Queer wie nie: die Berlinale 2022

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Foto: Salzgeber

Der queere Filmverleih Salzgeber startet mit vier Produktionen bei der 2022er Berlinale (10.2. – 20.2.). Eine lange und wichtige Erfolgsgeschichte.

1985 gründete Schauspieler, Filmemacher, Visionär und Aktivist Manfred Salzgeber (1943 – 1994) einen Filmverleih, um queere Filme zu verleihen – der Film „Buddies“ fand damals keinen Support, da er Aids zum Thema hatte. Mittlerweile ist sein Werk eine wichtige Institution in der bundesweiten Kulturlandschaft, die für LGBTIQ*-Sichtbarkeit sorgt und die Community unterstützt. 

2022 ist die Berliner Edition Salzgeber mit mehreren Filmen bei den Internationalen Filmfestspielen Berlin, der Berlinale, dabei: „Bettina“, „Soll ich dich einem Sommertag vergleichen?“ (großes Bild oben), „Sublime“ und „L’état et moi“ sind im Rennen.

Sein Film „Sublime“ sei „das Bild einer Freundschaft und Liebe, in einem Moment im Leben, in dem die Gefühle und Veränderungen überwältigend sind. Ich schrieb das Skript als Versuch, ein Erwachen zu erkunden“, verrät Regisseur Mariano Biasin. Es gehe um „den Augenblick, in dem sich eine offenbar unzerstörbare Verbindung wandelt. Die Suche nach einem Ort, an dem Bedürfnisse kein Label brauchen. Die Herausforderung, Liebe in all ihren Formen anzuerkennen.“

Foto: Salzgeber

Ganz anders ist „L'état et moi“ von Max Linz. Es sei eine „anarchische Komödie zum vermeintlichen Ursprung des deutschen Strafrechts“, so Salzgeber. Der Film erzählt von Gerichtspräsidentin Praetorius-Camusot (Sophie Rois), die aus ihrer juristischen Routinen gerissen wird, als bei den Feierlichkeiten der deutsch-französischen Beziehungen ein Exponat aus 150-jährigem Schlaf erwacht: Komponist Hans List. Und der sieht ihr auch noch zum Verwechseln ähnlich!

Musical-Freunde kommen auch auf ihre Kosten, die schwule Variante von „Tausendundeine Nacht“ des ägyptischen Filmemachers Mohammad Shawky Hassan beschallt und erfreut mit vertonten Grindr-Dates, Herzschmerz und der Liebe zu dritt ... „Soll ich dich einem Sommertag vergleichen?“ (großes Bild oben) ist ein Ohren- und Augenschmaus.

Ein Zeitdokument hingegen ist „Bettina“ von Lutz Pehnert, der das Leben der 1947 geborenen Liedermacherin Bettina Wegner erfahrbar macht: aufgewachsen in Ostberlin, mit 36 Jahren ausgebürgert, seither „entwurzelt“ und kreativ. www.salzgeber.de, www.berlinale.de


Die 36. „TEDDY AWARDs“

Vom 10. bis zum 20. Februar 2022 sollen die TEDDYs im Rahmen der Berlinale und natürlich der „TEDDY AWARDs“ vergeben werden und so Filme mit queeren Inhalten ins Rampenlicht rücken und queere Kultur fördern. Die Gala selbst ist für den 18. Februar in der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz in Berlin-Mitte geplant.

Queere Kultur, LGBTIQ*-Hochkultur und avantgardistische Aufreger, in den verschiedenen Kategorien ist alles möglich. „Der TEDDY AWARD ist die Leitveranstaltung für die schwul-lesbischen Filmfestivals der Welt. Mehr als 120 Festivalleiter aus allen Teilen der Welt treffen sich (...) in Berlin zum ‚Programmers Meeting‘ (...) Viele der beim Programmers Meeting vertretenen Festivals finden in ihren Ländern unter großen Repressalien statt. Der TEDDY AWARD nimmt sich dieser Probleme an und versucht diese Festivals zu unterstützen und zu beschützen.“ Die Reihe der Preisträger reicht von internationalen Star-Regisseuren wie Pedro Almodóvar und Derek Jarman bis hin zu internationalen Leinwandstars wie Oscar-Preisträgerin Tilda Swinton und Helmut Berger. Mit im Rennen ist 2022 auch der Film „Peter von Kant“ von François Ozon, der zudem die Berlinale eröffnen wird. „Peter von Kant“ sei eine freie Interpretation von Rainer Werner Fassbinders Meisterwerk „Die bitteren Tränen der Petra von Kant“ und eine Huldigung an Rainer Werner Fassbinder. teddyaward.tv/de/teddy/live

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