den Straßen Regenbogenmasken gegen Viren und gegen Hass. Das zugehörige Video wurde bereits mehr als zwei Millionen Mal angeklickt.

Jakub und Dawid haben einen erfolgreichen YouTube-Channel und sind das wohl bekannteste schwule Paar aus Polen. Nicht alle lieben sie: Die beiden berichteten wiederholt davon, Morddrohungen erhalten zu haben. 2017 feierten sie ihre Hochzeit in Portugal, anschließend wollten sie ihre Ehe in Polen anerkennen lassen. Letztes Jahr urteilte das Verwaltungsgericht in Warschau: Es gibt keine gesetzliche Grundlage dafür. 

Doch die beiden hörten weder auf, verheiratet zu sein, noch beendeten sie ihren Aktivismus. Im Gegenteil. Nun starteten sie eine neue Aktion: Gemeinsam mit Freund*innen stellten sie 300 Schutzmasken in Regenbogenfarben her und verteilten sie kostenlos an Menschen auf den Straßen der drei Städte Danzig, Gdynia und Sopot an der polnischen Ostsee. 

Jakub erklärt die Intention hinter der Aktion:

„Viele der Polen nennen uns eine Pest, deshalb dachten wir, wenn wir den Menschen helfen, die echte Pest zu überwinden, könnten sie ihre Meinung ändern. Ich weiß, es ist naiv, aber wenn wir etwas Gutes tun können, warum nicht?“


Wie reagierten die Menschen?

Das Paar lud ein Video von der Verteilaktion auf ihrem YouTube-Channel hoch, das bereits mehr als zwei Millionen Mal angeklickt wurde. Man sieht: Die Reaktionen der Menschen waren positiv, viele benutzten die Masken bereitwillig. Manche nahmen sogar zusätzliche Masken zum Schutz für ihre Angehörigen und Freunde mit.

Die beiden Aktivisten bewerteten den Ausgang der Aktion sehr positiv: 

„In unserem Land wurden viele LGBT-freie Zonen geschaffen, so dass wir ein bisschen Angst hatten, wie die Menschen reagieren würden, aber sie waren wirklich berührt von unserer Idee. Ich glaube, sie schätzten es sehr, dass sich jemand um ihre Gesundheit kümmerte. Es war toll zu sehen, dass der Regenbogen den Menschen keine Angst macht, sondern ihnen hilft, sicher zu bleiben.“


Situation in Polen wird immer schlimmer

Die Lage der Community in Polen ist ernst: Von der Ausbreitung der „LGBT-freien Zonen“ abgesehen (wir berichteten), hat das Parlament des Landes am Donnerstag mit 246 zu 199 Stimmen beschlossen, einen sehr umstrittenen Gesetzentwurf nicht wie gehofft abzuschmettern, sondern stattdessen in die Ausschüsse weiterzuleiten. 

Der von einem erzkatholischen, rückschrittigen Bündnis eingebrachte Entwurf wurde sowohl im In-, als auch im EU-Ausland heftig kritisiert. Er sieht vor, dass künftig Haftstrafen von bis zu drei Jahren drohen sollen, wenn jemand Geschlechtsverkehr Minderjähriger „propagiert“ –auch in Schulen. Dies würde vernünftige Sexualaufklärung unmöglich machen.

Die Argumentantion der Verantwortlchen strotzt vor falschen Tatsachen und Hetze. Der im Kern tief homofeindliche Entwurf gibt vor, Kinder und Jugendliche schützen zu wollen – und zwar „gegen sexuelle Gewalt durch LGBT-Aktivisten und Verhinderung der sexuellen Promiskuität junger Menschen“. Leider scheinen sie mit der Methode Erfolg zu haben.

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