Interview • Julian Mars: „Lass uns von hier verschwinden“

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Mit der Geschichte von Felix in „Jetzt sind wir jung“ debütierte der inzwischen Wahlberliner gewordene Julian Mars mehr als erfolgreich. Gerade ist die Romanfortsetzung erschienen und wir erwischten den Autor noch telefonisch, bevor er im Februar auf Lesereise geht.

Foto: Nora Heinrich

Was hat dich dazu bewegt, dich nach dem Erfolg von „Jetzt sind wir jung“ wieder an einen Roman zu setzen?

Für mich war schon direkt nach der Fertigstellung meines ersten Buchs klar, dass ich weiterschreiben möchte. Es macht mir einfach Spaß. Und durch die vielen positiven Rückmeldungen, mit denen ich absolut nicht gerechnet hatte, war ich natürlich zusätzlich motiviert. Dass mein zweiter Roman „Lass uns von hier verschwinden“ eine Fortsetzung werden würde, hat mich dann selbst ein bisschen überrascht. Ich hatte eigentlich überlegt, etwas völlig anderes zu machen. Viele Leser haben aber immer wieder gefragt, wie es denn nun mit Felix weitergeht, und irgendwann musste ich mir auch eingestehen, dass mich das selber sehr interessiert hat.

Älterwerden verändert eine Person. Nicht nur die Protagonisten im Buch, sondern ja auch dich als Autor. Inwiefern verändert das vielleicht den Schreibstil?

Der Humor des ersten Buchs ist auf jeden Fall auch im zweiten noch da. Die Figuren sind aber natürlich erwachsener und ernster geworden. Ein gutes Beispiel für Veränderungen sind die expliziten Sexszenen. Davon gab es im ersten Teil schon einige. Das habe ich deutlich runtergefahren. Wenn man 15 oder 16 ist, wie Felix damals, und sich das erste Mal sexuell entdeckt, ist das natürlich ein wichtiger Bestandteil des Lebens. Mit Mitte oder Ende zwanzig macht man sich aber über ganz andere Dinge Sorgen, deshalb ist der Sex im zweiten Teil nicht mehr so prominent. Aber im Großen und Ganzen sollten die Lesenden, die das erste Buch mochten, auch das zweite mögen – das hoffe ich zumindest. Mir war auch wichtig, dass man die Geschichte gut verstehen kann, wenn man das erste Buch nicht gelesen hat.

Du sagst, man macht sich mit Mitte oder Ende zwanzig ganz andere Sorgen als wenn man Teenager ist. Rutscht der Mensch vielleicht das erste Mal in so eine Art Midlife-Crisis? Nimmt man selbst erstmals so eine Art Standortbestimmung vor? Geht es im Buch darum?

Ob Midlife-Crisis dafür das richtige Wort ist, weiß ich jetzt nicht. (lacht) Aber das Buch beginnt damit, dass Emilie (die beste Freundin von Hauptfigur Felix, Anm. d. Red.) schwanger und der Vater nicht in Sicht ist. Kurz vor dem Geburtstermin fragt sie also Felix, ob er diese Rolle nicht offiziell übernehmen will. Das ist für ihn der Aufhänger, so etwas – wie du sagtest – wie eine Standortbestimmung vorzunehmen. In dem Alter ist man meistens endgültig im Berufsleben angekommen und sortiert sich. Vielleicht noch nicht ganz so zurückblickend, wie man das in einer Midlife-Crisis tut, aber schon ernsthaft darüber nachdenkend, wie man sein Leben gestalten möchte. Das ist etwas, das mir so ging – und den Protagonisten im Buch auch. Interessant ist, dass es dabei für alle Figuren irgendwie vorangeht, außer natürlich – gefühlt – für Felix. (lacht)

Vorankommen als Stichwort für die letzte Frage: Freust du dich auf die Lesereise?

Mit dem ersten Buch hatte ich nur vereinzelte Lesungen. Insofern ist so eine geballte Woche auf Lesereise etwas, auf das ich mich sogar sehr freue. Ich denke, das wird eine sehr besondere Erfahrung werden.

*Interview: Christian Knuth

Lesereise 2019

7.2. Berlin: Eisenherz, Motzstr. 23, 20:30

8.2. Köln: Buchsalon Ehrenfeld, Wahlenstr. 1, 20:00

12.2. Stuttgart: Erlkoenig, Nesenbachstr. 52, 20:00

13.2. München: Sub, Müllerstr. 14, 19:30

14.2. Wien: Löwenherz, Berggasse 8, Beginn: 19:30

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