Daniel Zillmann „Ich finde Humor ist immer die beste Waffe“

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Foto: Kaichen Li

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Dieser gebürtige Berliner ist bundesweit durch TV- und Kinofilme populär. Für uns nahm sich der Schauspieler Daniel Zillmann etwas Zeit, um über die aktuelle Serie „Andere Eltern“, dort spielt er den queeren Malte, der ein Frauenpaar für Nachwuchs sucht, und über Gendern, Regenbogenfamilien und Social Media zu sprechen.

In der Serie bist du ein schwuler Mann mit Kinderwunsch. Wie stehst du privat zum Thema Regenbogenfamilien?

Finde ich wunderbar! Ich selber habe gar keinen Kinderwunsch, freue mich aber über all die Kinder um mich herum und sehe auch sehr glückliche Kinder in diesen Familien.

Freust du dich, dass das Thema in einer ZDF-Serie thematisiert wird?

Ja, als Art Erweiterung des Familienkonzepts. Das finde ich ganz toll bei „Andere Eltern“, dass das aufgegriffen wird. Natürlich machen wir uns auch über manche Situationen lustig. Generell nimmt die Serie junge Eltern unter die Lupe, die alles richtig machen wollen. Die Serie ist eine lustige und interessante Reise für Malte …

Sich lustig machen, ist heute „gefährlich“ geworden. In Zeiten von Social Media wird immer heftig diskutiert. Wann steigst du ein? Oder nie?

Ich finde Humor ist immer die beste Waffe. Mit Humor kann man ganz viel erreichen, gemeinsam zu lachen ist etwas wunderbar Verbindendes. Streiten ist auch gut, aber gerade hat man das Gefühl, dass die Leute oft aggressiv sind, ohne auf einen gemeinsamen Nenner kommen zu wollen. Lachen verbindet. Das aufeinander Einschlagen finde ich furchtbar. Öffentlich würde ich nicht streiten, ich brauche Harmonie, ich suche immer das nicht öffentliche Gespräch, die Diskussion führe ich dann privat … Früher hat man am Abendbrottisch beim Rotwein debattiert. Aber Social Media ist eigentlich eine schöne Sache und ich sehe auch immer wieder Postings, die mich berühren und die auch etwas bewegen. Ich denke, die Leute haben gerade das Bedürfnis nach Klärung, nach Gleichberechtigung auf allen möglichen Leveln. Ab und zu muss es mal knallen, auch bei mir als harmoniebedürftigen Menschen. 

Foto: ZDF

„Andere Eltern“ ist nicht deine erste Serie, was schätzt du an diesem Format Serie allgemein?

Das Schöne an Serien ist, dass man viel mehr Zeit für die Figuren hat. Auch Nebenrollen bekommen eigene Handlungen. Wenn sie schön erzählt sind, ist das eine tolle Sache. Die Figuren können atmen … Bei „Andere Eltern“ wussten wir am Morgen nicht, was wir drehen, da haben wir nur improvisiert, das war enorm spannend. Die Figuren entwickeln sich in Serien … Das kann aber auch die Krux sein, manchmal denkt man sich auch: Zwei oder drei Folgen weniger wäre gut gewesen. Ich selbst habe aber jahrelang „Unter der Sonne Kaliforniens“ geschaut und bin da richtig eingetaucht.

Man kennt dich auch aus Märchenfilmen. Wie frei ist man da als Schauspieler?

Bei „Zwerg Nase“ spiele ich einen unsympathischen und durchgeknallten Herrscher, im Kopf hatte ich Ursula, die Meerhexe von „Arielle“ oder auch die Herzkönigin von „Alice im Wunderland“. Das war wirklich herausfordernd. Das hatte etwas von Theater, aber auch von einem großen Kinofilm. Es war unglaublich toll!

Foto: Instagram/daniel_zillmann

Märchen haben immer auch eine Botschaft. Muss Kultur immer auch eine Botschaft haben? Oder ist „Rote Rosen“ auch okay?

Ich würde keine Daily Soap machen. Aber es ist für alles genug Platz, alles hat seine Daseinsberechtigung. Ich fühle mich in sämtlichen Formaten wohl … Es ist magic, wenn eine Botschaft subtil transportiert wird. Bei Zwergnase geht es zum Beispiel um ein Kind, das verzaubert wird und mit Buckeln und riesiger Nase innerlich wachsen muss. Für mich als Body-Positivity-Verfechter ein tolles Thema. Du hast dein Päckchen mitbekommen, mach was draus. Das mache ich schon mein ganzes Leben lang. Mein Purpose ist Singen, Schauspielern und Entertainen. Früher haben die Leute wirklich mal zu mir gesagt: Du bist doch zu dick fürs Fernsehen. Oder zu gay. Schnauze! Ich mache das, was ich mache, weil ich es liebe und auch kann. Mittlerweile sagt mir das keiner mehr.

Abschließend noch: Deine Meinung zum Gendern.

Prinzipiell halte ich es schon mein Leben lang so für mich: Wenn ich mit einer Person rede und die sagt mir: Ich fühle mich ausgeschlossen, wenn du dies und jenes sagst, fühle mich angegriffen oder diskriminiert, dann – und das ist meine Natur – achte ich darauf, das zu beachten. Und dazuzulernen. In so einer Phase befinden wir uns gerade. Wir sprechen nicht mehr so wie zu Goethes Zeiten! Sprache verändert sich, Deutsch hat sich immer verändert. Man kann sich auch mal öffnen, es tut ja keinem weh, es wird inkludiert, nicht ausgeschlossen.

*Interview: Michael Rädel

Zur Ausstrahlung „Andere Eltern“: Staffel 1 wird ab dem 10. August, 23:15 Uhr bei ZDFneo gezeigt. In der ZDFmediathek sind die Folgen ab dem 11. August, 10 Uhr (bis 8. Oktober 2021) abrufbar. Gleich im Anschluss werden dort die Folgen von Staffel 2 gezeigt.


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