„Mama, ich bin schwul“ – Anna und Riccardo Simonetti

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Foto: M. Rädel

Zusammen mit seiner Mutter hat der Autor, Blogger und Entertainer ein Coming-out-Buch geschrieben, das wir dir ans Herz legen wollen. Ein warmes, intimes und äußerst lesenswertes Werk, das wir nur empfehlen können.

Jedes Coming-out ist schwer. Und das immer noch, denn die heterosexuelle Mehrheitsgesellschaft nimmt – ohne bösen Willen – ja einfach an, dass der Junge sich als Junge fühlt und bald mal eine Freundin hat. Dass er keine Puppen bekommt und ihm eher Rockbands als Girlgroups oder Diven in Sachen Musik schmackhaft gemacht werden, klingt nach Klischees, ist aber meist so. Und klar, pinke Shirts und goldene Täschchen bekommt die kleine Schwester – wobei diese Zuordnungen ja eigentlich NICHTS mit der Sexualität zu tun haben sollten. Trotzdem bekommt man schnell ein „Schwul oder was?“ auf dem Schulhof an den Kopf geworfen, wenn man mal anders, als es „die Heten“ erwarten auf dem Schulhof aufkreuzt. Plötzlich gehört man nicht mehr dazu, man erfährt Ablehnung, Mobbing und Ausgrenzung. Bin ich schwul? Bin ich lesbisch? Bin ich anders? 1000 Gedanken rasen plötzlich durch den Kopf, nur weil man es wagt, andere Musik zu hören und sich nicht so zu kleiden, wie es die toxisch-maskulinen Jungmachos gutheißen. Irgendwann reden „alle“ über Pornos, die sie im Internet gefunden habe. Doch was soll der queere Mensch dann zum flachen (in der Pubertät wichtigen) Gespräch beitragen, ohne dass sich alle Gesprächsteilnehmer*innen angeekelt abwenden? Ekel, ja das schlägt Menschen mit anderer sexueller Orientierung oft entgegen.

Zweifel und Ängste entstehen, das Selbstvertrauen schwindet. Und das ist immer noch so, auch 2021, denn queere Freiheit existiert nur in einigen Gesellschaftsbereichen, Subkulturen und Safe Spaces (in die man sich aber erst mal trauen muss).

Gerade erschien bei GOLDMANN „Mama, ich bin schwul – Was mein Coming-out für uns bedeutete – Ein Buch über das Anderssein“ von Riccardo und Anna Simonetti. Ein sehr persönliches und ungemein hilfreiches Buch für alle Leser*innen, das zum einen unterhält, zum anderen anhand der hier geschilderten Erfahrungen hilft, Minderwertigkeitsgefühle zu überwinden und bei der Arbeit und im Alltag selbstbewusst queer aufzutreten. Man „macht“ das ja nicht, um andere zu provozieren, man ist so. Warum sollte #mensch sich verstellen? In dem Buch schildern der Buchautor, Blogger und Entertainer Riccardo Simonetti und seine Mutter Anna abwechselnd ihre ganz persönlichen Herausforderungen und Erlebnisse miteinander. Genau, die Mutter des LGBTIQ*-Sonderbotschafters des Europäischen Parlaments schrieb mit und das hebt das Buch noch einmal ab von anderen Büchern zum Thema. Denn es sensibilisiert für die andere Seite des Coming-out, schließlich muss das familiäre Umfeld ja auch umdenken – im Idealfall so liebevoll und aufgeklärt wie Riccardos Mutter Anna trotz Prägung eines streng katholischen Elternhauses: „Er wollte {…} der Junge sein, der er war. Ein Glitzer-Junge“. Ein warmes, intimes und äußerst lesenswertes Buch, das wir nur empfehlen können, als Geschenk oder für dich, auch wenn dein Coming-out womöglich schon geschafft ist.

Foto: M. Rädel

Der am 1993 in Bad Reichenhall, Bayern geborene Wahl-Berliner Riccardo Simonetti ist einer der Stars der weltweiten Internet-Community, ein Buchautor, ein Fashion-Fan und natürlich queeres Werbegesicht für allerlei Modelabels, Google und zahlreiche Kosmetikfirmen. Riccardo tut aber auch Gutes für die Gesellschaft – nicht ohne Grund wurde er vom Europäischen Parlament zum „LGBTIQ*-Sonderbotschafter“ ernannt. riccardosimonetti.com, www.goldmann-verlag.de


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