Interview: Kostja Ullmann

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Kostja Ullmann spielt in Marco Kreuzpaintners Komödie „Coming In“ einen schwulen Berliner Starfrisör, der sich ganz überraschend in eine Frau verliebt. Ein Gespräch über schöne Haare, hässliche Vorurteile und die Lippen von Ken Duken.

Die Frage, die sich nach dem Film viele schwule Zuschauer stellen werden, vielleicht zuerst: Wie küsst Ken Duken?

(lacht) Sehr gut, ich kann mich da überhaupt nicht beschweren. Er hat tolle Lippen und hat auch nicht zum ersten Mal jemanden geküsst, das war deutlich zu merken.

Ihr habt eine Liebesszene in der Mitte des Films, bei der die Scheibe der Dusche vor lauter Zuneigung beschlägt und in der dein nackter Hintern eine tragende Rolle spielt. Die war nötig weil ...?

Weil man begreifen muss, dass Tom und Robert, das Paar das Ken und ich spielen, sich wirklich lieben und eine innige und sehr vertrauensvolle Beziehung führen. Sonst funktioniert der Rest des Films nicht. Wenn Tom sich in eine Frau verliebt, ist das ja nicht nur für sein gesamtes Umfeld, sondern auch für ihn eine große, nicht unbedingt nur schöne Überraschung, die sein gesamtes Leben umkrempelt.

Geht man als Schauspieler vor solchen Drehtagen nochmal kurz in die Muckibude?

Man guckt generell, dass man ordentlich aussieht und dass das  Aussehen zur Figur passt. Das war in diesem Fall so. Ansonsten hab ich mit Nacktheit vor der Kamera kein Problem. Jeder im Publikum, auch die Jungs, können mir meinetwegen gern auf den Arsch gucken. Der ist ganz in Ordnung, finde ich. (grinst)

Wie hast du reagiert als Marco dir die Rolle angeboten hat?

Ich war geschmeichelt. Eigentlich sollte der Film auf dem englischsprachigen Markt entstehen und Orlando Bloom die Hauptrolle spielen, da hat aber die Finanzierung nicht geklappt. Und wenn ich die deutsche Version von Orlando Bloom bin, da kann mir wirklich Schlimmeres passieren. Außerdem: eine große Produktion mit tollen Kollegen, gutem Buch und einem wunderbaren Regisseur, mit dem ich schon gearbeitet habe, in der ich eine wirklich interessante Rolle spielen soll? So was lehnt man nicht ab.

Lernt man, bevor man einen Frisör spielt , wie man Haare schneidet?

Oh ja, ich habe ein wochenlanges Praktikum in dem Salon in Berlin gemacht, in dem wir dann auch gedreht haben.

Und, war es so einfach, wie es aussieht?

Nein, überhaupt nicht. Im Gegenteil. Es gibt einen Grund dafür, dass Leute das drei Jahre lernen und es echte Stars unter Frisören gibt. Das ist eher eine Kunst als ein Handwerk. Ein guter Frisör stimmt deine Frisur auf mehr als nur deine Wünsche ab, berät dich und verpasst dir dann genau, was du brauchst.

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