INTERVIEW – „KLASSIKER SIND KLASSIKER“

© Foto: Berliner Kriminaltheater

Das Berliner Kriminaltheater zeigt „Cocktail für eine Leiche“: Zwei Studenten versuchen sich in der „Kunst des Mordes“ und geben nach der Tat sogar noch eine Party. blu sprach mit dem Schauspieler Sebastian Freigang, der eine der Hauptrollen spielt.

SEBASTAN, WIE PASSEN „SCHWUL“ UND „KRIMI“ ZUSAMMEN?

Genauso wie „hetero“ und „Krimi“! Ob Täter und Polizist nun schwul oder hetero sind, das ist doch ganz normal. Verbrechen gibt es in allen Richtungen.

WELCHE ROLLE SPIELT DIE HOMOSEXUALITÄT DER FIGUREN FÜR DAS STÜCK?

Die sexuelle Neigung der Figuren steht nicht im Vordergrund. Es geht um das Ausüben von Macht und die daraus resultierenden Abhängigkeiten. Wir spielen drei junge Männer, die sich vom College kennen. Einer ist verliebt in jemanden aus unserer Gruppe – aber das Machtspiel im Umgang mit den Menschen kann auch in anderen Konstellationen passieren.

„LIEBE MACHT DUMM UND BLIND.“ IST DAS DIE MORAL DER GESCHICHTE?

Es geht um die Fragen „Gibt es einen Übermenschen?“, „Hat irgendjemand das Recht, Gott zu spielen und sich über einen anderen Menschen zu stellen?“ Im Krieg wird Mord stillschweigend akzeptiert, aber wenn auf der Straße ein Mord geschieht, schreien alle auf! Wie sieht es dann aus, wenn ein Mord aus reinem Vergnügen stattfindet?

NACH DEM MORD WIRD EINE PARTY VERANSTALTET. EIN ÜBERMÜTIGER „TANZ AUF DEM VULKAN“ UND EIN „TYPISCH MÄNNLICHES“ VERHALTEN, ODER?

Frauen hätten selbst gekocht, anstatt die Haushälterin kochen zulassen.

JEDER KENNT DIE HITCHCOCK-VERSION. WIE MUTIG IST ES, SICH DA HERANZUWAGEN? ES BESTEHT JA IMMER DIE GEFAHR, VERGLICHEN ZU WERDEN.

Das Stück wurde bereits knapp zwanzig Jahre vor der Verfilmung im Entstehungsjahr 1929 unter dem Titel „Party für eine Leiche“ (Rope) von Patrick Hamilton in London uraufgeführt. Aber natürlich ist es immer eine Herausforderung, Stücke zu inszenieren, von denen es großartige, bekannte Verfilmungen gibt! Das Berliner Kriminaltheater hat sich dieser Herausforderung jedoch schon mehrfach erfolgreich gestellt, beispielsweise bei „Der Name der Rose“ und bei „Gaslicht“. Der Film hat andere Mittel als das Theater. Man kann nicht sagen, dass Krimi für eines der beiden Genres besser funktioniert. Film und Theater können fesseln!

WARUM SIND KLASSIKER DES GENRES AUCH HEUTE NOCH ANSPRECHEND?

Nicht umsonst heißen sie Klassiker. Die Thematik und die Fragen, die in „Cocktail für eine Leiche“ aufgeworfen werden, sind auch heute noch aktuell. Somit haben sie nach wie vor eine Berechtigung.

CARY GRANT LEHNTE EINE ROLLE IN DER HITCHCOCK-VERFILMUNG WEGEN DER HOMOSEXUELLEN THEMATIK AB. IST DAS AUCH HEUTE NOCH EIN GRUND FÜR SCHAUSPIELER, AUF EINE ROLLE ZU VERZICHTEN?

Wir leben zum Glück im Jahr 2014 und in Deutschland. Als Schauspieler hat man die Möglichkeit, unterschiedliche Charaktere zu spielen, die auch weit von einem entfernt liegen können. Darin liegt die große Herausforderung.

•Interview: Yannick Orto

BERLINER KRIMINALTHEATER, PALISADENSTR. 48, U WEBERWIESE

Internet: WWW.KRIMINALTHEATER.DE

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