FAITHLESS im Interview

Und wieder ein Rücktritt vom Rücktritt. Das Londoner Dance-Trio Faithless Maxi Jazz, Sister Bliss und Rollo hatte sich 2011 zurückgezogen, um vier Jahre später fröhlich wieder auf der Matte zu stehen. Mit dem Remix-Album Faithless 2.0, an dem unter anderem Avicii, Tiesto und Armin van Buuren mitgewirkt haben, feiern die Meister des anspruchsvoll-hypnotischen House-Pop ihr willkommenes Comeback. Wie es dazu kam, erfuhren wir von Keyboarderin Sister Bliss (44), bevor sie am letzten Ferientag mit Sohn Nate (9) zu einem Ausflug aufbrach.

SISTER BLISS, IST DAS MIT DEM FAITHLESS-COMEBACK JETZT AUCH SO EINE ART BACK TO SCHOOL-GEFÜHL NACH DEN SEHR LANGEN BAND-FERIEN?

Nein, es ist viel toller. Wir sind wirklich erfrischt, vorfreudig und stecken voller Leidenschaft. Zur Schule bin ich nur so mittelgerne gegangen, mit Faithless ist mir die Arbeit dagegen ein reines Vergnügen. Wir können ja auch wirklich sehr dankbar sein. Die Musikwelt ist so unstet, man kann nie sagen, ob die Leute einen noch sehen und hören wollen. Aber wir hatten mit den Festivals im Sommer eine komplett wundervolle Zeit.

HAT DICH DAS ETWA ÜBERRASCHT?

Natürlich haben immer mal wieder Leute gefragt, wie es um Faithless bestellt ist es war schon klar, dass wir von unseren Fans willkommen geheißen würden. Doch wenn du dann tatsächlich 100.000 Leute vor dir hast, die alle komplett aus dem Häuschen sind und zu deiner Musik durchdrehen wie nicht was, dann ist das ein unvergleichliches und auch unbeschreiblich geiles Gefühl. Ich nehme diese Wertschätzung Faithless gegenüber nicht für selbstverständlich.

ALS IHR 2011 EUREN RENTENEINTRITT VERKÜNDET HABT, GAB ES DA BEREITS IN DEINEM HINTERKOPF DIE MÖGLICHKEIT EINER RÜCKKEHR?

Ja, ich wollte ja gar nicht zurücktreten. Das war allein Maxis Entscheidung: Er hatte genug und wollte sich um seine Mutter kümmern, die in Jamaika lebt, der er ein Haus gebaut hat und die gestern übrigens 93 Jahre alt geworden ist. Die Zeit ist endlich, man will auch mit den Menschen zusammen sein, die einem am wichtigsten sind, und wenn du 15 Jahre im Bus lebst, ist das schwierig.

UND WAR ES AUCH MAXI, DER DAS COMEBACK VORGESCHLAGEN HAT?

Das ist ebenfalls auf meinem Mist gewachsen. Ich fand, wir sollten unser 20-jähriges Bestehen feiern, und da wir vor zehn Jahren schon ein Best-of-Album gemacht hatten, war mir die Idee mit dem Remix-Album gekommen. Als ich Maxi dazu ein paar Festival-Shows vorschlug und wir zum ersten Mal zu den Proben trafen, war er gleich voll bei der Sache. Wir standen im Sommer mit acht Musikern auf der Bühne, das war eine krasse Energie. Dieses Comeback nimmt uns zwar in Beschlag, aber verglichen mit früheren Veröffentlichungen und Tourneen ist es deutlich entspannter und weniger kräftezehrend. Maxi ist ja auch nicht mehr der Jüngste. Er ist 58 und fegt über die Bühne, als wäre er höchstens halb so alt.

DU WARST IN DEN JAHREN DAZWISCHEN MIT EINER RADIOSHOW, SOLOAUFNAHMEN UND EINEM PLATTENLABEL GANZ GUT AUSGELASTET.

Oh ja, ich hoffe, dass Faithless meinem Label ein bisschen unter die Arme greifen. Ich will neue Künstler entdecken und nach vorne bringen. Mir bedeutet es viel, auf dem Laufenden zu sein, was elektronische Musik angeht. Ich mische da nach wie vor voll mit, gerade schon wegen der Show, bei der ich die Musik aussuche und moderiere.

WIE HABT IHR DIE DJS AUSGESUCHT, DIE EURE HITS REMIXEN DURFTEN?

Das war nicht schwer, da brauchte ich nur bei mir im Handy nach den Nummern gucken. Wir haben ja größtenteils mit Musikern gearbeitet, die wir seit Jahren kennen und schätzen, mit denen wir eine echte Verbindung haben. Tiesto zum Beispiel, der sich an God is a DJ gewagt hat. Dance Music ist eine ziemlich familiäre Angelegenheit.

WARUM ÜBERHAUPT REMIXE?

Weil die Leute uns sowieso dauernd remixen. Wir dachten, dann machen wir es mal offiziell und lassen, bei aller Unbescheidenheit, einen der erfolgreichsten Produzenten und DJ der Welt auf einen der größten Klassiker der Dance-Music-Geschichte los.

IST SCHON KLAR, WIE ES WEITERGEHT?

Nein, wir wollen es locker angehen und uns treiben lassen. Ich schreibe immerzu neue Musik, und sollte Maxi Lust haben, dazu zu texten, kann ich mir vorstellen, dass wir ein weiteres Album machen werden. Aber das ist kein Muss.

GIBT ES FÜR EUREN BANDGEBURTSTAG EINEN FESTEN TAG?

Nee. Und wenn ich ganz ehrlich bin, sind wir eigentlich schon 21. Wir schummeln uns einfach ein Jahr jünger. (lacht)

*Interview: Steffen Rüth


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