Regisseur Axel Ranisch über „WIR“ und sich

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Foto: D. Pauls

Foto: D. Pauls

Der Regisseur und Schauspieler hat mit „Dicke Mädchen“, „Familie Lotzmann auf den Barrikaden“, „tatort: Babbeldasch“ und „Ich fühl mich Disco“ ganz wunderbare Filme veröffentlicht. Und er ist auch beteiligt an der ZDF-Serie „Wir“. Zeit für ein Telefonat hatte er trotzdem, wir erreichten ihn auf seinem Hausboot Bente, auf dem er mit seinem Mann Paul Zacher die Herbstsonne genoss. Und mit Paul zusammen hat Axel Ranisch auch ein schwules Hörspiel am Start: „Anton und Pepe“.

Auf Instagram bezeichnest du dich unter anderem als Day-Dreamer, Lichtenberger und Klassik-Nerd. Wie gut kann man in Berlin-Lichtenberg tagträumen?

Sehr gut! Ich wohne dort schon mein ganzes Leben … Wenn ich an einem so schönen Tag wie heute über die Plattenbauten schaue, dann fliegen die Gedanken fort. (grinst) Ich habe ja schon in dem Film „Rosakinder“, den wir 2012 für Rosa von Praunheim gedreht haben gesagt, dass, wenn ich sehe wie abends die Lichter in Lichtenberg angehen, dann habe ich schon 20.000 Figuren im Kopf, in deren Geschichten ich mich hineinträume.

Lichtenberg war auch Zilles Heimat. Inspirieren dich die mitunter recht kauzigen Kiez-Bewohner zu Figuren in deinen Filmen?

Ja, immer. Ich kenne meine Nachbarn im Plattenbau schon mein ganzes Leben, hier wohnen lauter Typen, die mich inspirieren. In meinen Filmen „Dicke Mädchen“ und „Ich fühl mich Disco“ tauchen jede Menge Charaktere aus meinem Umfeld auf. „Disco“ wurde ja hier gedreht … Ich werde auch regelmäßig angesprochen, wann wieder ein neuer Film kommt. Das hat zugenommen, seitdem ich in der Serie „Zorn“ mitgespielt habe. (lacht)

Klassik-Nerd, das ist schon eine Steigerung von Klassik-Fan. Wie lebst du dein Hobby aus?

Indem ich missioniere! (lacht) Mein Mann nennt mich sogar – augenzwinkernd – Klassik-Faschist … Schon als Teenager habe ich die Biografien meiner Lieblingskomponisten gelesen und ungefragt nacherzählt. Mit Klassik bekommt man mich immer! Ein Album von Arcade Fire habe ich zum Beispiel vor allem deswegen gekauft, weil das so orchestral ist und diese fette Orgel im Einsatz ist.

Gerade arbeitest du an „WIR“, worauf legst du da Wert?

Backstorys zu erzählen, all die Geschichten, die in der ersten Staffel im Hintergrund liefen und nun erzählt werden können … Vieles entwickelt sich beim Dreh. Ich liebe es, zu improvisieren, ich habe mit der Drehbuchautorin quasi Pingpong gespielt, sie hat nach jedem Drehtag meinen Schnitt bekommen, damit sichergestellt ist, dass alles zusammenpasst. Sie hat ja das große Ganze im Blick.

Worauf können wir uns freuen?

Schon die erste Folge von „WIR“ ist großes Kino. Gleich zwei neue Hauptfiguren werden etabliert, einmal Emre, den wir schon aus der ersten Staffel als Nebenfigur kennen … Emre ist von seiner Exfrau getrennt und lernt nun eine Brandmeisterin aus Teltow kennen, womöglich entwickelt sich da eine Liebesgeschichte zwischen dem türkischstämmigen Emre und der Feuerwehrfrau aus Teltow. Und ich hatte das große Glück, für diese Rolle die unglaubliche Binetta Hansen zu casten, die ganz atemberaubend spielt.

Und du dich gerade?

Ach, mein Papa ist gerade gestorben und eigentlich ist alles doof. Aber die Herbstsonne ist sehr schön und dass ich jetzt mit meinem Mann auf dem Hausboot sein kann.

*Interview: Michael Rädel

axelranisch.squarespace.com  

WIR, 2. Staffel: ZDFneo, Freitag, 7. Januar 2022, ab 23:35 Uhr (Folgen 13 – 19) und Freitag, 11. Februar 2022, ab 23:25 Uhr (Folgen 20 – 24), ZDFmediathek, ab 3. Dezember 2021 jeden Freitag um 10 Uhr eine neue Folge


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