Die Erinnerung darf ja nicht einfach irgendwann aufhören

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Foto: www.maennerschwarm.de

Zum 70. Mal jährt sich das Ende des Zweiten Weltkrieges am 8. Mai. Anlässlich dieses Datums erinnert unter anderem das mhc mit einer Lesung an die homosexuellen Opfer des Nationalsozialismus. Eines der umfangreichsten Werke zur Verfolgung homosexueller Männer unter Adolf Hitler wird im Männerschwarm Verlag neu aufgelegt. Detlef Grumbach stand uns für unsere Fragen zur Verfügung.

DAS BUCH IST ERSTMALS VOR 15 JAHREN ERSCHIENEN WARUM LEGT IHR ES GERADE JETZT NOCH EINMAL AUF?

Weil es nichts Vergleichbares gibt und weil es nach wie vor wichtig ist, dass wir an die Verfolgung der Homosexuellen durch die Nazis erinnern: was die KZ-Haft für sie bedeutet hat. Das Schwule Museum und die Gedenkstätte des KZ Sachsenhausen haben zusammen die Ausstellung vor 15 Jahren erarbeitet, der Katalog ist bis heute die wichtigste und umfassendste Dokumentation zum Thema.

Foto: Slicer/pixelio.de

WAS IST DAS BESONDERE AN DIESEM SAMMELWERK?

Beide Einrichtungen haben ihr spezifisches Wissen und ihre Zugänge zum Thema eingebracht, den Machern standen die Archive offen, die Forschungsarbeit wurde finanziert. So bietet der Katalog einen Überblick über die Entwicklung des Lagers, über einzelne Aspekte wie die Isolierung der Rosa-Winkel-Häftlinge, die medizinischen Versuche an ihnen, die mörderischen Arbeitskommandos, aber auch über die Vorgeschichten der Häftlinge, über Freundschaften und Solidarität. Das Bild, das so vom Lager entsteht, wird ergänzt um einzelne Lager-Biografien, um Namen und Gesichter. Am Anfang des Buchs stehen acht Seiten mit Namen der Toten. Es gibt ansonsten genauso wichtige persönliche Erinnerungen von Überlebenden, Einzelschicksale und auch eine Reihe von Einzeldarstellungen über spezifische Aspekte. Dieser Katalog ist der Versuch, ein Bild vom Ganzen zu geben: wissenschaftlich fundiert und so konkret und anschaulich wie möglich.

WIE KAM ES ZUR FÖRDERUNG DURCH DIE BUNDESSTIFTUNG MAGNUS HIRSCHFELD UND ROSA-LUXEMBURG-STIFTUNG?

Die Erinnerung darf ja nicht einfach irgendwann aufhören. Die eigene Geschichte muss lebendig bleiben, wenn wir verstehen wollen, was wir erreicht haben, und auch, was in anderen Gegenden der Welt heute noch oder wieder geschieht. Aber der oft beschworene freie Markt" schert sich nicht um so etwas. Ohne finanzielle Hilfe ging es nicht. Aber wir mussten nicht betteln und lange reden. Beide Stiftungen haben unser Anliegen sofort verstanden und es zu ihrem gemacht. Da muss man echt noch mal Danke sagen!

HOMOSEXUELLE MÄNNER IM KZ SACHSENHAUSEN, KARTONIERT, 400 SEITEN, 28 EUR, ISBN 978-3-86300-192-6


TIPP

Ein Kämpfer gegen den Nationalsozialismus war auch der homosexuelle Schriftsteller Klaus Mann. An seinem Todestag, dem 21. Mai, stellt der Männerschwarm Verlag im Jüdischen Salon im Café Leonar das Buch Treffpunkt im Unendlichen vor, ein Buch zu Ehren Fredric Krolls, dessen Erforschung von Leben und Werk Klaus Manns seit den frühen 1970er-Jahren zu den Grundlagen aller weiteren Beschäftigung mit dem Autor gehört.

21.5., JÜDISCHER SALON IM CAFÉ LEONAR, GRINDELHOF 59, HAMBURG, 19:30 UHR, WWW.SALONAMGRINDEL.DE

22.5., BUCHHANDLUNG EISENHERZ, MOTZSTR. 23, BERLIN, 20:30 UHR, WWW.PRINZ-EISENHERZ.COM

IWWW.MAENNERSCHWARM.DE

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