„Bare Comic Book Art“ im Chat

by

Foto: Donald Pilon, Archiv Luba

Wir chatteten mit Arkadiusz Łuba, geboren 1977 in Olsztyn in Polen, dem Mann hinter diesem neuen Comic-Blog: bookcomicart.wordpress.com.

Du konzentrierst dich vor allem auf anspruchsvolle Comics, was genau verstehst du darunter?

Nun, eben nicht immer nur Mickey Mouse oder Donald Duck. Die sind gut und können auch definitiv sorgfältig gezeichnet werden, aber ich rezensiere eine andere Art. Mehr Kunst, mehr Politik, mehr Gesellschaft von Autoren wie Pedrosa, Mizuki, Kleist, Schmolke, Hommer, Keko und Altarriba, Vivès, Gnehm, Wyrzykowski, Christa.

Wie sieht das aus?

Auf der Seite gibt es Audiopodcasts, Bilder, Ausschnitte aus den Comics und natürlich meine Besprechung. Aber keine reine Textwüste.

Hauptberuflich bist du Journalist.

Ja, beim Deutschlandfunk (www.deutschlandfunkkultur.de) und als Berliner Korrespondent für den Auslandsdienst des Polnischen Rundfunks (www.auslandsdienst.pl), zudem betreue ich immer wieder andere Projekte. 2019 etwa machte ich die Pressearbeit für das polnische Filmfestival „filmPOLSKA“. Und ich moderiere verschiedene (Literatur-)Veranstaltungen.

Du bist Jude. Wie beeinflusst deine Religion dein Leben und Arbeiten?

Ach, gleich diese Kennzeichen. Als ob der katholische oder evangelische Glaube ein Leben komplett definieren oder bestimmen würde ... (lacht) Ich bin im Katholizismus aufgewachsen, ohne über meine Wurzeln im Judentum vorher zu wissen, eine komplizierte Geschichte. Wie das meine Existenz beeinflusst? Nicht besonders viel, außer ich wäre orthodox, das bin ich aber nicht. Man geht halt in eine Synagoge statt in eine Kirche, hat samstags den Sonntag, denn am Sonntag beginnt schon eine neue Woche. Sonst würde ich bei meinem Umgang mit verschiedenen Lektüren die im Judentum bekannte Exegese erwähnen, also diese besondere, tiefe Erklärung und Auslegung eines Textes. Ich wollte mal Pathologe werden, da ich gerne Dingen auf den Grund gehe. Dieses Tiefgründige hat aber eher mit meinem Charakter was zu tun als mit meinem Glauben.

Und um es auf den Comic zu beziehen, so sind viele der Comicpioniere der späten 30er- und 40er-Jahre jüdischer Abstammung. Nehmen wir beispielsweise die Superman-Erfinder Jerry Siegel und Joe Shuster oder auch Joe Simon und Jack Kirby, die Erfinder von Captain America. Sie waren entsetzt über die Judenverfolgung im Dritten Reich, den Vernichtungskrieg in Europa und die Aufmärsche von Deutschamerikanern in den USA, die mit Hitler sympathisierten. Anders als viele Amerikaner zu dieser Zeit wollten die Zeichner also, dass die USA gegen das Dritte Reich in den Krieg ziehen. Ihre Comics waren eine Art Kriegspropaganda und wurden massenhaft gelesen.

Und deine Sexualität?

Meine Sexualität wird vom Judentum auch nicht beeinflusst. (lacht) Jede Religion versucht, Sexualität zu einer Peitsche zu machen. Aber wir leben als moderne Menschen uneingeschränkt von Religionen. Die Religion ist eine Definition von Tradition und keine Norm. Was zum Beispiel dazu führt, dass wir keine Ehebrecherinnen mehr steinigen, wie es noch vor einiger Zeit üblich war.

*Interview: Michael Rädel

bookcomicart.wordpress.com  

www.facebook.com/BareComicBook

twitter.com/BareComicBook


Back to topbutton