Autor Markus Gasser: „Abgeschiedenheit mit meinem Lebenspartner und unserem Hund“

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Der schwule Autor veröffentlichte unlängst ein neues Buch (wir berichteten). Für uns hatte der Schweizer noch Zeit für einen Chat.

Deine Bücher haben meist eine ernste Thematik, etwa AIDS. Bist du eher ein ernster Mensch? Ich genieße das Leben sehr und liebe meine Freunde, die Natur, meinen Beruf, Musik, Sport, Farben ... Ich bin sehr dankbar dafür, was ich habe und wer ich bin. Daher frage ich mich auch, wie ich, wie wir und unsere Gesellschaft dahin gekommen sind, wo wir heute stehen. Wäre ich nur zehn Jahre früher geboren, wäre mein Leben ein anderes. Mit großer Wahrscheinlichkeit hätte ich mich mit HIV infiziert und wäre vermutlich an AIDS gestorben. Mit 15 wurde uns eingetrichtert: Entweder schützt du dich beim Sex oder du stirbst an einer hässlichen Krankheit.

Gibt es Erfahrungen in deinem Leben, die dich mehr als andere geprägt haben? Das klingt vielleicht klischeehaft, aber der relativ junge Tod meiner Mutter hat mich tatsächlich nachhaltig verändert. Der damals für mich wichtigste Mensch musste sich innerhalb weniger Monate aus dieser Welt verabschieden. Vor allem musste ich akzeptieren, dass sich die Welt weiterdreht. Wir haben nur ein Leben – heute nur einen Tag. In meinem Buch geht es sehr stark darum, dass sich tausende junger Männer aus dem Leben gerissen werden ohne, dass die Gesellschaft außerhalb der Community innehält und ihnen beisteht.

Wie wichtig ist es dir, schwule, queere Geschichte in deine Romane einzuarbeiten? Beim ersten Buch war es mir eigentlich nicht wichtig und doch ist dann der queere Aspekt reingerutscht – vermutlich, weil es einfach zu meinem Leben gehört. Für ‚Wir waren nicht allein‘ war mir das schwule Leben der späten 1970er-Jahre und der queere Kampf für Rechte sehr wichtig. Ich bin sehr zufrieden, dass ich diese Geschichte zu unserer Community so schreiben konnte.

Worauf freust du dich gerade? Nach einem sehr strengen Jahr freue ich mich jetzt zuerst auf ein paar Tage Abgeschiedenheit mit meinem Lebenspartner und unserem Hund Bobby in den Alpen. Natürlich freue ich mich dann auch auf das Schreiben des nächsten Buches über die Esoterikbewegung der späten 1980er-Jahre und die Frage, wieso Menschen Antworten folgen, wo es keine Antworten gibt.

*Interview: Michael Rädel www.wirwarennichtallein.com

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