INTERVIEW - DENNIS STEPHAN

© FOTO: M. FRANKE

Wenn ein ehemaliger Mitarbeiter als Romanautor in Erscheinung tritt, horche ich auf. Dennis Stephan veröffentlichte Ende 2013 seinen (Liebes-)Roman „Der Klub der Ungeliebten“ und polarisierte und erfreute gleichermaßen. Sehr gerne lasse ich ihn zu Wort kommen, genau hier. •rä

DER KLUB DER UNGELIEBTEN, INCUBUS VERLAG

DENNIS, DIE NAMEN DEINER ROMANFIGUREN, IHRE GEDANKEN, ALLES WIRKT SEHR ROMANTISCH UND POETISCH. BIST DU DAS?

Ich befürchte es fast! In jeder Figur steckt natürlich ein Teil von mir selbst, jeder abgedruckte Gedanke geisterte irgendwann einmal durch meinen Kopf. Wenn Romantischsein bedeutet, daran zu glauben, dass man sich auf der Stelle verlieben kann, dass die wichtigsten Menschen in unserem Leben uns die tiefsten Wunden schlagen können und dass wir trotzdem bereit sind, für sie unsere Unschuld zu opfern, wie auch immer diese aussehen mag, dann bin ich wohl der größte Romantiker, den man sich vorstellen kann.

KANNST DU DAMIT LEBEN, WENN MAN DEIN BUCH KITSCHIG FINDET?

Selbstverständlich. Die Grenze zum Kitsch legt ja jeder selbst fest. Wenn es schon Kitsch ist, dass das Vokabular aus mehr als Fäkaljargon besteht, dann stimm ich dir hundertprozentig zu. „Der Klub der Ungeliebten“ lebt von schnörkeliger Sprache. Die einen mögen das und andere eben nicht. Es gibt auch die ein oder andere verklärte Bildhaftigkeit im Roman. Aber wer genauer liest, der stellt fest, dass die Figuren ihre Dialoge selbst als „Glückskeksweisheiten“ entlarven und sich eher selbstironisch nehmen. Und dann gibt es im Roman auch viel direkte Sprache: Wenn die Protagonistin äußert, ihre Beförderung hinge davon ab, ob sie ihrem „Chef den Schwanz lutscht“, dann glaube ich nicht, dass das mit Rosamunde-Pilcher-Kitsch vergleichbar ist.

BRAUCHT DIE WELT MEHR KITSCH UND POESIE?

Kitschig sind für mich persönlich winkende Plastikkatzen, Gartenzwerge, Bauernmalerei und bunte Windlichthalter. Dinge, bei denen ich das Kotzen kriege. Mehr davon? Bitte nicht. Und Poesie und Prosa sollten nicht strikt getrennt werden, sondern eine gute Mischung ergeben. Die Gegenwartsliteratur junger Autoren wird zurzeit von skandalheischenden Filmriss-Collagen dominiert –, zumindest wenn es um Geschichten aus der Großstadt geht. Ich denke da an Roadkill, Strobo und wie sie nicht alle heißen. Es geht um den Exzess, um Drogen, ums Feiern und Ficken, und darum, irgendwie zu polarisieren, mit möglichst plumper Schnauze. Das sind alles wichtige Themen, wieso sie also aufs Papier rotzen und nicht in schöne Worte verpacken?

WAS STEHT 2014 AN, SCHREIBST DU SCHON WIEDER?

Ich arbeite gerade parallel an drei verschiedenen Buchprojekten, die mir zeitgleich durch den Kopf spuken. Alles unterschiedliche Genres, ein bisschen was Dramatisches, ein bisschen Fantasie und ein bisschen einfache Unterhaltung auf subtiler Ebene – für jeden also was dabei. Ich hoffe, dass ich zumindest eines dieser Projekte im nächsten Jahr realisieren kann.

Internet: WWW.INCUBUSVERLAG.DE

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