HAMBURG: RENT MUSICAL ALS GESELLSCHAFTSKRITIK
Erstaunlich, wie aktuell ein Musical aus den 1990er-Jahren heute sein kann. Gerade erst sind Worte wie Mietpreisbremse im politischen Vokabular aufgetaucht, gerade wird über die Zukunft der Künstlersozialkasse, also die Absicherung Kreativer gestritten. Die Gentrifizierung hat nach der Hamburger Schanze auch St. Pauli und den Prenzlauer Berg in Berlin im Griff, und Europa erlebt eine neue HIV-Welle unter Heterosexuellen, die zum Teil afrikanische Verhältnisse in den Schatten stellt.
Ab dem 5. Dezember kannst du jetzt die Umsetzung des mit dem Tony Award und dem Pulitzerpreis ausgezeichneten Musicals RENT auf dem Hamburger Kiez sehen, welches sich genau dieser Themen am Beispiel einer Gruppe Kreativer in einem New Yorker Mietshaus annimmt. Aber keine Sorge, auch wenn der Inhalt schwer sozialpolitische Kritik behandelt, ist RENT kein verstörend hölzernes Autorentheater, sondern eine emotionale Achterbahnfahrt mit Ehrlichkeit und Authentizität, die die Lücke zwischen kommerzieller und bürgerlich-intellektueller Bühne schließt. ck